
(Erklärung siehe S. XIV.)
Im Salwintal.
VORWORT
E s war in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, als durch
den Missionär D e l a v a y die ersten Pflanzensammlungen aus einer der entlegensten
und damals am schwersten zugänglichen Provinzen Chinas, aus
Yünnan, nach Europa kamen. Beinahe die Hälfte der von ihm gesammelten
Arten erwies sich als neu für die Wissenschaft; es stellte sich
alsbald heraus, daß da ein ganz eigenes Florengebiet erschlossen war, das
wohl für seine geringe Ausdehnung das reichste der Erde ist. Die Gliederung
des Landes, das auch in geographischer Hinsicht zu den merkwürdigsten
gehört, wo in den tief einschneidenden Stromtälern zwischen
den hohen Ketten des in nord-südliche Richtung umgebogenen Himalaya-
Systems alle Stufen von der subtropischen bis zur ewig schneebedeckten
aufeinanderfolgen, die Lage im Entwicklungszentrum vieler
großer Pflanzengatt.ungen, die Richtung der Gebirgsketten, die eine Zerstörung
der Vegetation durch Eiszeiten verhinderte, indem sie immer
Wanderungsmöglichkeiten bot, und andere Umstände haben einen so großen
Reichtum an Pflanzenarten entstehen lassen. Die Schönheit vieler Pflanzen
von dort, die aus Gebirgen mit einem dem unseren nicht unähnlichen
Klima stammen, eröffnete für die Gärtnerei neue Aussichten, und so waren
es gärtnerische Unternehmer, die hier die Arbeit D e l a v a y ' s durch ihre
Sammler fortsetzen ließen, und es waren wohl besonders die jüngsten
Erfolge F o r r e s t s , welche die dendrologische Gesellschaft für Österreich-
Ungarn bestimmten, Ende 1913 ihren Generalsekretär Camillo S c h n e i d e r
zu ähnlichen Zwecken für ein Jahr nach Yünnan zu schicken. Um das
Unternehmen vielseitiger zu gestalten, ermöglichte mir die Akademie der
Wissenschaften in Wien, mich daran zu beteiligen, und als ich nach etwas
mehr als einem halben Jahr an der Rückkehr verhindert war, meine
Tätigkeit durch weitere viereinhalb Jahre allein fortzusetzen. Davon waren
drei der Provinz Y ü n n an und dem südwestlichen S e tschw an , zwei den
Provinzen G u id sch o u („Kweitschou“) und H u n an gewidmet.
Wenngleich ich nun als Botaniker gereist bin und mit meinem Fache
vollauf beschäftigt war, so will ich doch in diesem Buche auch alles
schildern, was ich auf anderen Gebieten beobachten konnte. Die Eigenart
und der Bau des Landes kann ja jenem nicht entgehen, der schon aus
pflanzengeographischen Gründen auf die Geologie etwas achten muß und