
schan hin, dem Yalung zufließt, den er nahe seiner Mündung in den
Yangdse erreicht. Dickstämmige Feigenbäume mit weit ausladenden Kronen,
vom Typus des „Banyan“, zweierlei Arten, die eine, Ficus cuspidifera, mit
dicken, rhombischen, starknervigen Blättern, die andere, Ficus superba, mit
schmäleren Blättern und an Kurztrieben dichtgehäuften Früchtchen sind
die mächtigsten Bäume in dieser Höhenstufe. Sie gehören sonst weit entlegenen
südlichen und westlichen Gegenden an und stehen hier einzeln,
besonders gehegt um die Dörfer und kleine Heiligtümer; die alten, aus
Bretterwurzeln sich erhebenden Stämme sind unter den tief gelegenen Verzweigungen
schon teilweise hohl und durch Mauerwerk ausgefüllt.
Kurz unter Gungmuying erreicht der Weg den N g a n n in g -h o selbst,
dessen Tal, das Djientschang, sich bald verengt, aller trotz der ziemlich
steilen Hänge überall Kultur gestattet und von zahlreichen Dörfern belebt
ist. In seiner Sohle steht hier Granif an, und in einer felsigen Schlucht im
Glimmerschiefer mündet bald der Bach von Yirnen, hoch von einer eisernen
Kettenbrücke überspannt. Der Pflasterweg führt bald hart am Flusse hin,
eingeengt zwischen diesem und den jeden erreichbaren Raum besetzenden
Reisfeldern, bald bis zu 200 m am Hange hinan, wie beim Dorfe Loiao,
wo das Tal an der Mündung eines größeren, neben einem hohen Berg von
Südosten herankommenden Seitentales einen Bug macht. Den Weg hat
streckenweise das Hochwasser weggetragen; statt daß man ihn neu gebaut
hätte, hat man einmal eine schön gemeißelte Erinnerungstafel angebracht
mit der Inschrift: .Hier war bis zum Jahre soundsoviel der Weg, da hat
ilm das Wasser weggenommen“, und den Weg die'Karawanen sich selbst
bahnen lassen. In Erinnerungstafeln sind überhaupt die Chinesen groß;
beinahe bei jeder Brücke steht eine mit den Namen der Spender, die für
den Bau zusammengetragen haben. Daß sie verewigt werden, war ihre erste
Bedingung wie bei uns leider auch jetzt wieder Orden und Titel. Die Dörfer
bestehen oft nur in einer gedeckten engen Straße, deren Pflastersteine so
durcheinandergeraten und glattgescheuert sind, daß man besser absteigt,
wenn man nicht die Beine des Pferdes gefährden will; jederseits ist ein
Tor, zu dem der Weg oft als Treppe hinaufsteigt. Der Verkehr ist sehr
groß, doch begegnet man beinahe nur Trägern zu Fuß und Reisenden in
der Sänfte. Schuttkegel und Terrassen geben den Talhängen Gliederung,
und bei D ö ts c h a n g schließt südlich eine weite Ebene an, an der Mündung
eines größeren Seitentales, welches von den nicht hohen kiefernwald-
bedeckten, hier zwischen Djientschang und Yalung gelegenen Mittelgebirgen
kommt. Erst gegen Dötschang herauf wird dieses Gebirge höher und
schmäler, eine ausgesprochene Kette.
Das Städtchen liegt über dem Nganning-ho am rechten Ufer. Eine
breite eiserne Kettenbrücke verbindet die von Tortürmen gekrönten Felsblocke
diesseits und jenseits des Flusses. Die Bretterstreifen in der Mitte
sind wohl breit genug, daß man reiten kann, aber in der Mitte ihrer Länge
schwankt die Brücke so sehr seitlich ausschlagend, daß mein Pferd schwankend
und stutzig wurde und ich fürchten mußte, in das offene Gitterwerk nebenan
zu geraten. Die Herbergen in Dötschang sind so schlecht, daß wir unbedingt
im Tempel Platz finden mußten. Aber sein alter ITüter wollte uns nur mit
Erlaubnis des Polizeibeamten aufnehmen, und erst als man diese nach recht'
zeitraubendem Suchen eingeholt hatte, wurde er so freundlich, wie er vorher
mürrisch gewesen war. Es gibt in Dötschang einen chinesischen katholischen
Priester, der uns in gutem Latein
zu einem Besuche einlud, und eine
in Beziehung zu einer evangelischen
Mission stehende Regierungsschule,
in der englisch gelehrt wird, aber
nach den Proben des Lehrers zu
schließen, der sie uns mit Stolz
zeigte, sicher nicht mehr als irgendein
„Boy“ kanm Der chinesische
Priester achtete sie wenig. „Est. no-
men scolae“ meinte er und schimpfte
tüchtig auf die Protestanten.
Von der Bergkette im Westen
winkt frisches Grün herab und von
ihrem Kamme mußte viel bisher
unaufgenommenes Land einzusehen
sein. Wir nahmen uns daher einen
leicht erreichbaren Gipfel im Hintergründe
des bei Dötschang mündenden
Tales zum Ziele, nicht gerade 13 Slraße in Dötschang.
den höchsten, sondern einen gegen
den Yalung vorgeschobenen. Als der Polizeibeamte von unserem Plane
hörte, tat er ganz entsetzt, denn dort wohnen die bösen Lolo. Jeder
chinesische Beamte schlottert, wenn er dieses Wort ausspricht. Die Lolo
sind tapfer und hassen- die Chinesen, die es auch meisterhaft verstehen,
sich verhaßt zu machen. Schon auf einem Spaziergang durch
die Felder vor den Toren hatte ich Gelegenheit, von einem chinesischen
Holzfäller zu hören, daß die Lolo dort oben gar nicht zu fürchten
seien, und die Angaben der Missionäre ließen nur eine Wiederholung
unserer Erfahrungen vom Lungdschu-schan erwarten. Als der Beamte
sah, daß wir bei unserem Plane blieben, gab er, der bald- darauf
bei Nacht und Nebel aus der Stadt, wo er sich unmöglich gemacht