
10. Blick auf den Lungdsehu-schan (3675»«) über Huili von S (über Hsiaomadschang, 2315 nt). Vorne Ptnus Yunnanensts.
der Erde sitzenden Feigen. Am 21. März übersetzten wir mit unserer
Karawane in den kleinen Fährbooten den D jin s c h a -d jia n g . Zuerst wollte
es nicht glatt gehen, es waren zu viele Pferde eingeschifft worden, sie
drängten sich und wurden unruhig, das Boot, nahm Wasser und kippte
fast um und einige sprangen in den Fluß und schwammen wieder ans
Ufer zurück. Langsamer ging es dann sicherer. Lt verrechnete uns einige
Cent pro Mann und für jede Traglast und mehr für jedes Pferd, dazu ein
Trinkgeld. Die Fährleute werden wohl nur dieses bekommen haben und
alles andere wird in seine Taschen geflossen sein, denn nach meiner
späteren Erfahrung ist auch diese Fähre öitenllich, daß heißt von der Regierung
unterhalten und gebührenfrei. Aber wir waren Neulinge und jetzt froh,
einen Abschnitt weiter, in S e tschw an , zu sein.
Im Aufstiege führt der Weg zunächst zwischen trostlosem Geröllc im
Bette der Schlucht des Schadscho-ho einwärts gerade auf eine Reihe von
grellgelben Felstürmen zu, die hoch oben herabdräuen. Bald aber biegt er
links a b ' und benutzt einen festen, alten Streifen des Berghanges zum Aufstieg.
Alles ist dürr, braun in braun, überall steile Rutschhänge und breite
Schlammsandmuhren, nur am Abbruch der Rutschfläche links, der am
Hochflächenrand selbst liegt, zeigt das Gestein bunte Farben. Vollständig
kahl sind auch die Höhen der Gebirge, die der Hochfläche aufgesetzt sind,
wie des Dien-schan im Nordosten; dem Betriebe von Kupferbergwerken
ist wohl der ganze Holzwuchs zum Opfer gefallen. Die Gesteinsschichten
übernehmen die Rolle der Farbengebung in der Landschaft, hier oben
über den grellrot verwitterten Kalkfelsen des Schluchtrandes wieder bunte
Mergel in reicher Folge dünner Schichten mit sanft nordwestlichem Einfall.
Der Markt Dungngan, der an einem ganz kleinen Zuflusse des Schadscho-ho
in 1900 m Höhe liegt, bietet uns Nachtlager. Es soll hier ein Lissu-Fürst
wohnen, wir bekamen aber — wenigstens bewußt — von seinen Leuten, die
hier recht weit von der Masse ihres Volkes abgetrennt sein müßten, nichts
zu sehen. Der Weg führt weiter nach Norden durch trostlos kahles Land
über einen niedrigen Rücken, dann quert er das flache, links aber tief
eingeschnittene l a l des in weitem Bogen daherkommenden Yangdschu-ho
und danach den Berg L u id a s c h u und jenseits des Dorfes Dschanggwan-
dschung, wo man uns — zum erstenmal auf unserer Reise — für die Nacht
wegen der vielen Diebe Wächter für unser Gepäck zur Verfügung stellte,
noch einen, alle von ungefähr 400 m Höhe über der Hochebene, über deren
nichtssagenden Formen nur der dreifache Gipfel des Lungdschu-schan vor
uns am Nordostende einer auch noch ganz kahlen, aber schon formen-
reicheren Bergkette das Auge zu fesseln imstande ist. An seinem diesseitigen
Fuße liegt am Yangdschu-ho Huili, ein ansehnliches Städtchen, das wir
durch ein erfrischend grünes schmales Becken am 23. März erreichten.