
ihn große Mengen von Rosenwurz (Sedum purpureoviride) und Fingerkrautgebüsche
ein, deren Stäinmchen und Zweige über und über wieder mit
Moospolstern beladen sind, merkwürdigerweise einem endfrüchtigen Moos,
der bräunlichen neuen Pottiazee Didymodon Handeln, deren dünne, kleine
Sporenkapseln dicht gedrängt stehen. Mehr einzeln wächst am Bache
Saussurea obvallata, deren saftiger Stengel an der Spitze die dicht zusammengedrängten
Blütenkörbe trägt, umhüllt von großen bleichen, jenen
des Cirsium oleraceum ähnlichen, aber dichter geschlossenen Blättern.
Durch Schutthalden eines kalkreichen Tonschiefers stieg ich schräg am
Hange hinan und fand hier wieder Arenaria Kansuensis, Hemiluphia pul-
chella in großblütiger gelber Form, dann die ausläufertreibende neue Saxifraga
Muliensis, die schmalblättrige Primula rigida, die neue Saussurea
katochaetoides mit breiten, starr gezähnelten Blättern und sitzendem Blütenkorb.
Der oberste Gipfel ist ein Klotz von Marmor und erreicht 4750 m
Höhe; er blieb der höchste von mir erstiegene. Die weißwollige ßaussurea
leucoma steht in seinen Ritzen und unser Pseudostereodon pulcherrimus
bildet dort goldgrüne Polster, die anderen Pflanzen hörten mit dem Tonschiefer
keine 50 rn darunter auf, doch finden sich dort noch Rasenflecke
mit 50 Arten von Blütenpflanzen, darunter auch noch die strauchigen
Potentilla fruticosa und Lonicera hispida, während Rhododendron adenogynum
bis 4600 m steigt. Obwohl die Sonne etwas durchkam, fehlten Fernblicke
wieder vollständig; so zog ich bald ab und widmete meine Aufmerksamkeit
noch weiter den Moosen, die besonders schattigfeuchte Stellen unter
Felsblöcken und an Erdabrissen in ansehnlichem Artenreichtum bewohnen.
Von unseren alpinen fanden sich hier Riccia sorocarpa, Distichium capil-
laceum, Encalypta ciliata, Campylopus Schimperi, dann die neuen Des-
matodon Setschwanicus, Tayloria pygmaea und an den Felsen Grimmia
subconferta und micropyxis, hier auch unser Gymnomitrium revolutum und
zwei neue kleine gelbe Saxifraga-Arten, triaristulata und elatinoides neben
S. montana und dem kleinen neuen Aconitum pulchellum. Diesmal wohl
der schwereren Sommerluft halber ganz ohne jede Bergkrankheitsbeschwerde
erreichte ich dem Bächlein entlang wieder das Lager, verspeiste während
des Abbrechens und Verpackens des Zeltes mein Mittagmahl und machte
mich dann an den Abstieg. Der große Weg führt nach Nordwest durch
ein kurzes und sehr steiles, felsiges Tal nach Weischa an den Dou-tschu'
hinab, für mich aber begann hier der Umgehungsweg des Räubergebietes,
den ich um so lieber nahm, als er, ohne mir sonst etwas zu entziehen,
mich durch — allerdings keineswegs weite — Strecken noch unauf-
genommenen Landes brachte.
Während wir noch auf dem nach Südwesten ziehenden schmalen
Kamme waren, von dem es dann nach links hinabgeht, durchnäßte uns
ein Gewitterguß aufs gründlichste; beim Abstiege aber bot sich von einer
Schulter ein guter Ausblick über das walderfüllte Tal, dem ich nun nach
auswärts zu folgen hatte; im Verein mit einem Gegenblick von draußen
mußte er seine Darstellung auf der Landkarte ermöglichen. Einige Hsifan-
Dörfer, aus wenigen Blockhäusern bestehend, liegen auf kleinen geneigten
Lichtungen, so das oberste, Piyi, in 3250 m Höhe, wo ich mich in einer
offenen Veranda nur mangelhaft trocknen konnte und bis spät in die
Nacht mit dem Einlegen der reichen Ausbeute zu tun hatte. Durch die
Schlucht und dann an der gegenüberliegenden Talseite, am Hang des
Berges Schagu, führt der winzige Steig auf und ab, die Seitenschluchten
hinein und wieder heraus. Der Regen hatte ihn arg hergenommen, der
Führer schickte überall Wegmacher voraus, und ich kam nur langsam
vorwärts. Das Tal untersteht Muli und gehört somit zu Setschwan, nicht,
wie die Karten zeigen, zu Yünnan. Von den Lamas ausgesaugt, führen
die Bewohner ein sehr armseliges Leben. Elende Fetzen kleiden Männer
und Weiber; jene, fast durchwegs Zopfträger, haben meist ein Messer und
(‘ine Schnupftabakdose umgehängt, diese blaue und rote Steinketten als
Haarschmuck, die Kinder sind meist ganz nackt, alle aber schwarz
gestreift von Schmutz. Ihre Häuser sind klein und auch recht schmutzig,
so daß ich die Vorräume und am zweiten Abend das Zelt der Befolgung
ihrer stets freundlichen Einladung vorzog, die mein Führer unter Umständen
zu beschleunigen wußte. Einmal befahl er einem Jungen an einem
Dorfrande etwas, als dieser uns aber zunächst mit offenem Munde anstarrte,
warf er gleich einen Stein nach ihm. Ein andermal mußte die ganze waffenfähige
Jugend eines Dorfes ausrücken, um friedliche Arbeit für die Wissenschaft
zu leisten. Am Ausgange des Tales senkt sich der Weg in die
subtropische Trockenstufe hinab, welcher der äußere Teil des D o u -ts c h u -
Tales angehört. Bilder, ähnlich wie am Yalung, bieten sich dort dem
Auge: Senkrechte Phyllitschichten bilden die Kante zwischen dem Fluß
und seinem westlichen Zufluß, dem Londa-ho. Enger drängen sich die
Dörfer; das von Nahsi bewohnte Dsengo liegt wie eine Festung auf der
Kuppe einer ins Flußtal vorspringenden Kante; die .Bewohner haben sich
vor dem Dorfe angesammelt, uns zu betrachten; immer weniger finden
wir sie mit Kleidern beschwert, je tiefer wir kommen. Ich selbst fühle
mich schmachten in diesem staubigen Backofen und blicke mit Sehnsucht
nach den dunklen Tannenwäldern, die halsverrenkende Blicke hoch oben
an den Bergvorsprüngen erkennen lassen. Aber jetzt darf solche Sehnsucht
nicht aufkommen. Mindestens ebenso interessant wie, was mich dort oben
erwarten würde, ist ja die Subtropenflora hier und ihre Erforschung für
die Erkenntnis der Florengeschichte des Landes, der Klimaschwankungen
und Pflanzenwanderungen vielleicht noch wichtiger. Hier fällt die neue