
94. Blick von der Hochebene se Dschungdien (4025 m) nach S auf das Gebirge
Piepun. Stecheichenbuch, Fichten- und Lärchenwälder.
95. Mekong-Schlucht ober Lota. Strudellöcher. Macchienwald.
Ob ich wohl an den Salwin gehen wolle, fragte der Beamte, der bei der
Bevölkerung verhaßt, aber sicher nicht europäerfeindlich war und sich mir
gegenüber sehr freundlich zeigte. „Fällt mir gar nicht ein,“ entgegnete ich,
„nur bis an den Mekong,“ denn ich wußte wohl, daß ich nicht den
geringsten Verdacht erregen durfte. Hier gab es Telegraph und mit dessen
Hilfe konnten meine ganzen Pläne zunichte gemacht werden und das Schicksal
jener G e b a u e r s teilen. Ich erfuhr wieder etwas von der Lage in der
Welt, freilich langsam, denn, nachdem morgens um 9 Uhr der Telegraphist
meine Depesche übernommen und die richtige Wortzahl berechnet und
bezahlt erhalten hatte, schickte er um 4 Uhr nachmittags zu mir mit einem
Zettel: „Please is it one words or two wds.?“ und nach vier Tagen erst,
in einer Zeit, in der man bei uns eine solche Strecke hätte reisen können,
erhielt ich Antwort. Durch Herrn K ok vermitteltes Geld mußte behoben,
Schuhe ausgebessert und eine Hose geschneidert werden. Dies alles brauchte
Zeit. Die Ponies hatten gründliche Rast nötig; mein Grauer begann zu
hinken und sich an der Schulter durchzureiben, denn er hatte zuletzt beim
Stolpern den Schweifriemen gesprengt und im Schlamme einer Lache verloren,
so mußte ein neuer gemacht werden.
Kisten mit Sammlungen sandte ich ab; auf die Dichtigkeit der einen,
für die kein Blecheinsatz vorhanden war, vertraute ich leider zu sehr, und
daher bekamen die noch bei Muli und am Schulakadsa gemachten, für das
Alter der Platten ganz leidlich gelungenen Farbenaufnahmen vom Rande
herein grüne Schleier. So hatte ich vom 18. bis 23. August zu tun und
doch — auch wegen des Regenwetters — nur Gelegenheit, den See bei
der großen Lamase zu besuchen, wohin mich noch der Gewährsmann von
Yungning führte, nachdem er mißverstanden hatte, daß es mir um den
großen, weiter entfernten, nach S zechenyi Omintsoka genannten, zu tun
war, in dem der starke Bach von Dschungdien mit seinen weiteren Zuflüssen
versiegt. Der kleine See ist eine recht elende Lache, aber an Kalkblöcken
dort konnte ich die drüsige Saxifraga candelabrum sammeln und
in der Heidewiese die grasblättrige Saussurea romuleifolia, Microula pustulosa
und anderes, auf festem Schlamm die sonst javanische Aongstroemiopsis
julacea. Von dort konnte ich die wenigen auffallenden Punkte peilen und
zeichnen, welche die flachen Waldhänge beiderseits der breiten Talfurche
gegen Hsiao-Dschungdien zeigen, um einen Gegenblick zu den vorjährigen
Aufnahmen von dort zu haben. Angeblich hatte sich zwei Stunden von der
Stadt eine 20 Köpfe starke Bande der gefürchteten Räuber aus Djiatschrin
(chinesisch „Hsiangtschen“) gezeigt, und ihr entgegen, irrtümlich aber nach
der falschen Seite, hatte man alle 100 Soldaten der chinesischen Besatzung
geschickt. So hatte der Beamte keine übrig und Vertrauen hatte er zu
seinen Soldaten sicher auch kein großes, deshalb sandte er zum Vorstand