
Massen auftretende dem Rippenfarn ähnliche, der eine (Plagiogyria glauca)
mit unterseits schön bläulichweißen Wedeln. Ein gutes Stück geht es durch
das Tal auswärts, dann hat ein seitlicher Wildbach hausgroße Blöcke
hineingeworfen und eine Schotterbank aufgeschüttet. Ein Steg aus zwei
schmalen Balken führt über den Bach, und spät schlug ich auf ihr das
Zelt auf. Das Aufbereiten der Ausbeute beschäftigte mich bis lange nach
Mitternacht, so reich war sie trotz der herbstlichen Zeit. Bahan hegt nun
hoch über dem linken Bachufer, was nicht hindert, zunächst einmal 600 m
am rechten erst steil und dann allmählich talauswärts zu hinaufsteigen zu
müssen bis auf den Rücken, der den Salwin östlich begleitet. Ein Hain
wilder Nußbäume steht im Walde am 'Aufstiege; sie sind den Leuten
wohlbekannt, die dicken Schalen ihrer Früchte lassen sich kaum zerschlagen
und der Kern ist ganz klein. Unter den Bäumen fand sich ein großer
Farn mit langgestielten, fußförmig geteilten Wedeln und schmalen Fieder-
chen, die neue Pceris tomentella. Von einem hohen Magnolia rostrata-
Baume mit fast kreisrunden 40 cm langen Blättern leuchteten rot in unerreichbarer
Höhe die Fruchtstände; ich bemühte mich, mit der Browning
einen herunterzuschießen, aber noch vergeblicher als oben um einen Blattbüschel
des Sorbus Harrowianus, und mußte mich mit alten vertrockneten
begnügen. Mancher Nachteil auf diesem Ausflug entstand dadurch, daß der
Tibeterjunge, den ich an L ao- L p s Stelle als Sammler aufgenommen hatte, im
richtigen Momente seilen zur Hand war, sondern sich gegen meine Absicht
mit dem Schleppen seiner Mundvorräte plagte. Einzelne mächtige Torreya
Fargesii und Fichten einer anderen Art, als mir bisher bekannt war (Picea
ascendens) stehen noch auf dem nur mehr 2900 m hohen Rücken
Alülaka, auch die indische Pinus insularis mit der gewohnten Quercus
dentata, imd, da der Wald zum großen Teile gerodet ist, hat sich der
Adlerfam ganz unangenehm breitgemacht. Seine Wedel bilden ein dicht
verschlungenes, schwer durchdringliches Dickicht ungefähr 1 m über dem
Boden, zwischen dem Wasserdoststauden (Eupatorium Wallichii), an
etwas offeneren Stellen Osmunda Japónica, eine Silene, die rosablütige
Orchidee Bletilla Yunnanemis, Leontopodium Sinense und Carex cruciata
mit goldbraunen Rispen gedeihen, während der Schmetterlingsblütler Apios
Delavayi mit aufrechten Trauben hell violetter ansehnlicher Blüten es mit
seinen weichen, schlingenden Stengeln verfilzt und im Schatten darunter
Houttuynia cordata, die aufrechte Hydrocotyle Javanica, kleine grüne
Orchideen, die niederliegende, langröhrige Pedicularia macrosiphon und
unser Nephrodium Thelypteris oder, ein ganz ähnliches in bezeichnender
Menge Vorkommen.
Der Tag war prachtvoll, die ganze Salwin—Irrawadi-Scheidekette war
zu überblicken. Die Baumbedeckung des Abhanges gestattet nur einzelne
Durchblicke auf die Windungen des 1200« tiefer fließenden Salwin, flußaufwärts
grüßt die Ebene von Tschamutong,' ein alter, flacher Schuttkegel,
in den zwei Bachläufe tief einschneiden, zwei Felspfeiler dahinter, aus
kristallinischem Kalk bestehend, engen den Fluß ein, und über diesem
heiteren Bilde starrt der Gomba-la, der Schneeberg von Tschamutong, wohl
zu 5500 m Höhe empor, eine feine, doppelspitzige, dunkle Pyramide über drei
breiten, nebeneinander gelagerten Gletschern, die weiß blinken unter dem
wunderschön tiefblauen Himmel. Ein anderer Gipfel, der dahinter hervorlugt,
einen Zackenkranz über einem Kare tragend, liegt bereits in Tibet. Uns
gegenüber im Westen, von vielen Tälern zerschnitten, dunkle Granit- und
Schieferberge mit zackigen Gipfeln. Schwarzgrüner Nadelwald steigt hoch
hinauf, wo er Halt finden kann, tiefer aber bedeckt alles der üppige Laubwald;
in verschiedener Farbenabstufung schließen die runden Kronen
zusammen zu einem ununterbrochenen Dache, das auf und ab den Falten
des Geländes sich anschmiegt, doch da und dort grünen Wiesenstreifen
und an trockeneren Kanten dem lockeren Föhrenwald Platz macht: das
grüne Land der friedlichen Ludse, deren Dörfer an den weniger steilen
Stellen der Hänge zerstreut liegen. Es war in seiner Klarheit eines der
berückendsten Gebirgsbilder, für das ich hier meine vorletzte Platte opferte,
denn die von Dschungdien aus telegraphisch bestellten waren noch nicht
angekommen. . Da sich bis zum Flusse hinab die mir sattsam bekannte
Föhren-Eichenwaldzone zu dehnen schien, verzichtete ich gern auf den
Abstieg dorthin, noch lieber aber auf den Wiederaufstieg, zumal da der
Abstieg ins Tal von Bahan nicht viel weniger tief ist. Dort übernachtete
ich in Meradon, dem ersten Dorfe der kleinen Ludse, zur Hälfte unter
einer gedeckten Maistriste, und beachtete nicht den ausnahmsweise klaren
Himmel, so daß morgens das Bett zur Hälfte naß von Tau war. Ihre hölzernen
Häuser stehen meist einerseits auf Pfählen, denn ebene Fleckchen sind in
ihrem Lande selten.
Mittags des 25. September erreichte ich dann nach steilem Aufstieg
die 4 5 0 « höher gelegene Mission von B ah an (chinesisch Pehalo), deren
weiße Umfassungsmauer weit ins Land leuchtet. Der Missionär war nach
Tsedjrong gegangen, so galt es auch hier, nur chinesisch zu reden. Das
Missionshaus und die Nebengebäude umgeben einen Hof, an dessen Bergseite
die geräumige, in chinesischer Bauart aüs Holz errichtete und bunt
bemalte Kirche steht. Der Missionswächter lud mich in ein Zimmer, nachdem
er gefragt hatte, ob ich wohl kein Deutscher sei, denn einen solchen
dürfe er nicht aufnehmen; von Österreich aber wußte er nichts. Er setzte
mir Milch und Honig vor, weshalb man aber nicht behaupten könnte, daß hier
das Land sei, das von Milch und Honig fließt, denn die Nahrung der
Ludse ist beinahe ausschließlich Mais und im Vorjahre war Hungersnot,