
Da der deutsche Missionär noch auf Sommerfrische auf dem ebenfalls
als Wallfahrtsberg berühmten Nanyo war, richtete ich mich in einer
etwas besseren Chinesenherberge ein. Der Beamte drängte, nach Tschangscha
zu reisen, ich schickte aber zunächst einen Boten dahin mit einem Briefe
an den Konsulatsbeamten, da ich leise daran dachte, nach Yünnan zurückzukehren,
und wissen wollte, ob ich meine Tiere hier verkaufen müsse
oder nicht, wo ich in Tschangscha Unterkunft finden könne, und was ich
überhaupt durch die Kriegserklärung zu gewärtigen habe. Da der Schiffsverkehr
durch den tiefen Wasserstand schon behindert war, verzögerte
sich die Rückkehr des Boten, so daß mich die Antwort, in der alles in
der umsichtigsten und freundlichsten Weise vorbereitet war, nicht mehr
traf. Der Beamte kam inzwischen selbst zu mir’ aber seinem Versuche, mich
abzuschieben, widersetzte ich mich, und übersiedelte, als Herr B r £ t o n
vom Sommeraufenthalte zurückkam, zu ihm,, trotzdem jener mich in der
Herberge interniert erklärt hatte. Mit B reton verlebte ich einige angenehme
Tage, sein Haus bot gegen die gleichmäßig drückende Hitze von 40°
einigen Schutz.
Höngdschou ist die ansehnlichste Stadt, die ich bisher in China gesehen
hatte, vor allem fielen die höheren, reichverzierten Häuser auf. Heiter
stimmt der quer über die Straße verkehrt aufgehängte englische Firmenschild
eines Schusters. Die Dächer sind jetzt durch Bambusstangen verbunden
und darüber Matten gelegt, wodurch die Straßen wohl beschattet
werden, aber auch die Dünste am Entweichen verhindert. Zu den
schönsten Duftquellen gehören die mitten in den Straßen ganz offen
stehenden, stets lecken, mächtigen Urineimer; der Naturforscher krankt
sicher nicht an Prüderie, aber, wer diese Wirtschaft sieht, den muß
der Ekel fassen. Nicht mir die Kulis auf der Straße, sondern auch alle
Kaufleute in ihren Läden tragen jetzt den Oberkörper gänzlich entblößt.
Das Wasser im Flusse sank in der Trockenheit rasch, so war zu
befürchten, daß der Dampfbootverkehr sehr bald aufhöre, und zu einer
weiteren Landreise in diesem Klima, mit dem ich nur unfreiwillig Bekanntschaft
machte, hatte ich keine Lust; daher mietete ich die Hälfte einer
der drei an ein Dampfboot. angehängten Dschunken für 16 $, von denen
drei in den Privattaschen eines Beamten der Dampfschiffahrtsgesellschaft
und einer in jenen des begleitenden Unteroffiziers insgeheim verschwanden.
Am 3, i September wurde es flott gemacht und arbeitete sich mit vieler
Mühe den von Sandbänken schon beinahe gesperrten Hsiang-djiang
hinunter." Alle paar Stunden fuhr es auf und blieb oft viele Stunden
lang liegen, die drei geschleppten Boote hängte man los und sie warteten
weiter unten, das winzige Dampfschiff wurde erst durch Hin- und Herspringen
139. Am Hsiang-djiang in Tschangscha.
der Bemannung auf dem Dache nach verschieden gerichteten Fahr- 140. im Hartlaubwald des Yolu-schan bei Tschangscha. Symplocos Wtisonii,
Pinus Massöniana, darunter Castanopsis sderoplujUa. Mittelgrund Liqiii-
dambar Formosana. R. rückw. T s a i W o ’s Denkmal.