
Sachen. Unser Boy Li. der den Vertrag — natürlich auch nur, weil er
selbst dabei kein Geschäft machte — untersuchte, entdeckte bald, daß
darin Siegel ohne die dazugehörigen Unterschriften waren, und Nachfragen
ergaben, daß die betreffenden Kaufleute ihre Garantie nicht gänzlich
ablehnen wollten,' da sie von der Post aus darum gebeten wurden, sie aber
den Mafu1 gar nicht kannten. Von der Anzahlung waren 200 $ angeblich
in den Taschen der chinesischen Postbeamten verschwunden, in Wirklichkeit
aber nach allgemeiner Ansicht doch wohl in jenen unseres biederen
Landsmannes, der jedem zum Abendessen Eingeladenen am nächsten
Tage erzählte, wieviel es ihn gekostet habe, und später einmal auf einen
Vorwurf bezüglich dieser Karawanenbesorgung erwiderte: „Ich habe den
Herren die Karawane besorgt, wenn sie darauf eingehen, ist es ja nicht
meine Schuld.“ Die 25 Tiere erwiesen sich dann als viel zu wenige für
unser ungeheures Gepäck und Li besorgte uns noch eine weitere Karawane
von 10 Tieren zum selben Preise bis Ningyüen.
Der Februar war größtenteils trocken und kühl, die Temperaturen
schwankten zwischen + 4 und + 2 0 ° und die geringste Luftfeuchtigkeit
betrug 34%. Keinen verfügbaren Tag ließen wir uns natürlich entgehen,
um die Umgebung und ihre Flora kennen zu lernen. Trotz der Dürre im
Winter bietet die überall die Berghänge bedeckende Steppe immer einige
Blüten, die kleine Viola Philippica, nickende weiße Körbe der Gerbera
Henryi, die rosavioletten des unserem alpinus ganz ähnlichen Erigeron
praecox und die kleinen gelben der Crepis acaulis, niedrige gelbgrüne
Wolfsmilch (Euphorbia prolifera) rosafarbenen Enzian (Gentiana Duclouxii)
und die kleinblütige, zartstengelige Glockenblume Wahlenbergia gracilis.
Gegen Ende des Monats schon stehen die Sträuchlein der Steppe in voller
Blüte, kleine borstenhaarige Alpenrosen (Rhododendron spiciferum) überall,
ebenso rauhes, auch in den Blättern rötliches Vaccinium fragile, weiße
Spiraea Schochiana mit reihenweise an den Zweigen geordneten Blüten-
döldchen, dornenstarrende Berberitzen (B. Wilsonae) mit winzigen seegrünen
Blättern und verschiedene Schmetterlingsblütler, wie die zarte
Campylotropis polyantha und das kriechende Desmodium microphyllum.
Sehr bezeichnend ist für die Steppe auch der Farn Gleichenia linearis.
Wie es unsere Landsleute zu den Vergnügungsausflügen, auf denen reichlicher
Imbiß und Trank die Hauptsache war, nach den Tempeln der Umgebung
zog, so zog auch uns der Drang nach botanischer Abwechslung
dorthin, denn in deren Bereiche wurden Waldbestände geschützt und
dadurch erhalten. Der nächste ist der Kupfertempel, D jin d ie n -se , im
Nordosten, nur wenig über der Ebene, die in zahllosen Dörfern bewohnt
i Pferdewärter, aber auch Besitzer von. Tragtierkarawanen.
* 1. HINREISE UND AUSFLÜGE UM YÚNNANFU *
ist. Ihre Häuser sind aus ungebrannten Lehmziegeln, die hohen Dächer
von einer Art, die ich nirgends wiederfand, nämlich nicht nur unten in
der bekannten chinesischen Weise nach außen geschwungen, sondern
dort wieder abgerundet, und auch oben am First ausgebaucht und
gerundet, so daß sie an der Giebelseite dem Längsschnitte einer Glocke
gleichen. Die Wälder sind schütter und bestehen vorwiegend aus drei
Baumarten, einer Kiefer, einer „Tanne“ und einer Eiche. Pinus Yunna-
nensis macht mit ihrem zarten, bis 20 cm langen hellgrünen Nadeln
und den dicken, langen, jetzt stäubenden Ähren der männlichen Blütenkätzchen
einen viel erfreulicheren Eindruck als unsere Föhren; die tatsächlich
den Tannen ähnliche und auch im Bau der langen Zapfen ihnen
verwandte, aber im Wuchs breit ausladende Keteleeria Davidiana ist ein ansehnlicher
Baum mit dürren graugrünen Nadeln, und Quercus variabilis blüht
jetzt und treibt ihre schmalen, fein- und langzähnigen Blätter aus, während
die vorigjährigen vertrocknet noch am Baume hängen. Etwas Gebüsch und
die Gräser und Kräuter der Steppe bilden den Unterwuchs und an
Grabenrändern gedeihen einige Farne, Bärlappe und Moose. Hinter dem
Kupfertempel entspringen Wasseradern und die Quellsümpfe erscheinen
schneeweiß von Massen des neuen köpfchenblütigen Eriocaulon Schochianum,
auch eine Primel (Prímula pseudodenticulata) blühte da und dort.
Ein dreitägiger Ausflug nach dem Elektrizitätswerk S c h ilu n g b a konnte
ohne weitere Vorbereitungen unternommen werden und brachte uns
wieder neue Einblicke. Man folgt zunächst der großen Straße nach Dali
und Birma, die zu den besser erhaltenen Karawanenwegen gehört, was
aber nicht besagt, daß die Pferde auf den ungleichmäßigen, oft schief
eingesunkenen, abgeschliffenen und ausgehöhlten Steinen nicht fortwährend
rutschen müssen. Auf dem westlichen Bergrücken verließen wir die Straße
und bogen nach Südwest ab über weite, flache Hügelzüge auf und ab
durch kaum bewohnte Gegend. Aber trotzdem ist wenig Wald übrig, die
Kiefern bilden nach Abbrennen und Abhacken nur niedriges Krummholz
.und dorniges, aber lockeres Gebüsch bedeckt weite Strecken. Noch ist
wenig in Blüte, aber manche der immergrünen Sträucher stechen durch
schöne, große Blüten hervor, wie Thea speäosa und die magnolienähnliche
Michelia Yunnanensis, erst das Zusammentreten zahlloser weißer Glöckchenblüten
zu fmgerig gestellten aufrechten Träubchen macht Pieris Japónica
auffällig. Der rote Boden, sowohl die Terra rossa als Verwitterungsprodukt
des Kalkes als auch die gleichfarbige rote Sandsteinerde tritt überall hervor
und gibt der Landschaft die Farbe. Oft sind darin steilwandige Gräben
eingerissen, ihr Grund ist moorig, und kleine Bambusse und großblütiger
gelber Jasmin (J. primulinum) umsäumen ihn. Der Ausfluß des Sees, der
Pudu-ho, gibt die Wasserkraft für das 30 km von Yünnanfu gelegene