
gelungen wie die Farbenaufnahmen, die wichtige Vegetationstypen zeigen.
Auch herunten in Manhao war das Klima während meines Aufenthaltes
nicht ungünstig, die Wärme nicht über 28° und die Luftfeuchtigkeit oft
wenig über 50%,
An den Ortsausgängen standen Posten, die wohl auch achten sollten,
daß ich nicht ohne Bedeckung ausgehe, und meine Ausflüge waren immer
von zwei Soldaten begleitet, die dem Korporal über meine Tätigkeit,
besonders die Anzahl der aufgenommenen Lichtbilder, berichten mußten.
Als sich einmal dieser selbst bemüßigt fand, mich zu inspizieren, lockte
ich ihn erst einen steilen, aus einzelnen Tritten bestehenden Holzhacker-
^ rcg geiadeaus einen Hang hinauf und dann durch einen von dornigen
Lianen durchsponnenen, vom Brande angerußten Savannenwald in einen
nur in „herablassender Weise“ erreichbaren tiefen Urwaldgraben, wo er Hann
unter unendlichen Flüchen mit beschmierter und zerrissener Uniform sitzenblieb,
während ich mich an tropischen Genüssen weidete. Seine Neugier
war damit geheilt und er wird noch lange seinen Landsleuten von dem
verrückten Tun dieses „Waigwojen“ (Ausländers) erzählen. Abends hatte,
ich dann immer mit den Kranken zu tun, die sich mit meinen f ü n f
Medizinen die unmöglichsten Leiden heilen lassen wollten. Besonders
kamen sie mit Hautkrankheiten aller Art, zum Beispiel mit talergroßen, kreisrunden,
anfangs roten Flecken, auf denen sich später Blasen bilden, die
eine schwarze Flüssigkeit entlassen, eine Krankheit, die hartnäckig zu sein
scheint, weil die Leute alte Narben derselben Form an verschiedenen
Stellen des Körpers zeigen (Ringwurm?). Ich arbeitete nach dem Grundsätze
„nützt es nichts, so schadet es nichts“, mit dem Ergebnisse, daß
alle am nächsten Tage es besser fanden und noch etwas wollten oder
auch noch eine Krankheit entdeckt hatten, so daß meine Heilmittel schließlich
zur Neige gingen. Der Beamte lud mich auch einmal zum Essen; er
wollte es recht europäisch machen, zeigen, was er könne, und vielleicht
auch deshalb wurde es in seinem offenen Hausflur aufgetragen, wo alle
Soldaten und anderes Gesinde um unseren Tisch dicht gedrängt herumstanden.
Er legte Gabeln, und geöffnete Taschenmesser auf den Tisch,
begann mit schrecklich verzuckertem schwarzen Kaffee, dann kam ein
recht gutes Essen, aber dazu Teetassen — glücklicherweise nicht mehr —
von gräßlichem Bier, das wohl die Wärme der heißen Quelle neben dem
Dorfe, 25°, hatte, und ein Wein, der schon s'eit. Monaten zu Essig geworden
war, zum Schlüsse verschimmelte Litschis und wieder ein Riesenglas
desselben übermäßig schwarzen Kaffees, der jeden Phlegmatiker hätte
wild machen können. ’ \
Da ich. für die Rückreise der Tragtiere halber an einen Markttag gebunden
war, verließ ich schon am 6. März Manhao wieder, nachdem ich
von Möngdse statt fünf nur drei Pferde geschickt bekommen hatte; glücklicherweise
konnte ich beim Markte im nächsten Dorfe noch zwei finden.
Ich nahm denselben Rückweg, aber langsamer, da ich in der Umgebung
der Dörfer Yaotou und Schuidien einen ganzen Tag zubringen wollte. Ein
Urwaldrest am ersten Bache, den der Weg kreuzt, in 660 m Höhe, wo
wir Mittagsrast machten, ergab gute Ausbeute: unter dem neuen Melo-
dorum chloroneurum einen kleinen Pandanus, den großen, auf Baumstämmen
Nester. bildenden Farn Asplenium Nidus, die an Felswänden kletternde
Arazee Rhaphidophora decursiva und in Felsritzen am Bache selbst das
bärlappverwandte Psilotum triquetrum. Dort finden sich auch besonders
zahlreich die Feigenbäume Ficus hispida und Roxburgkii, die ihre Früchte
aus dem alten Stammholz treiben. Weiter oben sahen wir eine Gruppe
von etwa 15 bis 20 Leuten auf einem Gipfel einige hundert Meter entfernt.
Die Soldaten behaupteten, es seien 30 Räuber, und luden ihre
Gewehre, worauf sich die Leute schleunigst entfernten, einige mit Lanzen,
die meisten aber mit Heubündeln auf dem Rücken, die nicht die
übliche Ausrüstung von Räubern sein dürften. Zwischen Y a o to u und
Schuidien öffnet sich in 1100 m Seehöhe ein tiefer Saugschlund unter einer
Felswand; wo sich der Bach in das Loch stürzt, ist so glatt gewaschenes
Ivalkgestein, daß man achtgeben muß, nicht hineinzurutschen, herum aber
die herrlichste Tropenflora; Brassaiopsis papayoides, ein ansehnliches Ara-
liazeen-Bäumchen mit einem Quirl großer, kreisrunder, dunkelgrüner, nur
einfach gelappter Blätter, wilde Bananen, das Korbblütlerbäumchen Ver-
nonia volkameriaefolia mit ausgebreiteten Rispen ansehnlicher, schön blauvioletter
Blütenkörbe und vieles andere. Alles ist von Lianen überwuchert,
unter denen das Rebengewächs Tetrastigma planicaüle und der japanische
Hopfen — dieser allerdings nicht holzig — vorherrscht. Kräuter finden sich
nur wenige unter diesem allzu dichten Dache, nur an offeneren Stellen,
gedeiht wieder die saftstrotzende Alpcasia odora mit weißen Blütenscheiden.
Besonders die trockeneren Steilhänge der Schlucht sind mit dornigen
Lianen (Caesalpinia), aber auch mit reichblütigen Senecio scandens, Jasminum
bifarium und polyanthum überwuchert, die die schwachen Gesträuche niederbiegen
und vollkommen undurchdringlich machen. Drunten soll natürlich
ein Drache hausen, den die Leute mir, während ich mich dort herumtrieb,
durch'Gebrülle vorzumachen suchten. S c h u id ie n wiederum (1300 m) liegt
inmitten der obersten von tropischem Savannenwald bedeckten Hänge.
Zwischen den Feldern finden sich noch einzelne große Bäume der Dua-
banga grdndiflora, ihre Zweige krümmt das Gewicht der an ihren Enden
in Köpfe zusammengestellten schweren, saftigen Kelche, die zarte weiße
oder gelbliche Blütenblätter umschließen, aus der dunklen, breiten Krone
bogig herab. An den Hecken der Wegränder ist der spreizklimmende