
Von dort geht es am nächsten Morgen sehr bald wieder in ein tief
eingeschnittenes, soviel wie unbewohntes Tal hinab, aber seine Sohle liegt
doch höher als der Hwatjiao-ho und das Aussehen ist ein ganz anderes.
Gleichmäßige, steile Hänge beiderseits, zwar Kalk, aber nur oben, wo
besonders harte Schichten flach aufliegen, senkrechte Mauern. Die Hänge
sind überall grün vom Graswuchs, besonders in den beiden unteren Dritteln
richtigem Dschungel aus den Hochgräsern Saccharum amndinaceum, The-
meda gigantea und Arundo Uonax. Ein Wald, der sich in derselben Ausdehnung
um einen Tempel herabzieht, hat Schluchtwaldcharakter; sein
Hauptbestandteil ist der süß duftende, reichblütige, rosa Schmetterlingsblütler
Falbergia Hupeana, auch Ficus cuspidifera ist häufig. Eine Steinbrücke
von mehreren großen Bogen, der Baling-tjiao, führt über den Fluß
und der Weg steigt allmählich gegen Norden an. Gewittergüsse in der
Nacht hatten alle Wässer geschwellt, den Treppenweg herab sprang lustig
ein Bach, und es mag sein, daß ich unter solchen Eindrücken die Erscheinungen
an den Gewässern der Gegend überschätzte, wenn ich mich
auch bemühe, mir ihr Durchschnittsmaß vorzustellen. Gewaltige Wasserstaubwolken
im Norden sperrten beinahe die Taltiefe und beim Aufstiege
entfaltete sich der Blick auf den Wasserfall D is c h u i-ta n gegenüber
immer mehr. Es ist sicher nicht überschätzt, wenn ich ihn in dem Zustande,
wie ich ihn gesehen, den Krimmlerfällen gleichstelle. Die Gesamthöhe
von gut 300 m ist dieselbe' im Bogen stürzt er frei über die unterste
Hangstufe herab, darüber ist das Bachbett etwas eingeschnitten und zwei
weitere Fälle liegen mehr versteckt, der oberste beginnt am Rande des
Hochlandes von Muyu selbst, den er kaum eingekerbt hat. Bis heraus
dringt der Donner, und doch hatte ich von dem sehon 3 hm nördlich gelegenen
Sättelchen Djigungbei noch ein gutes Stück am Hange taleinwärts
zu gehen, um alle drei Fälle deutlich genug auf eine Platte zu bekommen.
Nach abwärts wird das Tal etwas weiter, unter der Vereinigung mit jenem
des Beschui-ho von Hwanggoso bildet es einen flachen Kessel, empfängt
dort als Zufluß die Gewässer, die wir vor Muyu gekreuzt haben, und
wendet sich, etwa 15 km von unserem Wege, mehr nach Osten.
Eine schmale Hochebene mit Kohlenvorkommen, die gleichhoheFortsetzung
131. Blick von Taipinggai auf die Zackenketten jenseits des Hwatjiao-ho.
jener von .Muyu, längs des Weges nebst Laubwald mit viel Cunninghamia
und Thea oleifera bestanden, zwischen denen Gleichenia linearis besonders
häufig ist, trennt uns vom weniger tiefen Einschnitt des Beschui-ho.
Diesen sieht man in einem Tale von U-Querschnitt, das oben rotgelbe,
eben gelagerte Kalkfelsen begrenzen, braun und deutlich über seine Ufer
geschwellt, in starkem Gefälle stäubend herabspringen. Weiter oben aber
steigt mitten aus einer dürren Ebene eine breite Rauchwolke hoch empor.
Ich wußte wohl schon von dem Wasserfall, von Hwanggoso, zu dem ich 132. Der Wasserfall Dischui-tan.
Vorne Ilochgrasdschungel- aus wilden Zuckerrohrarien.