
dem Acer Fargesii mit rötlichen Blättern und Früchten und der markigweiche,
kleine, himmelblau blühende Saxifragazeen-Strauch Dichroa febrifuga
häufig ist, stehen mächtige Bäume wohl der schönsten Eiche (im weiteren
Sinne), die mir bekannt wurde, Castanopsis Tibetana; ihre ziemlich schmalen
oft scharf gezähnten, lederigen, immergrünen Blätter sind unterseits braun-
filzig und erreichen 25 cm Länge, die aufrechten Ähren mit dornigen
Fruchthüllen 15 c»». EineBambusee (Indocalamus longiauritus), deren üppige
Schossen handbreite, an langen Öhrchen borstig gefranste Blätter treiben,
war neu und bis weit nach Hunan hinein häufig.
Unterhalb Madjiadwen verläßt der Weg das nach Nordost abbiegende
Tal und folgt in südöstlicher Richtung weiter einem Zuflüsse. Die Steilhänge
sowohl unten am Bach als ober dem Wege sind übersät mit goldgelben,
kugelförmigen, in umfangreiche Rispen zusammengestellten Blüten
des stacheligen Schmetterlingsblütlers Caesalpinia Nuga, dessen lange, dünne
Ranken die Gebüsche niederdrücken, die sie überziehen. Bei Gudong wird
noch ein gerade nach Nordost fließender Bach göquert, und erst am nächsten
Tage, immer ohne besondere An- und Abstiege, erreichten wir das zunächst
nach Süden gerichtete Tal von Duyün. Die Gebirge sind wieder stark zerschnitten
und haben etwas Kegelbergähnlichkeit, also auch im Quarzit unter
dem Einflüsse des Klimas, aber alles ist grün und scharfkantige Formen fehlen.
Bei Wendwen gibt es wieder Kalkhügel jenseits des Flüßchens, und das Tal
verläuft bis Duyün zwischen den 45° steil östlich einfallenden Schichten.
Sein Fluß, unter anderem von dem neuen Rhododendron rivulare eingefaßt,
empfängt einen großen Zufluß von links und .einen von rechts. Dieser kommt
am Fuße eines ansehnlichen bewaldeten Gebirges her, aber es fehlte mir nach
dem verlängerten Aufenthalte in Guiyang die Zeit, hier wieder mindestens
einen Tag zu seinem Besuche zu bleiben. Obwohl ich keine Wegaufnahme
mehr machte, konnte ich aus den Entfernungsangaben in Li und der von meiner
Karawane gebrauchten Zeit im großen erkennen, daß das Städtchen
ungefähr 2 0 km weiter östlich liegt, als es S tieler’s Handatlas verzeichnet.
In aller Frühe vor dem Aufbruch kam der Beamte mich zu besuchen und
brachte Geschenke mit und ich konnte mich gar nicht erkenntlich zeigen,
denn ich hatte nichts zur Hand; unterwegs sei es nicht nötig, meinte
Li, aber, daß er Recht hatte, möchte ich bezweifeln, sondern er fürchtete
wohl, damit Arbeit zu bekommen.
Der Fluß behält zunächst seine Richtung und wendet sich erst weiter
unten nach Osten, mein Weg aber gleich hier, indem er zu einem 970 m
hohen Sattel ansteigt. Hier ist' alles grasbedeckt, kein Waldrest ist zu
sehen. Jenseits auf flacherem Boden findet man in geringer Ausdehnung
ganz kurze, trockene Wiesen, die sich mit unseren Heidewiesen vergleichen
lassen. Eine gute Anzahl von niedrigen Stauden ist für sie bezeichnend,
so die waldmeisterähnliche Oldenlandia uncinella, zerschlitztblätterige
Potentilla Chinensis, die seltene Burmannia disticha mit blau geflügelten
Kelchen, einige kleine Orchideen, wie Calantlie angusta var. laeta und
Phyllomphax Galeandru, und das über holzigem Wurzelstock sich zu Rasen
ausbreitende, großblütige Melastoma repens.
Einem mir begegnenden Manne kaufte ich zwei Riesensalamander ab
(Megalobatrachus maximus), Tiere von 42 cm Länge mit Rückenkamm
und flachgedrücktem, 6 Vs cm breitem Kopf, die aus dem Flusse hier sein
sollen; es wird eine Medizin daraus gewonnen, ich aber setzte sie in
Formalin. Erst jenseits eines kleines Tales, wo wir wieder auf Sandstein
kommen, gibt es Baumwuchs, Kiefern, aber beim Abstiege in das nächste
auch wieder Abwechslung, so das kleine neue Bäumchen Meliosma pannosa
mit braunhaarigen Blättern und Blütenrispen. Die ganze Gegend hier scheint,
nach den mehr steppenähnlichen Grasbeständen zu schließen, etwas
trockener zu sein, vielleicht weil sie zwischen zwei Bergketten mehr abgeschlossen
ist. Unten am Bache, beim Dorfe Dodjie, erhebt sich ein
kleiner Kalkhügel, als Schichtkopf über dem Sandstein nach Westen steil
abfallend, und dort gab es schon im raschen Vorbeikommen Neues zu
sammeln, die unterseits schneeweiße Sorbus Folgneri, die klein- und rauhblätterige
Hamamelidazee Loropetalum Sinense, jetzt mit Früchten, und
in den Büschen am Bache den grünblütigen Schmetterlingsblütler Apios
Fortunei. Der Wald auf dem Hügel blickte so verlockend herab, daß ich
es mir nicht Versagen konnte, in dem eine halbe Stunde weiter gelegenen
Dorfe M ao tsao p in g am 13. Juli einen Halttag zu machen.
Vormittags kam ich nun gleich wieder nach Dodjie herab und untersuchte
den Hügel genauer. Den weniger geneigten Humusboden der
Schichtfläche überdeckt ein hochstämmiger Bambushain (Phyllostachys
puberula) und ihn überragen mächtige Bäume von Liquidambar und
Eichen, Eriobotrya und Photinia Davidsoniae, in deren Schatten kleine
rosa Ardisia und weißfleckiger, leierblätteriger Rubus Chaffanjoni blühen.
Auf der Kante und dem Absturze aber findet man einen macchienähnlichen
Wald kleinblätteriger, keineswegs hoher, aber döch alter, knorriger Bäume:
Hainbuchen, Quercus phyllireoides, Pittosporum floribundum mit kleinen
Kugelfrüchten und der lebhaft gelbblütige immergrüne Evonymus Dielsiana.,
Platycarya, das merkwürdigste aber ein eichenähnlicher Baum, wie eine
Lithocarpus mit aufrechten Stempelblütenähren, diese wie die jungen
Blättchen, die sich zu dreien und seltener fünfen zu Fiederblättern zusammengestellt
erweisen, mit goldbrauner Behaarung, der sich schließlich
als die walnußverwandte Engelhardtia chrysolepis zu erkennen gibt. Nachmittags
befriedigte mich nicht viel weniger der Besuch eines Wiesenmoores
auf quelligem Kiesuntergrund in einer Senkung des Rückens. Nebst