
recht brummig, verlangte tolle Preise für Milch und Butter, die ich aber
einer Abwechslung halber doch kaufte. Die schmutzige und ranzige Rinde
der Butter kratzte ich ab, er hob sie auf und schmierte sie sich nach
tibetischer Sitte sofort in die Haare. Daß meine Leute die Preßpapiere am
Feuer in seiner allerdings sehr kleinen Hütte trocknen, wollte er nicht
dulden. Im weiteren Abstiege verlockte mich noch die Pseudotsuqa zu einer
Aufnahme. Hoch oben am Hange standen zapfenbesetzte Bäume, die ein
gutes Bild geben mußten, aber als Zugang kam nur ein Bach in Betracht,
der da über Felsblöcke herabsprang. Mehr durchnäßt als ich schon war,
konnte ich nicht mehr werden, so ging ich die Sache frisch an, mit Vorsicht,
denn die algenüberzogenen Steine waren sehr rutschig, die Aufnahme
gelang aber. Rasch stiegen wir ab bis Londjre; zu der Gegensteigung hätte
ich gerne das Pferd bestiegen, aber dem jungen Manne, der es führte, war
gar nicht darum zu tun, auf mich zu.warten. Ich konnte mir die Kehle
danach ausschreien, aber er trachtete, wie wir alle, rasch aus dem Regen
in das trockene Tal hinabzukommen.
In Londjre blieb ich einen Tag, um alles, wirklich alles, zu trocknen..
Die Einwohner waren sehr freundlich, ich bekam Unterkunft in einem großen,
offenen Raum, hatte nur etwas Mühe, einen alten, stöhnenden und
schnarchenden Mann zu bewegen, von seiner Kiste herunterzukriechen und
sich einen ändern Platz für die zwei Nächte auszusuchen. Abends lud
man mich auf die Teppiche am Feuer ein und setzte mir Tee vor, während
zwei Lamas ununterbrochen ihre Gebetmühlen schnurren ließen.
EINE FUSZWANDERUNG ZUM LUDSEDJIANG
Der chinesische Weg über den Schöndsu-la. — Frost. — Epiphytensträucher des
Doyon-lumba. — Adlerfarndickichte. — Ein Blick über den Salwin. — Triangulierung
bei Bahan. — Die Missionäre. — Über Nisselaka und Si-la an den Mekong zurück.pÄ;;
Ein wildes Tal. — Riesentannen.
Da die Wege an den Salwin nicht reitbar sind, Li als Opiumheld aber
natürlich zu Fußmärschen ungeeignet war, mußte ich für die Reise dorthin
meine aufgeschnappten chinesischen Brocken- zusammensuchen und mich
meiner gemieteten Katze entledigen. Koch konnte D schaffa selbständig
sein. Der Träger, der oben widerspenstig geworden war, erklärte sich
krank, so gab ich ihm und einem zweiten die Ausbeute vom Doker-la
und schickte sie mit Li nach Tsedjrong zurück, nahm aber einen anderen aus
Londjre auf, einen struppigen Tibeter in bunten, hohen Stoffstiefeln, einen
kräftigen, lustigen Gesellen mit verwildert über das Gesicht hängendem
Haar, der kürzlich Christ geworden war und mir später zu meiner großen
Freude seine Gebetmühle verkaufte. Genau so, wie es D avies hier gegangen
99. Mischwald aus Eichen, Ahornen, Tannen u. a. am Aufstieg zum Doker-la, 3000 m.
Mitte Pseudotsuga WilsoUiana, r. Pinus tabulaeformis. Vorne Weiden, Sorbaria,
Rodgersia pinnata.
100. Lamas in Tsedjrong mit Gebetmühlen beim Gesundbeten.