
* 7. LIDJIANG UND DER YÜLUNG-SCHAN
meines hier anbelangt, auch dem Regen stark zugänglichen Dachräume
waren mir in den Häusern der Nahsi immer die liebsten Quartiere. Die
Männer tragen sich mehr oder weniger chinesisch, doch meist mit einem
Filzhut und auf dem Acker oder der Weide mit einem dicken filzenen
Wetterfleck genau wie die Tiroler Hirten, die Frauen mit bis zur
Erde reichenden Fältenröcken. Sie haben wohl einen kleinen Tempel,
aber im Dorfe keinen eigentlichen Priester oder Beschwörer, doch findet
man in manchen Häusern ihre Zauberbücher mit der merkwürdigen
Hieroglyphenschriftdie keineswegs veraltet ist, sondern noch heute verwendet
wird; Herr Kok zeigte mir 1915 eine Rechnung über den Bau
eines Hauses, die ihm der Tischler in Nahsi-Zeichen geschrieben hatte. Die
Leute sind eifrige Jäger; sie haben selbsterzeugte Luntenflinten, noch mehr
aber Armbrüste mit Pfeilen, die mit dem Gifte der Wurzelknollen von
Sturmhutarten, besonders des windenden Aconitum Delavayi, vergiftet
werden. Ein kleiner Ritzer soll einen Bären sofort töten; dann - springt der
Jäger hinzu und schneidet das Fleisch um die Wunde aus, bevor das
ganze durchs Gift ungenießbar gemacht wird. Heute sind die Leute von
Ngulukö zum großen Teile Botaniker; F oRr e st verwendet sie seit 1904-
als Sammler, und viele haben sich durch Intelligenz, Frische und Formensinn
und nicht am wenigsten auch durch ihre Kenntnis ihres Gebirges als
ganz hervorragend brauchbar erwiesen. Sie haben die einzelnen dort vorkommenden
Pflanzen besser im Kopfe als er selbst, sagt er. So kamen
sie auch während der neun Tage meines Aufenthaltes im Dorfe allabendlich
in Scharen gerufen und ungerufen mit ihrer Ausbeute in mein Haus,
breiteten sie im Hofe aus und es entstand ein regelrechter Pflanzenmarkt.
Der Y ü lu n g -sc h a n erhebt sich zunächst allmählich aus der Ebene.
Bewaldete Rücken, zwischen denen unten alte heidebedeckte Schuttkegel,
in 3300 m aber von üppigen Wiesen erfüllte Mulden lagern, ziehen vom
Hauptkamme wenige Kilometer lang nach Osten heraus; nur südlich von
Ngulukö, wo er an Höhe schon bedeutend abnimmt, fällt jener beinahe
unvermittelt in die Ebene ab. Am Bergfuße findet man wenig anstehendes
Gestein, durchaus Kalk, in dem ich .später Fossilien, schlecht erhaltene
Korallen, fand, die eine Altersbestimmung bisher noch nicht ermöglichten.
Über ihm liegen überall Schotter und Konglomerate und auf dem Schwemm-
kegel von Ngulukö mächtige gerundete Blöcke eines diabasartigen Eruptiv^
gesteins Von lavaähnlicher Struktur, die auch Kalkstückchen mit Krinoiden ein-
schließen. Sie stammen von hoch oben am Berghange, wo ein guter Teil
auch des Kammes selbst aus dunklem Diabas besteht, der, nach den
Einschlüssen zu schließen, schon ein sehr alter Erguß sein kann; an der
i Vgl. darüber BACOT, Bes Mosos.