
nickenden Glocken lind Primula pinnatifida mit köpfchenförmigen Ähren
nickender kleiner blauer Blüten, dann niedriger dunkelvioletter Salbei
(Salvia Evamiana), großes rosa Allium Victoria!is und andere. Wundervolle
Düfte gehen von allen diesen Alpenblumen aus, Honigdüfte der Blüten
und würzige von Drüsenhaaren, die noch nach zehn Jahren von den getrockneten
Exemplaren die ganzen Herbarpäcke durchsetzen. In der Tat,
damit kann sich das Schönste in unserer Alpenflora nicht annähernd
messen und auch meine weiteren Reisen in Yünnan haben mich belehrt,
daß der Yülung-schan das Ideal ist., der Blumenberg, dessen Pracht in
landschaftlicher und botanischer Hinsicht nirgends mehr erreicht wird, und
man könnte sich auch wirklich nicht vorstellen, wie sie übertroffen werden
könnte. Durch die Tätigkeit D elavay’s , F orr est's und S chneider’S (ich
rechne meine nicht dazu, da sie nur eine kurze orientierende und keine
eingehende war) sind' wohl schon 5000 verschiedene Arten von Blütenpflanzen
von seinen Hängen bis zum Strome hinab, also aus einem Gebiet
von 50 h n im Geviert, bekannt geworden und das entspricht beinahe der
Flora der ganzen Balkanhalbinsel! Für heute wurde meiner Tätigkeit und
Freude ein rasches Ende bereitet, es begann zu hageln und zu gießen,
beün Hals ging's hinein und bèi den Schuhen heraus, und in den nächsten
Tagen wiederholte sich dies öfter.
Aber auch, wenn der Himmel sich blau und rein über die ganze
Gegend breitet und die Sonne recht unangenehm aufs Dach brennt und
die Luftfeuchtigkeit bis auf 35% herabsetzt, bleibt der Schneeberg sehr
selten frei. Nahezu täglich ballt sich, nirgendsher gekommen, eine Wolke
um seinen Gipfel und heftige Gewitter entladen sich dort; F orr est zählte
einmal 60 Blitze in der Minute. Diese Niederschläge, immer in Schneeform,
bedingen die starke Gletscherbildung und diese wieder drückt im Verein
mit der Steilheit der wenig gefestigten Hänge die Baumgrenze und die
Hochgebirgsflora überhaupt viel weiter herab, als sie in ähnlich gelegenen,
aber in den Gipfeln niedrigeren und weniger alleinstehenden Gebirgen von
Yünnan und Südwest-Setschwan liegen. Die klimatische Feuchtigkeit der
Hochregion mag es auch im Verein mit dem vielen offenen Boden und
dem abwechslungsreichen Gestein sein, welche die unvergleichlich reiche,
man möchte sagen: potenzierte oder konzentrierte Hochgebirgsflora gerade
hier ermöglicht, erhalten oder zusammengebracht hat. Das häufige Nebelreißen
in der Regenzeit ganz Yünnans wird von dem umliegenden Land
— mit Ausnahme der Tiefe des Yangdse-Cafions — durch die Lidjiangkette
nicht abgewehrt und es ermöglicht selbst auf durchlässigem Schotterboden
der Heidewiesenformation ein üppiges Gedeihen. Sie zeigt sich am schönsten
dem Wege entlang, der nach Norden, am Ostfuß der Kette hin, zu Beschui
(„Weißwasser“) führt.
43. Am Rand einer Schneemulde am Yülung-schan, 4225 m. Primula pseudo-
sikkimensis, P. pinnatifida, Trollius Yunnanensis, Allium Victorialis, Salvia
Evamiana, Leontopodium calocephalum.
44. Die Voralpenmatte Ndwolo am Yülung-schan, 3500 m. Strobilanthes versicolor,
Trollius Yunnanensis, Anemone demissa, Berberis dictyophylla. L. Picea, rückw.
Abies Forrestii.