
hindern. Daß ich keine Freundlichkeiten auf Lager haben konnte, ist selbstverständlich,
aber die stolzen Hunan-Kulis wollten auf den Schimpf „Kou-pi“,
der das rückwärtige Viertel eines Hundes und auch, was von dort kommt,
bezeichnet, doch noch die Gekränkten spielen. Die Ponies hatten von dem
Ritte zum großen Teile auf allerdings gutem Pflaster auch etwas zu
erzählen, als ich schließlich um 3 Uhr zur Mittagsrast kam. Zehn Li
weiter übernachtete ich das letztemal vor T sc b a n g s c h a , wo ich diesmal
in einer schönen Wohnung in Lingwandu mit Aussicht auf den Fluß
und Yolu-schan wohnen konnte. Sie kostete mich auch nichts, und so
bin ich für ihre Vermittlung und die gemeinsame Messe mit ihm Herrn
L. A l f f sehr verbunden. Den Zusammenbruch Bulgariens erfuhr ich noch
in Hsikwangschan, bald nach meinem Eintreffen in Tschangscha hörte
man von jenem Österreichs, und dann kam der Waffenstillstand Deutschlands.
Die Folgen, die sich daraus für uns in China ergeben sollten,
konnte zunächst niemand ahnen.
„REPATRIIERT“
Überwachung nach dem Zusammenbruch. — Verwahrung der Sammlungen.,— Abreise. —
Zwischenfalle in H ankoujg- Fluß- und Seefahrt,-- Die englische Bedeckung. | | Furunkulose.
— Die erst'en Friedensnachrichten, gg- Über Wesel und München nach Tirol und Wien, - ä
Zurückhaltung der Sammlungen.,:*^ Weiterarbeit und Verschwinden meines Sammlers.
Zu Weihnachten begannen sich die Behörden um uns zu kümmern r
Auf Befehl von Peking wurden wir aufgefordert, uns eintragen zu lassen,
unsere Bilder wurden dorthin eingesandt. Niemand aber glaubte daran,
daß an den Zeitungsnachrichten, nach denen China jetzt die feindlichen Ausländer
nach Hause schicken wolle, etwas Wahres sei, nachdem die Regierung
allen ähnlichen Ansinnen der Alliierten bisher aufs tapferste passiven
Widerstand entgegengesetzt hatte. Leider erwies ^ich unsere Zuversicht als
trügerisch. Der von, allen Chinesen geteilte Glaube, daß wir den Krieg
gewinnen, und die Furcht, dann zur Rechenschaft gezogen zu werden,
waren es doch hauptsächlich gewesen, welche 'die Regierung bestimmt
hatten, nicht schärfer gegen uns vorzugehen. Das Schmutzigste, was
während des Krieges geschehen war, wurde nun überboten. Nur eine Regierung,
wie es die chinesische war, konnte für eine halbe Million Dollar
gegen den Einspruch großer Teile der Bevölkerung, vor-allem der Kaufmannschaft,
jetzt, nach Abschluß des Waffenstillstandes, auf ein solches
Ansinnen der Alliierten eingehen. Anfangs Februar begann die Überwachung
der Geschäftshäuser, es durfte nichts mehr hinaus- und hineingebracht werden;
am ersten Abend der neuen Anordnung, als ich vom Essen nach Hause
ging, wollte ein Polizist sogar meine Rocktaschen untersuchen und faßte
mich zu diesem Behufe am Regenmantel, und es bedurfte ruhiger Gewalt,
um mich loszumachen. Die Beschwerde nützte und wir wurden persönlich
nicht belästigt, auch nicht mit den anderswo üblichen Meldungen behelligt.
Wir erhielten als Abreisetag den 26. Februar festgesetzt, der Tutschün
wußte die Sadie aber hinauszuziehen, nicht gerade zur Freude jener, die,
wie ich, rasch nach Hause kommen wollten. 350 Pfund persönliches Gepäck
wurden gestattet, da konnte ich ans Mitnehmen meiner Sammlungen, die
außerdem mehrfache Durchsuchung auszuhalten gehabt hätten, nicht denken
und mußte sie für baldmöglichste Nachsendung in Sicherheit bringen. Erst
hieß es, bewegliches Eigentum, dann aber, nur Hauseinrichtung könnten
wir selbst verkaufen, alles andere werde beschlagnahmt. Da ich bei den
Behörden nur wenig Verständnis für das Wesen meiner Sammlungen
erwarten konnte, mußte ich ihnen vormachen, ich verkaufe sie, und
brachte sie, nicht ohne Schwierigkeiten — der Tutschün wollte sie selbst
für die Landbauschule kaufen, er wolle sie nur in Verwahrung nehmen,
sie seien keine Hauseinrichtung und dergleichen —, indem ich den Verkauf
auf den ersten in ^schlechter Übersetzung erhaltenen Erlaß hin als vollzogene
Tatsache ausgab, in die katholische Mission in Sicherheit, deren
Prokurator, Pater P r a n d i , ein Italiener, sich als Hausherr mehrerer Landsleute
immer als verläßlicher und entgegenkommender Mann erwiesen hatte".
Die Herren vom Überwachungsamt, welche die Schiebung wohl merkten,
aber auch wußten, daß sie mit meinen Sammlungen eigentlich nichts
anfangen könnten, bemerkten dann zu unseren Chinesen, ich sei ein ganz
Schlauer, und wolle jetzt wohl noch nach Yünnan durchbrennen. Trotz
dieses Verdachtes wurde ich auch an meinen Ausritten bis zum Schlüsse
nicht gehindert, wie überhaupt die Beamten, offenbar im Aufträge des
durchaus deutschfreundlichen Tutschüns T schangtschinyao, sehr anständig
waren. Da man nicht wußte, was an Schriften mitgenommen werden könne,
meine stenographischen Tagebuchauszüge auch kaum in etwa aufzustellende
Kategorien einzufügen waren, schickte ich alle an den holländischen Generalkonsul,
um sie auch für dön schlimmsten Fall vor Verlust zu retten.
Dadurch wurde allerdings die folgende Zeit der Verzögerung in Anbetracht
des elenden Regenwetters, das nun schon den ganzen Winter anhielt und
auch Ausflüge fast unmöglich machte, für mich eine traurig erfolglose,
aber mir mußte doch Sicherheit wichtiger als Schnelligkeit sein.
Schon als in Voraussicht des Friedensschlusses keine Aussicht auf eine
weitere Reise mehr war, verkaufte ich meinen schönen Hengst, der mir
drei Jahre gedient hatte, gut an einen Landsmann, der von der Repatriierung
ausgenommen wurde. Über gewaltsames Einschreiten des englischen Konsuls
wurde dieser samt Frau und drei kleinen Kindern aber im allerletzten
Augenblick über Nacht doch aüsgewiesen und konnte das Pony nur still