
Es war mir „darum zu tun, etwas Neues zu unternehmen, möglichst
viel und möglichst unbekannte Teile von China zu sehen. Als Endziel
nahm ich mir Schanghai, und über Guidschou („Kweitschou“), Hunan,
Djianghsi (Kianghsi) und Tschekiang wollte ich es erreichen. Damals wußte
ich nicht, wie viel in Guidschou von den Missionären schon gesammelt und
von L eveille leider in seiner ganz unbrauchbaren Weise bearbeitet worden
war, sonst hätte ich wohl den Weg durch das bis heute ganz unbekannte
Gwanghsi genommen. Weiter wollte ich mich immer der Hauptgebirgskette
entlang halten, weil e s . dort noch Wälder und damit wohl die
interessanteste Flora gibt, und um mich wenigstens zeitweise schädlichen
Wirkungen des Klimas entziehen zu können. Beim Abschiedsbesuch beim
Tutschün bekam ich recht Lustiges zu hören. Ob er mir wohl Soldaten
mitgeben solle, fragte er; wenn ja, könnten es nicht unter 20 sein, sonst
raube man ihnen die Gewehre. Ich lehnte ab, denn vor weniger als
20 Räubern brauche ich mich als Europäer nicht zu fürchten, und gegen
wesentlich mehr nützen auch 20 Soldaten nichts. Den Rat des Fremdenkommissärs,
wegen der größeren Sicherheit den südlichen Weg von \ iliang
über Hwangtsaoba zu nehmen, befolgte ich gerne, da er viel früher das
Gebiet des mir schon sattsam bekannten Yünnan-Hochlandes verläßt, als
der nördliche über Djüdjing, und durch tiefer gelegene Gegenden führt.
Wie in Yünnan besonders die Gebirge, so mußte ich jetzt die tief gelegenen
subtropischen Teile aufsuchen, um Erfolge zu erzielen.
Als Diener nahm ich wieder Li denn ich mußte mit schwierigeren
Gesprächen und schriftlicher Verständigung bei anderen Dialekten rechnen
und wollte doch, wenigstens hie und da, etwas genießbar Zubereitetes
essen. Die Karawane stellte derselbe Mafu wie das letztemal an den
Mekong. Er hatte leider nicht mehr dieselben Leute, sondern kam selbst
mit und ihm mußte man immer wieder den Herrn zeigen. Am ausgemachten
Tage war sie natürlich zunächst nicht zur Hand, sondern noch
um Salz in Houyendjing aus. Ich wollte aber nicht warten und er mußte
vorläufig eine andere besorgen und dann nachkommen. Ich brauchte nur
acht Tragtiere, denn das Gepäck beschränkte ich aufs Nötigste und konnte
mit der Gelegenheit rechnen, fertige Sammlungen abzustoßen. Aus dem
Zelt hatte ich wasserdichte Säcke für die Papierstöße machen lassen,
denn für diese Reise war es nicht nötig und die alten Säcke hatten ausgedient.
Mein dunkelbraunes Setschwan-Pony hatte K ok schon längst
geheilt geschickt, und Li ließ ich das Maultier reiten, das dem kleinen
Burschen entsetzlich hoch vorkam. Als Sammelkulis konnte er mir leider
nur den von 1914 keineswegs in bester Erinnerung befindlichen Y a f t s c h a
und einen anderen ebenso langweiligen und noch dazu kurzsichtigen
verschaffen, den ich nach drei Wochen heimschickte.
127. Fall des Djinscha-djiang („Yangtse-kiang“) in der Durchbruchsschlacht durch
den Yülung-schan. (Vergrößerter Ausschnitt.)
128. Blick von Tschaörl auf das Kegelbergland südlich von Loping.