
wir in der Längsrichtung geblieben sind, etwas mehr und schließlich ganz
nach Norden und läßt tief eingeschnittene Flußtäler erblicken, die sich
hier, das eine des Hwangniu-ho von Westen von Sidsung, zuletzt am
Südfuße einer glatt abfallenden, zackengekrönten Bergmauer herkommend,
das andere mit dem Y id se -h o von Norden und schließlich eine Kante in
westlichem Bogen umgehend, bei D jia n g d i vereinigen. Bis hinunter zu
1250 m Höhe reichen hier auf Sandstein die Kiefern-, Keteleeria- und
Quercus variabilis-Wälder, und es fehlt die erwartete Subtropenflora, wegen
der ich mich einen Tag lang hätte aufhalten wollen.
DURCH SÜD WEST- GUIDSCHOU
Der Yidse-ho. Hwangtsaoba. — Felsland und unterirdische Wässer. — Moorbrüche.
Maisbau im Karstland. — Die Schlucht des Hwatjiao-ho. — Gwanling und Muyu. —
Miao. — Wasserfälle.
Der Y idse-ho, der weiter im Süden an der Grenze von Gwanghsi in
den Beida-ho mündet, bildet hier die Grenze gegen Guidschou, und das
Dorf Djiangdi hegt schon drüben. Die Lage ist, wie sich dann durchs
Aufträgen meiner Wegaufnahme ergab, sehr wesentlich östlicher, als die
Karten bisher angaben. Da erwarteten mich 16 Guidschou-Soldaten und
präsentierten in einer etwas unregelmäßigen Reihe auf der Treppe die
Gewehre. Mein Leutnant nahm dem letzten seiner Leute, den er erst zuletzt
mit dem Gepäck überfahren ließ, sorglich das Gewehr ab, damit er
nicht damit durchgehe. Ich wurde im Litjin-Hause untergebracht, das besonders
dem Salzhandel zugedacht ist. 100 Tjin (60 kg) Yünnan-Salz zahlen
2 $ Zoll. Am Flusse wächst wieder viel Pterocarya stenoptera, hohe, weit
ausladende Bäume mit vielfiederigen Blättern und bis über 30 cm langen,
hängenden Kätzchen mit locker gestellten, ahomähnlichen Flügelfrüchten.
Vom Wasser oft überschwemmt, gedeihen noch biegsame Sträucher, Cornus
paucinervis, Ficus piriformis und Distylium Chiueuse. Der Weg verläßt
bald das enge, zunächst nach Südosten gerichtete und nach 10 lcm nach
Südsüdwest abbiegende Flußtal und steigt nach Osten an. Gegenüber stürzt
sich eine starke Karstquelle wenige Meter tief in den Fluß. Kalk reicht
hier, über Sandstein und blauem Tonschieier nordwestlich einfallend, bis
an den Fluß herab, und auf ihm ist die Ausbeute etwas interessanter;
Engelhardtia Colebrookiana, mit der Pterocarya verwandt, findet sich zum
letzenmal. In 1600 m Höhe ist der Steilaufstieg beendet und auf flacherem
Boden finden sich Kiefern und Erlen, also Xerophyten und Hygrophyten,
zu ansehnlichen Wäldchen vereinigt. Rechts, jenseits einer Senkung, dehnt
sich der Rand einer Hochfläche geologisch ungestört weit nach Süden.
Der Weg übersteigt die Höhe bei Gaotscha, 1760 wt, und biegt doit vor
einer zackigen, wenig höheren Bergkette nach links hinab durch ein mit
Cunninghamia erfülltes Tal. Hier ist sie sicher schon wild, und bald wird
sie der geläufigste Nadelbaum des Landes. Das nächste Tal wendet sich
nach Südosten auf eine aus dürrem Steppenland aufragende Gruppe von
scharfspitzigen, ebenso kahlen Bergen zu; wohin der Bach gerät, ist nicht
zu ersehen, vielleicht kommt er doch im Norden daran herum. An den
Mündungen noch mehrerer vom nördlichen Gebirge, in dem Eisen gewonnen
wird, zwischen parallelen Felskanten herankommender Täler vorbei, erreichten
wir bald das Städtchen H w an g tsao b a , auch Hsingyi-hsien genannt, wo
ich nur eine recht elende Herberge finden konnte. Trotzdem beschloß ich,
einen Tag zu bleiben, denn der Busch der Felskanten verlangte genauere
Untersuchung.
Die Stadt liegt ziemlich ausgedehnt über einer geneigten Ebene in
1300 m Höhe; die zwei Teile getrennt umfassenden Mauern ziehen sich
auf zwei Hügel hinauf, sind dort von Wachttürmen gekrönt mid bieten
damit malerische Anblicke. Vor kurzem hat man den Telegraph von Lalung
oder Hsingyi-fu im Osten bis hieher errichtet und auch, wie ich auf der
Weiterreise feststellte, einen ganz neuen Pflasterweg gebaut, was mich
um so mehr wundernahm, als ich in Yünnan immer nur die alten verfallen
gesehen habe. Durch einen Besuch beim recht entgegenkommenden mid
bei der Bevölkerung beliebten Beamten konnte ich zunächst ohneweiters
die Soldatenbegleitung los werden, denn der Weg steht im Rufe vollständiger
Sicherheit und die ein bis zwei Magistrats-Gewehrsmänner genügen
vollständig, wie mir der Beamte, der nicht mehr dem Befehl des Yünnan-
Tutschün untersteht, gerne zugab. Nachdem mir jemand in Djiangdi
gesagt hatte, bis zum Beida-ho seien es 60 Li, hörte ich hier, es seien
sechs bis sieben Tage schlechter Gebirgswege und mußte den Gedanken
daran, dessen tief gelegenes Tal als kurzen Abstecher zu besuchen, fallen
lassen, wenn auch von beiden Auskünften gleich viel zur Wahrheit gefehlt
haben mag. Am 15. Juni nun besuchte ich eine der Felskanten, die nächste
im Westen, die einigermaßen bewachsen aussah, im ganzen unteren "Teile
waren es aber nur Nutzbäume und Mais, der natürliche Busch war gerodet
und erst ganz oben erhalten. Aber ^da war die Ausbeute reich genug: der
weichblätterige, großblütige Linazeenstrauch Tirpitzia Clvinensis, Alangium
Chinense, Sapium rotundifolmm, die neue Salacia sessi/iflora von tropischer Verwandtschaft,
Rhamnus paniculifiorus und ebenso unscheinbar blühend Iilwiu-
nella M a r t in i an Felsen kletternd Ficus Baileyi und vieles andere; das Her-
umklettern in der glühenden Sonnenhitze trieb aber das im Winter bei der
Verpflegung durch meine Landsleute angesetzte Fett in Strömen über die
Wangen herab. Am Bache unten sammelte ich Bischöfin trifoliota, einen
pistazienähnlichen, aber zu den Wolfsmilchgewächsen gehörigen, großen Baum