
weiße Lysimachia refiexilola mit zurückgeschlagenen Blütenzipfeln und die
große gelbe traubige Prímula Bathangensis auf, dann Scilla Chinensis,
Chlor ophytum, flaccidum und Croton caudatiformis, jetzt mit reifen Früchten.
In Yumi mußte ich einen halben Tag warten, bis eine weggerissene Brücke
neu gebaut war, das heißt, als ich an die Stelle kam, mußte ich den
Leuten erst sagen, wie sie die Bretter hinlegen sollen. Talauswärts wird
die Landschaft beinahe noch großartiger, der Weg steigt am Hange wieder
an, steile Felswände, Kalk über Sandstein und Phyllit, in etwa 30° steiler
südöstlicher Neigung überhöhen ihn, diskordant über älterem fast senkrecht
gefaltetem Phyllit gelagert, auch gegenüber wird die Talwand steiler statt
flacher, und vorne zeigen sich scharfe Kanten und Grate als Kulissen um
den Nordbug der großen Schleife des D jin sch a -d jian g , den ich erst
am 11. August beim Dorfe S a n d jia ts u n erreichte.
QUER ÜBER DAS ÜSCHUNGDIEN-HOCHLAND AN DEN
MEKONG
Dürre Gebirge und Schluchten. — Umweg über Anangu. — Buschbedeckte Hochflächen. —
Blick in unbekanntes Land. —‘ Jakherden.: Naturbrücke. Dschungdien. — Mit
tibetischer U ache über den Nguka-la. - Die dreieckige Yangdse-Fähre von Djidsung. -
Durch unbekanntes Land an den Mekong.
Nachdem der chinesische Inhaber der Fähre unter Sandjiatsun, der
unverschämte Preise verlangte, durch einen Rippenstoß zur Vernunft
gebracht war, übersetzten wir den Dou-tschu ganz nahe seiner Mündung
in den Yangdse, die Pferde aber mußten schwimmen. Zwei Leute, die
selbst mit luftgefüllten Ziegenfellen unter der Brust schwimmen, helfen
dabei, indem sie die Halfter mehrerer Tiere an einem zwischen sich
gespannten Strick befestigen, und solchen, die sich ungeschickt dabei anstellen,
die Nüstern über dem Wasser halten. Alles dauerte so lange, daß
wir, drüben angelangt, gleich die Mittagsrast anschlossen. Dies kam
sehr gelegen, den dort wuchs der liochschlingende Windiing Ipomaea
Cairica, dessen tief rosafarbene, über 6 cm im Durchmesser haltende Blüten
ebenso wie die .zart handteiligen Blätter in der glühenden Sonne sofort
zusammenzufallen beginnen, wenn . man den Stengel abgeschnitten hat.
So aber konnte ich rasch einen Stoß Papiere auspacken, die Pflanze ein-
legen und vor dem Verwelken bewahren, und auch den röhrenblütigen
Ceropegia-Arten, der neuen C. profundoru/m. mit schmalen Blättern und
großen, tief braunvioletten Blüten, der häufigen C. montícola und der dreifach
kleineren grünblütigen C. Muliemis, die ich nur hier fand, tat dies
gut. Die Liane Illigera mol/idsimä ist ein Angehöriger einer sonst rein
tropischen Familie. Ein schmaler, steilwandiger Grat, ist hier zwischen einer
west-östlichen Strecke des Djinscha-djiang und dem ihr gleichlaufenden,
vom Apa-la bei Dschungdien kommenden und kaum 3 lern nördlich von
der Fähre in den Dou-tschu mündenden Nebenflüßchen stehengeblieben.
An seiner Südlehne führt der schmale Steig hin, der für die Karawane
stellenweise erst mit Sorgfalt hergerichtet werden muß, denn hinabrollen
darf man hier nichts lassen, es würde im reißenden Strome rettungslos
verschwinden. Ein Spitzchen des Grates neben dem Sattel, über den der
Weg nach T schw ad se , dem letzten Hsifan-Dorfe, führt, erstieg ich, um
wichtige Punkte des Landes um den Flußbug zu peilen. Gegenüber dem
Dorfe, jenseits des Flüßchens, ist eine in Nordsüd-Richtung aulgestellte
senkrechte Kante aus hartem Kalkfels zwischen den weichen Schiefergesteinen,
die hier in der Tiefe verbreitet sind, als hohe, schmale Mauer
herausgearbeitet. Eine viel breitere Kalkmasse nicht weit westlich davon
bildet den Berg Lamatso, die um mehr als das Vierfache höhere Fortsetzung
des von uns eben überschrittenen Grates. Durch die Erosion des Seitenflüßchens
nördlich davon wurde eine senkrechtwandige, vollkommen weglose
Klamm geschaffen, an deren Südwand, oft in schwindelig freier Lage
ansteigend, der Weg uns am nächsten Tage fast 1500w hinanführte.
Sorgfältig gemauert,' ist er doch sehr schmal, und die vier vorausgeschickten
Wegmacher hatten mit ihren schweren Eisenäxten vollauf
zu tun, um ihn für meine keineswegs übermäßig großen Lasten durch
Abschlagen der vorspringenden Felsecken gangbar zu. machen. Interessante
Xerophyten finden sich an den Felsen, Pertya phylicoides, ein Korbblütler
mit Nadelblättchen, die silberglänzenden Sträucher Clematis Delavayi und
Desmodium cinerascens, Plectranthus oresbius, ein kleineres, aschgrau filziges
Sträuchlein, die dicke gelbe neue Wilcstroemia androsaemifolia, die zarte
langblütige Primula aromatica und nahe- dem Rücken eine schmal
pyramidenförmige Zypresse, Cupressus Duclouxiana. Der Weg überschreitet
in einem Sattel den über 3300 m hohen Kamm nach der Südseite,
und dort bietet sich ein eigenartiger Blick auf das vom hohen
Hsüetschou-schan abgeschlossene Becken des Djinscha-djiang. wo er von
Westsüdwesten herankommt. Nur ahnen kann man die Klammen, in
denen er, an den Fuß des steilen Küdü-Gebirgsstockes herangedrängt
dahinströmt und deren Ränder man hoch oben nahe beisammen am
westlichen Rande des beinahe flachen Beckens einschneiden sieht, das
sich ferner zur Bergkette Hsüetschou-schan—Diörl-schan erhebt, während
tief zu Füßen der braune Strom sich neben einem scharfen, zweispitzigen
Grate der Umklammerung der letzten engen Schlucht entringt. Es ist
eine Landschaft von. ergfeifender Größe durch die Einfachheit der Formen,
wenn auch hier in der Tiefe sehr kahl und trocken, wohl ohne Eingriff
des Menschen nur mit Buschwald bestanden. Peilungen mit dem Diopter