
Strecke des Flußlaufes, in Zickzackkrümmungen kommt er nun daher;
ober Keluan, dem Ausgangspunkte eines steilen Weges über den Paß
Kosiso (chinesisch Niutschang) nach Hsiao-Dschungdien, liegt in einem
scharfen Knie des Flusses ein gewaltiger Glimmerschiefer-Felsklotz, vom
Wasser umspült, mit einem kleinen Tempel auf seiner Kante, ein um, so
malerischeres Bild, als die nickenden Blütentrauben der subtropischen
Orchidee Dendrobium clavatum den Felsen dottergelb färben. Die letzten
Nahsi-Dörfer sind klein, und in Möka bedurfte es des Zwischentretens des
schwer bekropften Ortsältesten, um mir das Übernachten im wohnlichsten
Hause gegen das Geschnatter zweier grauenhafter alter Weiber zu ermöglichen;
sonst hatte ich die Bevölkerung immer ganz außerordentlich
freundlich gefunden. Das Tal wird romantischer, rechts fällt der Steilrand
des Dschungdien-Hochlandes streckenweise unvermittelt in den Fluß ab,
von links scheint ihn eine Felsnase abzusperren, und dahinter sieht man
sohon lange die Lamase Hsienschendung an der mir vom Vorjahre genau
erinnerlichen scharfen Kante glitzern, die sich hart ober Djitsung zwischen
den Djinscha-djiang und den Fluß von Hsialapu einschiebt, das Tal beherrschend
und doch klein im Vergleich zu den Gebirgen seiner Umr
rahmung. Gleichzeitig treten wir ins Tibeterland, das heißt gegenüber liegt
schon das große Tibeterdorf Tadsa, während unser Weg den unbewohnten
Hang ersteigt und erst jenseits des ein senkrechtes Kalkband zweimal
durchbrechenden Engpasses gegenüber der erwähnten Felsnase im Zickzack
zwischen Felsbändem, schmal, steil und sehr ausgesetzt etwas unterhalb
der Fähre von D jid su n g wieder zum Flusse hinabführt. Bei dem
jetzt seichten, ruhigen Wasser ging das Übersetzen leicht und rasch vonstatten,
und nachmittags, am fünften Reisetage seit Lidjiang, übernachtete
ich wieder beim tibetischen „Fürsten“. Ich erfuhr jetzt, daß er ein Tussu
ist und fünf Tagereisen im Umkreise Tibeter, Hsifan, Nahsi und Lissu
ihm unterstehen. Mit meinem. Diener hörte ich ihn über eine Depesche
reden, die von Yünnanfu nach Dschungdien gekommen sei, fragte aber
nicht danach, um nicht Verdacht zu erregen, daß sie mir gelte. Er wird
wohl gesagt haben, das betreffe einen anderen.
Da der Weg von hier ab zunächst nicht klar dem Flusse folgt, sondern
eine Kante des Tempelberges überschreitet, gab mir der Tussu bis dorthin
einen Führer mit und dachte nicht daran, mir von meinem jetzt
wahrheitsgetreu angegebenen Ziele Schuba am Übergang zum Mekong
abzureden. Nach Weihsi muß er aber doch berichtet haben, denn, wie
mir später P. M onbeig erzählte, wußte man dort schon unglaublich bald
darauf von meinem Vorbeikommen hier. Nun wird das Tal des Yangdse,
der hier den tibetischen Namen D re -ts c h u führt, eine ganz enge Schlucht,
nach dem Knie unter Meti ist es fast gerade, aber die unbedeutendsten
alatum; Elatostema sessile, rückw. Farne und CornusMonbeigii.