
in Quellsümpfen neben dem Wege gab es wieder interessante Pflanzen:
Pedicularis longiflora, ein gelbes Seitenstück zur siphonuntha, einen
Bastard Primula vittata X Poissonii und das Merkwürdigste, als Sumpfbewohner
das Edelweiß Leontopodium Souliei, das von allen dortigen
Arten unserem L. älpinum am ähnlichsten sieht. Nebenan auf Matten
unter Kiefern findet sich ein Augentrost, Euphrasia Eegelii, mit kleinen
hellvioletten, gelbschlundigen Blüten. Ich war voraus und behängte
an der Weggabel der Abmachung gemäß die Bäume an dem einzu-
schlagenden Wege mit roten Papierstreifen, dann ritt ich weiter meiner
Arbeit nach. Das Tal ist ähnlich jenem von Alo, aber die wenig ausgedehnten
Waldwiesen sind etwas feuchter und daher die Pflanzendecke
noch hochwüchsiger und üppiger, auch ist bald größere Meereshöhe erreicht,
die wieder andere Arten auftreten läßt. So sind es die großen
blauen Rittersporne und Eisenhüte, violette Nepeta-Arten, zweifarbig violett-
gelber Salbei, Sauerampfer, hohe Wolfsmilch und dazwischen manche
unserer Wiesengräser und ähnliche Riedgräser, die hier meterhohe Bestände
bilden, noch viel höher wird die Karde Dipsacus Chinemis, und
häufig durchschlingen die Gekraute trübviolette und gelbgrüne Glockenblumen,
Codonopsis rotundifolia und macrocalyx mit widerlich stinkendem
Milchsaft, während Bambusgebüsche den angrenzenden Wald einsäumen.
Wo der Boden trockener ist, herrschen dagegen rote und weiße Morina,
verschiedene üppige, groß- und dickblättrige Ligularien mit langen dicken
Ähren großer gelber Körbe und bunte Läusekräuter vor und im Walde
findet sich die mehrstengelige, 2 m hohe, gelbblütige neue Pedicularis
aequibarbis. Unserer Pestwurz entsprechend, faßt die ebensträußige neue
Ligularia transversifolia mit im Mittelpunkt gestielten Riesenblättern den
Bach ein, der recht stark ist und wiederholt überschritten wird, die Pferde
bis zum Bauch im Wasser und des Reiters Füße auch entsprechend. Ich
hatte mich schon lange genug aufgehalten, aber von der Karawane war
noch nichts zu sehen noch zu hören, so schickte ich ihr Jean entgegen,
der denn auch richtig fand, daß der Mafu stumpfsinnig alles vergessen
und meine Wegmarkierung nicht beachtet hatte und den gestrigen Weg
zurückgelaufen war. Ich fand unterdessen längs des Baches zwei schöne
Rhabarber-Arten, das über mannshohe Bheum officinale mit Blättern von
gegen 1 m Durchmesser, und das kleinere Bheum Alexandrae, das seine
großen, anfangs bleichen, hängenden Deckblätter schon schön rot gefärbt
hatte. Beide wachsen über kiesigem Boden in einem Torf, den ihre
welken Blattreste um die gewaltigen, als Buckel über die Erde sich
erhebenden Wurzelstöcke im Abfaulen selbst erzeugt und die dazwischen
üppig wuchernden und vermodernden Kräuter und WTeiden und Alpen-
rosensträuchlein vermehren geholfen haben. Um den offenbar höchsten