
Bilge genügen, um den Fluß auch von höheren Punkten, von denen man
die Verschneidung weit hinauf übersieht, zwischen den gewölbten Hängen
dem Blicke zu entziehen. Gegen 25 km weit liegen nur einzelne Häuser
in der Talsohle, darunter hie und da von Lissu bewohnte, die Dörfer
aber höher an den Hängen, wo ihre Steilheit abnimmt. Der Weg führt,
aus Glimmerschieferplatten gebaut, an den Felswänden hoch auf und ab;
trotz seiner vollkommen ausreichenden Breite hatten meine Karawanenleute
vollauf zu tun, besonders, um ein Pferd, das immer wieder über seinen
Rand liinaustörkeln wollte, rechtzeitig am Schweife wieder in die Mitte zu
zerren. Weithin bedeckt hier das genannte Dendrobium, in dichten Büscheln
wachsend, mit seinen dottergelben Blüten die bebuschten Felsen, einzeln
findet sich dazwischen die neue Vanda rupestris, eine andere weiß und rosa
blühende Orchidee mit pfriemenförmigen Blättern, die ihre schwammigen,
weißen Haftwurzeln wie Fangarme über den Stein streckt. Kleinblätterige
Hartlaubbäume und -sträucher, Macchie wie am Mekong, ist üppig entwickelt
und zieht sich noch weit ins Seitental, das beim Dorfe T o ty ü mündet. Der
Yangdse kommt dort durch eine weglose Kalkfelsschlucht schätzungsweise
gegen 10 km weit von Nordnordost heran. Dort stürzt die hohe
Bergkette nordwestlich v.on Dschungdien wohl 2400 m tief äußerst steil
in die Schlucht ab, die an ihrem Fuße wieder aus der gewohnten Richtung
zu kommen scheint. Der Hauptweg nach Bangdsera und Atendse
führt durch das Seitental, und ihm folgte ich zunächst. Der Fluß ist jenem
von Hsialapu ungefähr gleichwertig, kommt aber ober Ronscha aus der
entgegengesetzten Richtung. Das Tal des Djinscha-djiang und die untere
Strecke seines Seitentales bis hierher waren bisher nur von G e b a u e r
bereist und aufgenommen worden, und, da ich über das Schicksal seiner
Aufnahmen nicht im Klaren war, tat ich desgleichen. Die Tibeterdörfer
hier bestehen aus großen, jenen um Dschungdien ähnlichen Häusern,
R o n s c h a ist recht ansehnlich, aber die Gastfreundlichkeit war keine sehr
große, auch war die Verständigung schwer. Ein tibetischer Bettler und
Bänkelsänger diente uns ein wenig als Dolmetsch, aber viel nützt einem
so ein Taugenichts nicht. Dann kam ein chinesischer Kaufmann und erzählte,
an den Mekong nach Yedsche werde ich mit meiner Karawane gehen können,
denn der Weg sei auf Befehl des Beamten von Weihsi heuer ausgebessert
worden „von Chinesen, denke Dir, Herr, der wird aber gut sein!“ versicherte
mich mein Diener. Ich aber erwartete mir nicht viel davon, denn ich wußte
wohl, daß die Tibeter ihre Wege nicht so verkommen lassen wie die
Chinesen. Aus derselben Quelle erfuhr ich, daß das mir der Lage nach
bekannte Schuba ein Lissu-Dorf sei, wo keine Karawane zu finden wäre.
Die Nachricht hatte zwei Seiten. Ich kam so schneller an den Mekong
und konnte dort leicht eine tibetische Karawane finden, während dies hier