
von Dötschang Djientschang-
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3. DAS DJIENTSCHANG UND SEINE BERGE
über 4000 m hohen Bergkette aus Sandstein, deren südlichste Gipfel man
schon durch ein Seitental oberhalb Loiao gesehen hat, alle von steilen
Kuppen- oder besser Glockenformen. Ins Gebirge sind die ursprünglichen
Herren des Landes, die Lolo, zurückgedrängt von den chinesischen Ansiedlern,
die jetzt das Tal bewohnen. Aber sie kommen herunter nicht
nur, um zu verkaufen und zu tauschen, sondern hie und da auch zu
rauben, zu erpressen und Jungen als Sklaven mitzunehmen. Chinesische
Anbauformen bedecken überall die Talsohle, gestufte, oft im Halbkreis um
die Schwemmkegel hinziehende Reisfelder, Hecken und Buschreihen, oft
mit Granaten, Orangen, Aleurites .FordM-(Holzöl-)Kulturen, zu ähnlichem
Zwecke Sapium sebiferum, dem Talgbaum, mit ¡deinen, rhombischen, jenen
der Zitterpappel vergleichbaren Blättern und andere. Gastanea mollissima
ist auch in wildem Zustande häufig, ebenso Gleditsia Sinensis. Hutweiden
mit zerstreuten Büschen, unter denen die goldgelbe, stachelige Caesalpinia
sepiaria besonders auffällt, dehnen sich auf dürrem Boden, und vereinzelt
stehen die merkwürdigen subtropischen Xerophyten, Bombax Malabarica,
Opuntia monacantha, Euphorbia Boyleana, Bryophyllum calycinum.
Die meisten Dörfer bestehen aus mehreren oft weit getrennten Häusergruppen,
diese mit vereinzelten Bäumen umgeben und alles das macht
die ganze breite Talsohle unregelmäßig gestreift und gesprenkelt, verwirrt
ihr durch die geringen Höhen und Neigungen ohnedies undeutliches
Bild und erschwert die' kartographische Arbeit in dem Tale, das wohl
leicht zu skizzieren, aber viel schwerer genau aufzunehmen ist. Fragt man
nach den Namen der Ortschaften, so sagen entgegenkommende Leute aus
Freundlichkeit, Dummheit und dem Chinesen im Blut liegender Oberflächlichkeit,
was ihnen gerade einfällt, oft den Namen ihrer letzten Nachtstation
eine halbe Tagesreise weiter, aber auch auf den Äckern arbeitende
Einheimische wissen oft das nächste Dorf über dem Flusse nicht zu
nennen. Bei Luanfenba treten die Steilufer zurück, der Talweg wird breit,
offenbar ein ehemaliges Seebecken, und der Fluß kommt oft in mehreren
Armen in einem sandigen Bette daher. Der nie ausbleibende Wind wirbelt
den Staub in die Höhe, macht das Tal unsichtig und zeichnet Rillen in
regelrechte Sanddünen, die ansehnliche Flächen bedecken. Oberhalb
Dahsinba hören auch die schmalen Terrassen längs der Talwände auf und
die Berge erheben sich, sanfter und allmählicher und rechts erst hinter Vorhügeln,
schrägwandig aus dem Tale. Das Grün und der Duft der blühenden
Bohnenfelder am blauen See im Becken von Ningyüen, das wir nicht seinem
Abfluß entlang, sondern über einen kleinen Sattel am 8. April erreichten,
tat uns wohl nach dem Staubgenusse der letzten Strecke im Djientschang.
N in g y ü en oder nach dem örtlichen Dialekte besser Lingyüen, der
Hauptort der Gegend, zieht sich am nördlichen Rande der Ebene hinan.