
bis' zwei Soldaten mitgab, aber nicht weiter lästig wurde. Am 4. September
abends konnte ich mit gutem Erfolg eine beinahe vollkommene Mondesfinsternis
aus dem Hofe meiner mitten in der Stadt gelegenen, ganz leidlichen
Herberge photographieren.
GO. Herbergszimmer in Tsehuhsiung.
Um nach Yenyüen zu gelangen, mußte ich nach Huili, und dazu zunächst
der Straße nach Yünnanfu bis jenseits Gwangdung-hsien folgen.
Die Aufmerksamkeit, die ich, vom Alp des Einrückens befreit, den Pflanzen
wieder widmete, war nicht vergeblich, denn in den Spätsommer, in die
Regenzeit, fällt die Blüte der Gräser und Stauden der Steppe. Mehr oder
weniger gleichmäßig verteilt, auch dicht gedrängt, aber nie zu breitem,
geschlossenem Rasen verfilzt, stehen die vielstengeligen Stöcke der aufrechten
Steppengräser; Ileteropogon contortus, dessen lange, scharfe, hygroskopische
Grannen, wenn die Früchte ausfallen, sich zu Bündeln zusammendrehen,
die oft noch lange oben auf den Halmen hängen bleiben, Themeda
triandra mit mehreren langgestielten, ansehnlichen, keilförmigen, nickenden
Ährchen, Cymbopogon Nardus mit Büscheln schmaler, silberig behaarter
Ährchen und der nicht unähnliche, immer rot überlaufene Andropogon
Delavayi sind meist in gleicher Häufigkeit vertreten trnd gleich auffallend:
dazu kommt die bräunlich grüne Arundinella setosa mit quirliggestellten
Rispenästen. Alle sind durchschnittlich um 70 cm hoch, und dies ist meist
auch die Höhe der Stauden und Sträuchlein der Steppe; nur vereinzelt
findet sich das schöne,.kupferrot glänzende Hochgras Erianthus fulvus, das
über doppelt so hoch wird. Osbeckia capitata ist ein Melastomazeen-
Halbstrauch mit dickem, holzigem Wurzelstock, aber sonst größtenteils
krautig, mit kleinen gegenständigen Blättern und großen, schönen rosa
Blüten, deren langgeschwänzte gelbe Staubbeutel weit herausragen, mehrere
Schmetterlingsblütler sind niedrige meist besenförmige, wirkliche Sträucher
mit Träubchen und Ähren verschieden rosa und roter Blüten; Orchideen
blühen gelb (Habenaria Loloorum mit dichten Ähren kleiner Blüten, Spatho-
glottis Fortunei mit lockeren Trauben größerer braun gezeichneter) und
rosa (Bletilla Yunnanensis); blaue und violette Swertia-Arten sind Kräuter
mit zahlreichen zu pyramidenförmigen Rispen angeordneten, offenen Glockenblüten,
Cyanotis tuberosa eine dunkelblaue „Tradescantie“. An schattigen
Hohlwegrändern findet sich üppiger Kräuterwuchs zwischen Famen;
besonders die Ingwer verwandten Hedychien (Hedychium spicatum und
acuminatum) mit langen Ähren großer weißer, beziehungsweise weiß und
ziegelrot gezeichneter, rasch vergänglicher Blüten fallen auf, und die
schlingenden, ' großblütigen Windlinge Ipomäea hederacea, purpurn, und
I. Hungaiensis mit zahlreichen kleineren gelben Blüten, die weiße Akan-
thazee Thunbergia fragans, unsere Zaunwinde nachahmend, bohnenähnliche
Schmetterlingsblütler Pueraria peduncularis und edulis und unscheinbarere
Dioscorea bulbifera und submollis. Rottboellia exaltata wächst als Hochgras
mit zerfallenden walzigen Ähren dazwischen und die noch unscheinbarere
Setaria Forbesiana, dann besonders Wasserläufen entlang die bis 4 m hohe
Themeda gigantea. Föhren-, Keteleeria- und immergrüne Eichenwälder, diese
besonders durch Castanopsis Delavayi mit etwas silberigen Blättern gebildet,
die jetzt ihre weichdornigen, in Kolben zusammengestellten Früchte reift,
bedecken die Berghänge, am Wege besonders jenen zwischen Tsehuhsiung
und Gwangdung. Auf einem Castanopsis-Stamme am' Aufstieg nach
dieser ersten Nachtstation fand ich das kleine, schmarotzende, aber nicht
schlingende Pfeffergewächs Peperomia reflexa, das mich zur Aufnahme
reizte. Als ich geräuschvoll das Stativ auszog, erschrak darüber ein
gerade im chinesischen weiberhaften Bürgerkleid um die Ecke reitender
Offizier augenscheinlich gewaltig, fragte meinen Diener, was ich da mache,
und wollte mir sagen, ich hätte kein Recht, in China zu photographieren.
Als er dann sah, wie ich mich um ihn gar nicht bekümmerte,
rief er mir noch nach „Attention!“, wahrscheinlich das einzige
europäische Wort, das er kannte. Am Abstieg zum nächsten Tale
stand jetzt Magnolia Delavayi in voller Blüte; einzelne ihrer großen,
duftenden, weißen, kelchartig geschlossen bleibenden, zwischen den reichlichen,
großen, lederigen Blättern beinahe versteckten Blüten, kann man