
Bambus wächst dazwischen. Der Boden und morsches Holz im Grunde ist
dicht bedeckt mit Moosen, und besonders in der Tiefe der Schlucht, durch
die ich schließlich hinabstieg, blühten Schattenkräuter, zarte, wie die weiße
Anemone flaccida, Eutrema Yunnaneme, Sanícula serrata, Polygonum,
Goldmilz (Chrysosplenium Davidianum), die rauhhaarige neue Prímula
crassa, Viola Moupinensis und die grünen Paris Thibetica und polyphylla
var. stenophylla, und saftige, das aronstabähnliche Arisaemo lobatum und die
merkwürdigen grünblütigen Liliazeen Tupistra viridiflora und Rohdea urote-
pala (neu) mit kolbenartigen Ähren und breiten bandförmigen, bei der
zweiten gewellten Blättern. Auf einem Bande einer kleinen Felswand fand
ich dort eine neue krautige Pfingstrose mit großer hellroter Blüte, Paeonia
oxypetala, und gegen den Bach, das einzigemal auf meinen Reisen, Cerci-
diphyllum Japonicum, ferne von seinem sonstigen Verbreitungsgebiet,
nach W ilson den mächtigsten aller sommergrünen Laubbäume Chinas, aber
es sind hier nur einzelne allerdings blühende Schossen aus einem abgehackten
Stumpf.
Wir übernachteten in Lanba und fanden am nächsten Tage auf
den Moorböden des D sil ib a schon viel mehr Blüten geöffnet als
auf der Herreise, stark behaarte Anemone rupestris, zarten Ranunculus
ßcariifolius, die gelbe schmalblütige Prímula Faberi, und auch die
Carex rara ssp. capillacea, die den Hauptteil des festen Rasens bildet,
hatte überall ihre ” unscheinbaren Blüten geöffnet. An einem Bachrande
blühte Evonymus oresbia an dicken, grünen, vierkantigen, besenartig
aufrechten ‘Zweigen jetzt schon lange vor der Entfaltung der Blätter.
Wir nahmen als kleine Abwechslung einen Weg weiter links hinab über
Yameti. Einige Durchblicke, die er bot, ließen erkennen, daß das vorangegangene
Regenwetter die Luft gereinigt hatte, und deshalb erstieg ich
rasch einen mit Föhren locker bestandenen Rücken, um den Fernblick zu
genießen und aufzunehmen. Prachtvoll klar ziehen sich ferne Bergketten
über Bergketten hin, erst die niedrige zwischen Nganning-ho und Yaiung
abwärts bis gegen Dötschang, dann die hohe steilzackige, die von Süden
in die große Yalungschleife eintritt, und noch fernere, weiter gegen Norden
in tiefem Schnee glitzernd, welcher auf den über 5000 m hohen Bergen
sicher teilweise als Gletscher und Firn anzusprechen ist, breite Dreieck-
und Trapezformen und genau im Norden etwas näher mächtige Fels-
hömer um den Ursprung des Djientschang selbst. In Dahsintschang übernachteten
wir und am 27. mittags waren wir wieder in Ningyüen. Wir
übergaben unsihje Ausbeute den Missionären zur Beförderung mit der
nächsten Gelegenheit nach Yünnanfu — es waren nun sechs Kisten mit
Pflanzen von mir abgegangen —, ich maß für die Karte eine Basis über
der Stadt und am 2. Mai eine zweite im Süden auf den Gipfeln des
Lu-schan, dessen Besuch wegen des in einer Mulde erhalten gebliebenen
Wäldchens auch in botanischer Hinsicht nicht uninteressant war, und verband
damit das Erproben eines vorzüglichen neuen Ponys, das wir kauften,
und eine Kahnfahrt über den See, um das Plankton und die blühenden
Laichkräuter zu fischen. Hier wird, noch das große Sumpfgras Zizama
aquatica gebaut, dessen jhnge Sprossen ein zartes Gemüse abgeben.
YENYÜEN UND DAS YALUNG-GEBIET
A u sre iß e r u n d B e trü g e r. - B eg in n d e r Regenzeit, - Bam b u sg e strü p p e ^ - Amtsge-
b äude. - Salzwerke. - Karstgebirge. - E r s te H o ch gebirgsblüten. - Beim F ü rs te n
v o n Kwapl. - Savannenwälder. - Goldgrube Wali. - Alp en ro sen b lü te a u f dem
Tsch ah u n g n y o tsch a . '
Mit häufigen Gewittern begann nun offenbar die Regenzeit. Einmal
brach mit einem Ruck ein Platzregen los, den der Sturm genau wagrecht
durch die sofort zerrissenen Papierfenster meines Zimmers peitschte, den
an den Fenstergittem längst angesammelten Schmutz durch das ganze
breite Zimmer fegend und alle offenen Koffer und zu verschiedenem Verpacken
ausgelegten Sachen beschmutzend und durchnässendj zumal da
sich auch das Hausdach als nicht ganz dicht erwies. Die Vorbereitungen
für die Weiterreise bestanden zunächst in einer Gesindeverschiebung, ln
. einer dunklen Nacht verschwanden mein Diener Y ang, der Mafu Lo, der
unsere Reitpferde zu besorgen hatte, und der Koch T ang, ohne weiter
etwas anzustellen oder mitgehen zu lassen. Unter der Dienerschaft ent
steht immer Feindschaft, wenn mehrere die gleiche Aufgabe^ haben.
S chneiders Hauptdiener Li war entschieden der brauchbarste, deshalb überließen
wir ihm alle Besorgungen, wobei er, wenig beaufsichtigt^ den ganzen
„kleinen Gewinn“, das ist das, um was er seine Herren betrugt — im
das war sehr viel —, allem machte und tür die anderen nichts abfiel,
weil die Gelegenheit dazu fehlte. Hier hatte der grenzenlos dumme und
als Dolmetsch ganz unbrauchbare Y ang gegen ihn Ränke zu schmieden begonnen
und ihn wegen einer Weibergeschichte beim Missionär verklatscht.
Y ang, Lo, der überall Geldspiele begann und die Pferde immer mehr vernachlässigte,
und T ang, der sich ebenfalls durch die fehlende Möglichkeit, bei
Einkäufen zu schwindeln, geschädigt fühlte, hielten zusammen, und so
riß das ganze Kleeblatt gemeinsam aus. Als Koch meldeten sich nun
, gleich fünf unserer Kulis und wir wählten einen aus, der es besser und
billiger zu machen versprach, als Mafu einen von den Leuten des Karawanenführers,
und einen »Boy“ wollte mir der Bischof nachschicken. Dann
kam der Obermafu, der Besitzer der Karawane, die uns durch die Post verschafft
worden war, und verlangte Geld, denn sein Reisevorrat sei zu