
chinesischen Aufsetzsättel, was ich denn auch für den unglaublich billigen
Preis von 35 Gents tat. Gegenüber den Sinterbecken beginnt ein steiler
Anstieg am Hange des vorgestern erstiegenen Berges, zuerst noch durch
Föhren- und Eichenwald, dann Tannenwald mit Bambusdschungel bis
auf die recht breite, wellige Hochfläche, welches das Gebirge Piepun mit
dem Tjata-schan verbindet. Soweit man sieht, wenn eben die Nebel alle
höheren Teile bedecken, ist alles Wald, überall sind die Tannen in der
oberen Hälfte ihrer Kronen grau von Bartflechten; ihre Stämme bei der
Mittagsrast am Hsiao-Niutschang boten Moose und Flechten in reicher
Auswahl, auch das zierliche neue Calicium Sinense, das, herdenweise dicht
gesät, auf lackschwarzen, einige Millimeter langen, oft gekrümmten Stielen
winzige hutpilzähnliche Köpfchen bildet. Weiter kommt man auf einige
Matten, die sich vom 4125 m hohen Passe zu_ einem 175 m höheren
Kamme hinaufziehen. Prächtig war dort die Ausbeute. Die wundervoll
duftenden Cremanthodien (C. campanulatum und Helianthus), Ligularia
pleurocaulis mit nickenden glockenförmigen Blütenkörben in langen
Ähren, dem Rasen angedrückt die stengellose Phlomis rotata mit
einer Rosette aus vier großen, spatelförmigen Blättern und einer
sitzenden kurzen Ähre violetter Blüten, die neue Saussurea Wett-
steiniana, die ihre nickenden violetten Blütenkörbe einzeln unter ’großen,
bleichen, nischenförmigen Deckblättern verhüllt, und andere für mich neue
Arten. Den Kamm selbst bedeckt Bhododendron-Kmmmhoh, und an seinem
Rande fanden sich noch einzelne weiße Glöckchen der heidekrautähnlichen
Cassiope selaginoides. Herum sind nicht sehr hohe Schutt- und Felsgipfel,
Kalk und Sandstein wechsellagernd, der am Fuße auch Kohle führt; kaum
wollte ich jedoch- photographieren, war wieder alles umzogen und setzte
beißend kalter Wind ein. Der Abstieg führt vom Passe als ein im Phyllit,
eingeschnittener enger Hohlweg steil zum Lagerplatze D a -N iu tsch an g ,
etwa 3800 m, auf einer Matte in einem nach Westen offenen Waldtal,
wo ich Zelt schlug (7./8. August). Die ganze Nacht war durchdringender
Nebelregen, der nächste Tag kaum besser, und doch mußte ich in Mengen
sammeln und photographieren, gleich morgens an Moortümpeln die Massen
der Pedicularis siphonantha mit roten, 6 cm langen Blumenkronenröhren.
Ich habe in den nächsten Tagen noch viele Bilder unter dem Regenschirm
meines Kulis aufgenommen, und zwar nicht mit dem schlechtesten
Erfolge. Es geht immer ungefähr in gleicher Höhe hin auf einem Rücken
an der Westseite des Gebirges; genauer war aber nichts zu sehen, denn
es fehlte jeder Ausblick. Der elende, oft durch gefallene Baumstämme fast
versperrte.. Weg führt durch prächtige Nadelwälder, über sumpfige Bachläufe
und blumenreiche Matten. Gewaltig strecken sich im Walde die
Stauden dem Lichte entgegen, hohe, saftstrotzende, dickstengelige Dolden-
48. Die Sinterbecken von Bodö.