
dem Rücken noch stark steigt und, was dahinter liegt, unübersehbar ist,
suchte ich eine Mulde ab, die nach Wasser aussah, aber ohne solches zu
finden. Es wurde schon spät und wir hatten viel aufzuarbeiten, daher war
es-am besten, zur Hütte zurückzugehen, die ich unter dem Wege gesehen
hatte, wo Jak weideten, wo also sicher Wasser war. Der alte Tibeter mit
Buckel und dem landesüblichen Kropf dort war mit seiner ebenso alten
Frau sehr freundlich und brachte ein unförmliches Werkzeug her, von
dem er glaubte, daß es zum Zeltaufschlagen gut sein könne, und später
Jakmilch und Käse. Das idyllische Plätzchen liegt 3600 m hoch. Am
nächsten Tage, dem 27. Mai, war es recht umzogen, aber wir stiegen
früh gegen den Gipfel an. Auf tiefgründigem Boden am steilen Hange
verbreitet die kräftige purpurne neue Primula leucochnoa im Rasen von
Potentilla leuconota ihren süßen Duft und die rosablütige Lysimachia pumila
entfaltet sich ausläuferartig auf nackter Erde, kleine dichtverzweigte gelbe
und violette Rhododendron-Stväuch\eia (flavidum und impeditum) schließen zu
Polstern zusammen, aber alle Waldränder schmücken jetzt die großen in
verschiedenen Tönen von Rosa in voller Blüte stehenden Arten, besonders
Rhododendron rubiginosum. Bevor sich die Blätter entfalten, überziehen die
schönen zarten Blüten in dicken lückenlosen Massen die an sich breiten und in
dichte Haine zusammenschließenden, weit über mannshohen Sträucher mit dem
vorjährigen Laub, Orgien von Pracht, die sich nicht mit Worten schildern
lassen. Auf einem Vorgipfel, 4300 m, beeilte ich mich, die Rundsicht aufzunehmen,
denn die Nebelschwaden begannen sich zu senken und umzogen
schon den Hauptgipfel, dessen schwarzer Plattenpanzer sich noch ungefähr
150 m höher erhebt. Fast wie Eiszapfen hängen die Spitzen der Platten
herab. Da war nicht hinaufzukommen, vielleicht von der anderen Seite,
aber es war lohnender, den Nachmittag für Kleinarbeit um das Lager zu verwenden,
denn hier waren auch erst die ersten Blüten offen, Androsace rigida,
winzige Oxygraphis glacialis, Mimulus Nepalensis, eine Sanicula, Potentilla
coriandrifolia var. dumosa, Goldmilz, an derBaumgrenze schwer durchdringliche
Krummholzwälder bildend das uns schon vom Lose-schan bekannte Rhododendron
cucullatum, dessen dicke, weiße Blütenballen sich den Platz an der
Sonne suchen auf dem in einer Fläche zusammenschließenden Laubdach
aus dunklen, schmalen, unten dick braunfilzigen und auf ganz kurzen, durch
Wollfilz verbreiterten Stielen sitzenden Blättern. Der Grat besteht wie das
ganze Gebirge aus Schiefer -. mit vielen Quarzbändern, der hier nordöstlich
einfällt; die Rundsicht war übrigens keineswegs vielsagend.
Nach Norden verbreitert sich der Rücken offenbar und wird flacher. Den
Nachmittag regnete es aber fortwährend, so daß ich, der Neige des Papiervorrates
nahe, mich nur sehr zurückhaltend mit dem Sammeln von Moosen
und Flechten um die Hütte befassen konnte, am Rande der großen Bambushaine,