
Ende. Er hätte zwar noch für mehrere Monate zu reichen gehabt, aber das
war der Nachteil der großen Voranzahlung. Die hatte er zu Hause in
seine Lade gesteckt und war des Erfolges sicher, daß wir unterwegs nicht
umkehren, sondern zahlen werden. Die freundliche Verdolmetschung des
Père B urnichon machte uns aber der Lage gewachsen. Wir gaben ihm
die weiteren Zahlungen als Hypothek auf seine Pferde, Sättel und alles,
was er an Eigentum mithatte. Da begann er die Litanei der chinesischen
Flüche herzusagen, redete sich aus, er habe erst Pferde kaufen müssen
und dazu das Geld gebraucht usw., aber mußte sich besiegt geben.
Wir wollten einen geradlinigen Weg über den Yalung-Wasserfall bei
Lowa nach Kwapi nehmen; als aber der alte Führer, den uns der Bischof
besorgte, unser Gepäck besah, erklärte er, daß dieser Weg dafür zu
schmal sei und wir zunächst den großen gegen Yenyüen einschlagen
müssen. Am 6. Mai reisten wir nach Hohsi im Südwesten am jenseitigen
Rande des breiten Tales des Nganning-ho, und am nächsten querten wir
die Yalung-Scheidekette über den 2500 m hohen Paß von Gaoschanpu.,
Das im Norden wie im Süden nicht bedeutend höhere Gebirge besteht
an der Ostseite über Schiefer aus äußerst mürbem Granit, in den senkrecht
nordsüdlich streichende schmale Bänder von Diabas und Quarz eingelagert sind.
Kein Handstück des Granits bleibt ganz, alle zerfallen sofort zu Sand und der
Karawanenweg hat sich viele Meter tief mit senkrechten Wänden hineingeschnitten,
wie in Nordchina im Löß; von zahllosen Gräben sind deshalb
auch die Hänge durchfurcht. Vom Passe ab nach Westen besteht das
Gebirge und das 1250 m tiefer gelegenen Tal des Y a lu n g aus Sandstein
von roter Farbe und Glimmerschiefer in steil westlichem Einfall. Überall
Steilhänge, die keinen Platz für ausgedehnteren Anbau lassen, daher nur
kleine Häusergruppen mit Ausnahme des Dorfes Delipu, wo wir übernachteten.
In dem engen Zimmer krabbelten die Schwaben — es sind
zwei Arten, eine sehr große, schmälere, rotbraune (Periplaneta Americana)
und eine etwas kleinere, breitere graue (Polyphaga Yilnnanensis) — und
morgens fand ich meine zum Trocknen ausgelegten Flechten von ihnen
durcheinandergebracht und die Gallertflechten sorgsam daraus weggeholt. Der
Yalung kommt hier 6 km weit gerade von Westen auf uns zu. Eine kleine
Tropfsteingrotte liegt gegenüber an seinem Ufer in den Glimmerschieferfelsen,
die verschieden gebogen und in der von Nebeln verhüllten Höhe
von Kalk überlagert sind. An der Westecke des Buges liegt Da tu n g .
Eine Felskante, die ich nachmittags dort erstieg, bot prächtige Tiefblicke
nach Norden über die scharfen, steil abfallenden Kanten, welche den
Yalung selbst in der Tiefe der Schlucht verdecken, und nach Westsüdwest
in die nicht viel weniger steilwandige Seitenschlucht, deren schmaler
Sohle meist im Kalk unser weiterer Weg folgt. Das Fährboot vom Datung
ist sehr groß und bequem, es ist für die vielen Salzkarawanen vorgesorgt,
die hier von Yenyüen nach Ningyüen durchkommen. Die großen weißen
Kegelstumpfe, die aus den Sudpfannen hervorkommen, werden halbiert
auf die Sattelrahmen gebunden und so unverpackt und nur mit irgend emem
schmutzigen Fetzen bedeckt, durchs Land getragen. _
Gegenüber Datung wird in einem alluvialen Konglomerat, aus dem
viel Sinter hervorgequollen ist, nach Zinn gegraben. Die Buschwalder des
Yalung-Tales boten uns hier nicht viel Neues, jene der Seitenschlucht
dagegen mehr, Randia Lichiangemis, einen sparrigen Strauch mit schwefelgelben
kleinen Tellerblüten, das gezacktblätterige Älangium chinense mi
zurückgerollten Zipfeln der weißen duftenden Blüten, den kleinen aber
großblütigen Vüex Yunncmensis, den neuen Rubiazeenbaum Adtna aspe-
rula und den silberblättrigen Schmetterlingsblütler Besmodium Handeln,
die weißfilzigen Lianen Senecio Yalungensis neu, wie auch der letztgenann e,
und Vitis trichoclada, und bei einem Abstecher von Lumapu in em
Tälchen links Paeonia lutea, eine gelbblütige Pfingstrose. Gestern abends
hatte es gehagelt und noch um 10 Uhr Vormittag lagen Schloßen von
3 cm Durchmesser herum, kein Wunder, daß die Pflanzen arg beschädigt
waren. Immer in der gleichen Richtung weiter an den Mündungen größerer
von Süden kommender Seitentäler vorbei erreichten wir am 10 mittags
Hahdschou, wo wir nun nach Norden durch eine sicher sehr interessante
Gegend am Westhange des Yalung-Talsystems und dann ubers Gebirge
nach Kwapi reisen wollten. Da der Mafu verschiedene Ausfluchte suchte,
um diesen kleinen Weg nicht gehen zu müssen, ritt ich voraus und
S chneider hinter der Karawane. Meiner Nase nachgehend, behielt ich
auch den Weg, der trotz vorherigen Regens ganz gut war sah aber den
Führer hinter mir auf rutschige Nebensteiglein zwischen die Stufen der
Felder einbiegen. Die Karawane trottete ihm nach und alsbald lagen vier
Lasten einige Terrassen weiter unten und die zugehörigen Pferde kugelten
nach. S chneider befahl gleich Rückzug und der Mafu triumphierte über
den Erfolg, den er sicher im Einvernehmen mit dem Führer erzielt hatte,
denn so dumm konnte auch der nicht sein, diesen Weg zu verfehlen.
Den nächsten Tag benützten wir zu einer kleinen Gipfelbesteigung
von Tukungpu im südlichen Talaste aus auf die südliche Sandsteinkante
D ad jin (3400 m), die zwar ziemlich trocken ist, aber wieder andere
Rhododendron (ledoides, rarosquameum), „Weigelia“ ähnliche .rote und
orange gezeichnete Dipelta Yunnanensis und Becaisnea Fargesn, em den
' Berberitzen verwandtes, wenig verzweigtes Bäumchen mit großen ailanthus
ähnlichen Fiederblättern und darunter herabhängenden lockeren Trauben
großer langzipfeliger grüner Glockenblüten, bot, am Nordhange aber mit
Dschungel und Busch bedeckt ist, zwischen dem einige Fliedersträucher,