176 Buch XIII. Kap. 4. §. 22. uch XllL Kap. 5. §. 23. 177
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oft komischen MissgrifFen fehlt. Dann die Beschreibung, bald
nach Dioskorides, bald nach Plinius, bald nach Serapion oder
Andern, zuweilen auch, wenn sich keine ältere Beschreibung fand,
vom Verfasser selbst. Nicht selten stellt er sogar mehrere Beschreibungen
vergleichend neben einander. Darauf folgen die sogenannten
Qualitäten und zuletzt ein Verzeichniss der Krankheiten,
gegen welche das Mittel empfohlen wird^ Nur diese letzte
Areola, wie es bei Ibn Sina heisst, ist stets durch ein mit grösserer
Schrift vorgesetztes Posse, statt potestas oder virtus ausgezeichnet,
was zu wunderlichen Irrthümern verleitete, Fabricius lieferte
im XIII. Bande seiner Bibliotheca Graeca ein Verzeichniss
der von Matthäus Sylvaticus citirten Schriftsteller; darin steht
pag. 327: „Possedonius saepissime.'^ Dieser Name kommt
aber gar nicht vor, augenscheinlich hat ihn Fabricius aus jenem
Posse, was er für eine Abbreviatur hielt, selbst gemacht. Konnte
das einem. Fabricius begegnen, so ist Sprengel zu entschuldigen,
w^enn er in der Seite 100 dieses Bandes angeführten Stelle
seiner Geschichte der Botanik die beiden auf ähnliche Art erfundenen
Namen Actor und Possidonius den von ihm tief verachteten
Schriftstellern des Mittelalters zum Vorwurf macht.
Vergleiche ich nun die Leistungen unsrer beiden Lexikographen,
so kann ich die Vorzüge der Pandekten vor der Clavis sanationis
für ihre wie noch jetzt für unsre Zeit nicht in Abrede
stellen. Jene sind mindestens fünf bis sechs mal stärker als diese,
geben daher oft Auskunft, wo diese schweigt. Als Heilmittellehre
stehen jene auf ganz andrem Boden als diese, und lassen sich nur
mit des Platearius Circa instans vergleichen, was sie weit übertreffen.
Nur als Glossatoren und Kritiker der Nomenclatur sind
Simon und Matthäus vergleichbar, aber Simon hatte die Bahn gebrochen,
Matthäus konnte gemächlicher auf ihr fortschreiten. Selten
sucht er seinen Vorgänger zu widerlegen, wie cap. 129. Camelea;
öfter benutzt er ihn stillschw^eigend. Ist es nicht komisch, wenn
Sprengel in seiner Geschichte der Botanik den Simon Januensis
kurz und verächtlich abfertigt, dem Matthäus Sylvaticus zwar auch
erst viel Uebles nachgesagt, ihm dann aber zwei Bemerkungen
zum Verdienst anrechnet, die ihm beide nicht gehören? Die eine,
Über die Verfälschung des Aloeholzes (cap. 32. Aloa) ist von
Platearius erborgt, die andre, über das Brasilienholz oder Baqqam
der Araber (die Glosse Bathara hinter cap. 86) von unserm Simon
Januensis (bei welchem der Artikel Bacham heisst, woraus offenbar
jenes Bathara entstellt ward). Und welche Hülfsmittel standen
dem Matthäus in Salerno zu Gebote! Simons Bibliothek
kennen wir schon, die des Matthäus füllt in dem Verzeichniss bei
Fabricius drei Quartseiten. Ob er wie Simon grössere Reisen
gemacht, weiss ich nicht. Ich will nicht bestreiten, dass er, wie
man sagt, in Tunis gewesen, kenne jedoch keinen Beweis dafür.
Nachrichten von reisenden Fremden einzuziehen fehlte es ihm aber
eben so wenig wie seinem Vorgänger an Gelegenheit, wie unterandern
cap. 187 Condros, und der Artikel Pusca nach cap. 598
bestätigen. Voraus hatte er aber den Gebrauch eines eignen Gartens,
für den er Samen aus Griechenland kommen liess (Artikel
Cantalides, nach cap. 134), und worin er unterandern Arum Colocasia
zog (Culcasia cap. 197). Man müsste sich wundern, hätte
Matthäus so begünstigt nicht mehr geleistet als sein Vorgänger,
und überträfe er ihn nicht an Gelehrsamkeit. Dagegen meine ich
nach vielfachem Gebrauch beider, was sich leider nicht so bestimmt
schwarz auf weiss nachweisen lässt, an Natursinn und kritischem
Talent stehe Simon höher als Matthäus, und verdiene am wenigsten
die ihm so oft wiederfahrene Zurücksetzung.
Fünftes Kapitel.
Die mediciniscl i -botanischen Volksbücher.
§, 23.
Die beiden Aggregatoren.
Nicht wegen seiner Verdienste um die Botanik, im Gegentheil
um ihn, sonstiger Verdienste unbeschadet, aus der Geschichte
M e y e r , Gesch. d. Botanik. IV, 12
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