214 Buch XIV. Kap. 1. §. 27. B u c h XIV. Kap. 3. §. 28. 215
die Zügel des Regiments zum Gedeihen der Künste und Wissenschaften
wie des Staats wo möghch noch glorreicher als sein Grossvater.
Ohne; Fürst zu sein, erwarb er sich durch die grossartige
Verwendung seines immensen Vermögens den fürstlichen Beinamen
des Erlauchten, il Magni f ico. Auch Fürsten kleinerer italiänischer
Staaten, bei denen ich mich nicht aufhalte, wirkten in gleicher
Art; einer derselben, Fürst P i c o von Mi randola, gehörte
selbst zu den grössten und einflussreichsten Gelehrten seiner Zeit;
und der Einsicht dem Eifer der Freigebigkeit dieser Männer verdanken
wir nächst Petrarca und Boccaccio, die ihnen vorangegangen
waren, das Meiste, was uns von klassischer Literatur noch
übrig ist. Zu einer Schilderung ihrer Wirksamkeit fehlt es mir
an Muth noch mehr als an Eaum.
Auf dass aber das glücklich Gerettete, mühsam wieder Errungene,
niemals wieder verloren zu gehen in Gefahr käme, trat
endlich grade zu rechter Zeit die Buchdruckerkuns t hinzu,
zwar eine deutsche Erfindung, doch schnell auch über Italien verbreitet,
und dort gleich anfangs hauptsächlich dazu benutzt, die
Werke der Klassiker aus einem Privatbesitz der Vornehmen und
Reichen in Allgemeingut zu verwandeln. Ich erwähne nur der
ersten Ausgaben derjenigen Klassiker, welche den Botaniker vor
allen interessiren, sei es im Original, sei es in lateinischer Uebersetzung
der griechischen Originale.
P l i n i i historia naturalis. Venetiis, per Joannem de Spira (aus
Speier), 1469.
D i o s c o r i d e s . Latine. Collae, per Joannem Alemannum de
Medemblick, 1478. — Graece. Venetiis, apud Aldum, 1499.
T h e o p h r a s t i historia et de causis plantarum. Latine vertit
T h e o d o r u s Gaza. Tarvisii, per Bartholomaeum Gonfalonierium
de Salodio, 1483. — Graece. Venetiis apud Aldurn,
1498.
Eine lange Reihe späterer Ausgaben dieser und andrer Werke der
Alten folgte bald darauf. Die meisten erschienen in Venedig, wo
im ersten Jahrhundert nach Erfindung: der neuen Kunst mehr p^e- O Q
druckt ward als an sonst einem Orte der ganzen Welt.
Das sind in flüchtiger Andeutung bei weitem nicht alle, doch
die wichtigsten Momente, durch deren Einfluss die klassischen
Studien in Italien plötzlich wieder emporblüheten. Jetzt hegt mir
ob nachzuweisen, wie belebend sie, gleich wie auf alle Wissenschaft,
so ins Besondre auch auf die Botanik einwirkten.
§. 28.
T h e o d o r u s Gaza.
In unmittelbarer Beziehung zur Botanik steht nur einer der
schon vor dem Fall Konstantinopels nach Italien geflüchteten Griechen,
Theodorus Gaza^), ein Mann höheren Standes aus
Thessalonich. Bei der Eroberung seiner Vaterstadt durch die
Türken im Jahr 1430 rettete er nichts als &ein Leben seine Freiheit
sein Wissen und sein Talent. Man kennt weder sein damaliges
Alter, noch weiss man, wo und wie lange er sich umhertrieb,
bis er in Begleitung eines Jüngern Landsmannes Kanzano über
Sicilien nach Italien kam. Um hier als Lehrer der griechischen
Sprache seinen Unterhalt zu gewinnen, bedurfte er der lateinischen.
In Zeit von drei Jahren erwarb er sich die Kenntniss und den
freien Gebrauch derselben so vollständig, dass ihn die Italiäner
selbst zu den elegantesten lateinischen Rednern zählten. Vermuthlich
erst nach Beendigung dieser Studien finden wir ihn 1440 zu
Padua, von wo aus man ihn als Lehrer des Griechischen für Mailand
oder Pavia zu gewinnen suchte. Er zog F e r r a r a vor, und
lehrte daselbst mit ungemeinem Beifall das Griechische, bis ihn
um 1451 P a b s t Nicolaus V. zu sich nach Rom berief. Gute
lateinische Uebersetzungen der bessern griechischen Schriftsteller
zu veranlassen, gehörte zu den vornehmsten Bestrebungen jenes
Kirchenfürsten. TJnsern Theodor beauftragte er unter andern mit
der Uebersetzung der bot ani s che n Werke des Theophras
t o s so wie der zoologischen des Aristoteles. Seitdem man
P i a t o n s Werke kennen gelernt hatte, entbrannte in Italien ein
1) Tiraboschi VI, parte II, pag. 139 sqq. Hauptquelle. Dazu Fahricii
hihi, graec. IX, pag, 192 sqq., Heeren a. a. O, II, S. I8l ff.
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