118 Buch XIII. Kap. 2. §. 13. Buch XIII. Kap. 2. §. 13. 119
musio gelieferten Textes enthalten. — Ihrer Wichtigkeit wegen
gedenke ich noch zweier Uebersetzungen, die ich nicht selbst
kenne, und einer dritten, die ich benutzt habe:
Hie hebt steh an das puch des edeln Kitters un landfarers
Marcho Polo u. s. w. Nürnberg 1477 in fol.
Sehr selten. Soll nach einer italiänischen Handschrift übersetzt
sein, und wichtige Varianten darbieten.
The travels of Marco Polo etc. Translated from the Italian
with notes by W. Marsden. London 1818, in 4.
Besonders schätzbar wegen der geographischen Erläuterungen,
wovon ein grosser Theil in die folgende neueste deutsche Uebersetzung
überging. Zum Grunde liegt Ramusio's Text.
Die Reisen des Venezianers Marco Pol o im dreizehnten Jahrhundert.
Zum ersten mal vollständig nach den besten Ausgaben
deutsch, mit einem Kommentar von Aug. Bürck. Nebst
Zusätzen und Verbesserungen von K. Fr. Neu mann, Leipzig
1845, in 8.
Die im Ganzen gelungene Uebersetzung hält sich grade bei naturwissenschaftlichen
Angaben nicht immer so genau, wie sie sollte,
an Ramusio's Text, den der Naturforscher daher beständig vergleichen
muss. Auch der Commentar, reich an geographischen
Erläuterungen, bei denen ausser Zurla, Baldeiii und Marsden vorzüglich
auch K l a p p r o t h s Arbeiten und Ritters vergleichende
Erdkunde ileissig benutzt wurden, geht über das Naturhistorische
meist flüchtiger hinweg. Eigenthümlichen Werth geben dieser
Ausgabe die Zusätze des berühmten Orientalisten Neumann, die
aber meist auch nur die Geographie und Orthographie der oft
sehr entstellten Namen betreffen. — Endlich nenne ich noch:
P l a c i d o Zurla, di Marco Polo e degli altri viaggatori
Veneziani più illustri, dissertazioni del —. Con appendice
sopra le antiche mappe lavorate in Venezia, e con quattro
carte geografiche. 2 voli., in Venezia 1818, in 4.
Vor Baldelli und neben Marsden, der gleichzeitig mit Zurla schrieb,
die erheblichste Arbeit über Marco Polo, doch ohne Abdruck des
Textes.
Oft behandelt, und noch immer nicht entschieden ist die Frage,
ob Marco Polo's Reise ursprünglich in lateini scher oder ital
i ä n i s c h e r Sprache geschrieben ward? Wir wissen, dass er
wenige Monate nach der Rückkehr von seiner grossen Reise, und
noch in demselben Jahr 1296, das Unglück hatte, bei einer Seeschlacht
nach tapferer Gegenwehr in genuesische Gefangenschaft
zu gerathen. Diese Gefangenschaft dauerte, nicht Ein Jahr, wie
Bürck S. 18 sagt, sondern nach Ramusio mindestens vier Jahr;
denn während derselben verheirathete sich sein Vater zum zweiten
mal und erzeugte drei Söhne, und gleichfalls noch während derselben
im Jahr 1298 entschloss sich Marco, der vielfachen mündlichen
Widerholungen überdrüssig, wozu er immer aufs neue aufgefordert
ward, zur schriftlichen Abfassung seiner Reise, wozu er
seine Papiere aus Venedig kommen Hess. So weit steht alles fest,
jetzt gehen die Nachrichten aus einander. Ramusio erzählt, Marco
hätte seine Reise einem ihm befreundeten genuesischen Edelmanne
dictirt, und dieser sie nach damaliger Sitte lateinisch niedergeschrieben,
wie besonders die Genuesen bei allen öffentlichen Verhandlungen
sogar noch zu seiner Zeit zu thun pflegten. Gleich
darauf wäre das Werk in's Italiänische übersetzt und durch ganz
Italien verbreitet. Pipinus, setzt er hinzu, hätte dasselbe aus
dem Italiänischen ins Lateinische zurückübersetzt, weil er sich
keine Abschrift des Originals hätte verschafFen können. Unstreitig
schöpfte Ramusio diese Nachrichten aus einer jetzt unbekannten
Handschrift, deren Glaubwürdigkeit sich daher nicht mehr beurtheilen
lässt, vielleicht sogar aus einer Copie derjenigen, die er
für das Original hielt; denn in der Ausgabe des zweiten Bandes
seiner Navigationi et Viaggi von 1574, welche Zurla verglichen,
kommt folgende in der Ausgabe von 1583 ausgelassene Stelle vor:
„Una copia del qual libro, scritta la prima volta latinamente, di
meravigliosa antichità, e forse copiata dell' originale di esso Messer
Marco, molte volte ho veduta e incontrata con questa, che al presente
mandiamo in luce etc." (Zurla, I, pag. 19). Dies Zeugniss
des Ramusio ist das einzige bis jetzt bekannte positive Zeugniss
für die Sprache, in welcher das Werk ursprünglich nieder-
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