Buch XV. Kap. 4. §. 58.
von Geor g Wilhelm Lorsbach. Erster (und einzig erschienener)
Band, welcher die Uebersetzung des Textes enthält.
Herborn 1805, in 8.
Auch über Leo's Leben hat niemand genauer geschrieben als
L o r s b a c h in seiner Vorrede, welcher ich alles hier Gresagte entnahm.
Sehr zu bedauern ist, dass sein Commentar ungedruckt
geblieben.
Den hohen geographischen Werth dieses Werks hat man niemals
verkannt, da der Verfasser als Augenzeuge über viele Gegenden
des innern Afrika's berichtet, die den Europäern bis auf die neueste
Zeit völlig verschlossen waren, und es zum Theil noch jetzt sind,
und da jede neuere Untersuchung seine Glaubwürdigkeit bestätigt.
Auch die Naturgeschichte hat er nicht ganz vernachlässigt, und
nicht nur hin und wieder einige merkwürdige Producte der durchzogenen
Länder angeführt, sondern auch am Ende seines Werks
(Fol. 91 bei Eamusio, Seite 565 bei Lorsbach) den merkwürdigeren
Thieren und Pflanzen einen eignen Abschnitt gewidmet Zu bedauren
ist nur die Kürze des botanischen Theils, der sich auf
ölf Artikel beschränkt.
§. 58,
Aus dem Orient.
Griechenland Aegypten Syrien und die Nachbarländer blieben
auch noch in dieser Periode das Lieblingsziel reiselustiger Naturforscher.
Zu ihnen gehört Pierre Belon aus Souleti^re, geboren
um 1518, ein Schüler des V a l e r i u s Cordus zu Wittenberg und
Begleiter seines Lehrers auf dessen botanischen Reis:en durch
Böhmen und Deutschland. Mit Hülfe reicher Gönner durchreiste
er als aufmerksamer und kenntnissreicher Beobachter Griechenland,
Klein-Asien, Syrien und Aegypten. Schon auf dieser Eeise hatte
er auch Italien kennen gelernt und mehrere der dortigen gelehrten
Anstalten besucht; 1557 ging er zum zweiten mal nach Italien
und dem südlichen Prankreich; 1564 ward er im Bois de Boulogne
ermordet. Ausführlicher und mit Kritik haben Demusset Pathay
B u c h XV. Kap. 4. §.58.
und Du Petit Thouars im vierten Bande der Biographie universelle
sein Leben beschrieben, und die oft ohne Grund wiederholte Beschuldigung,
er hätte fremde Arbeiten für die seinigen ausgegeben,
widerlegt. Zwei seiner Schriften gehören hierher:
Les observations de plusieurs singularitez et choses mémorables
trouvées en Grèce, Asie, Indie, Egypte, Arabie et autres pays
étranges, rédigées en trois livres. Paris 1553 in 4., und seitdem
öfter, — und seine
Remonstrances sur le défaut du labour et culture des plantes,
et de la connoissance d'icelles, contenant la manière d'affranchir
les arbres sauvages. Paris 1558, in 8.
Beide sind von Glu si u s ins Lateinische übersetzt und machen
den Schluss seiner Exot ica. Doch, wird dei Verfasser von ihm
unrichtig Bel lonius genannt. Ich erwähnte ihrer auch schon bei
der Geschichte des botanischen Gartens zu Padua, Seite 260 f.
dieses Bandes. Sie enthalten nur eigne treue Beobachtungen in
einer naiv kräftigen Sprache.
Ganz andrer Art war Me l chior Gui landinus (Wieland),
geboren um 1520 in Preussen, man sagt in Königsberg, doch vermisse
ich dafür ein sicheres Zeugniss i). M h ging er nach Italien,
und brachte daselbst, von einer grössern Reise abgesehen, sein
ganzes Leben zu. In Sicilien und Rom soll er, wie ihm sein
grosser Widersacher Mattioli vorwirft, eine Zeit lang in solcher
Dürftigkeit gelebt haben, dass er sich als Rhizotom ernähren
musste, und die selbst gesammelten Wurzeln und Kräuter auf
einem Esel zur Stadt brachte. Doch erregte er zu Rom die Aufmerksamkeit
des venetianischen Gesandten,, folgte demselben nach
Venedig, und fand dort andre Gönner, mit deren Unterstützung er
in den Jahren 1558 bis 1560 eine Reise durch Griechenland Syrien
und Aegypten machte. Auf der Rückreise hatte er das Unglück,
in maurische Sklaverei zu gerathen. Sein Freund und Gönner,
der berühmte Professor der Anatomie und Chirurgie zu Padua,
1) Ich kenne kein älteres als Quenstedt diahgus de patriis illustrium
doctrina et scriptis virorum, Wittebergae 1654. Seine Quelle verschweigt er,
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