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432 Ruch XV. Kap. 6. §. 66.
durchbohrten Blätter des Johanniskrauts (Hypericum perforatum),
womit man Stichwunden heilt, die Gestalt der Wurzel des Knabenkrauts
(Orchis mascula), des stärksten Aphrodisiacums, die
Stacheln der Distel, des besten Mittels gegen inneres Stechen, das
Geflecht der Siegwurz (Allium Victoriaiis), ein Zeichen, dass sie
wie ein geflochtener Panzer schütze u. s. w.
Des Paracelsus specielle Pflanz e n k e n n t n i s s scheint
sehr beschränkt gewesen zu sein; denn in all seinen meist medicinischen
Schriften möchten sich kaum ein paar Dutzend Pflanzennamenzusammen
suchen lassen, und einige derselben, wie Persicaria
und ßaphena riparium, scheinen noch dazu synonym zu sein.
Jn seinem Herbarius im ersten Theil der Opera, der freilich nur
ein Fragment ist, spricht er neben mancherlei mineralischen Mitteln
nur von sieben verschiedenen Heilpflanzen. Zu den Botanikern
können wir daher den Paracelsus nicht rechnen, aber den deutlichsten
Spuren seines Einflusses auch auf die Botanik werden
wir noch lange nach seinem Tode begegnen.
§. 66.
B a r t h o l o m ä u s Carrichter.
War aus lieckingen, wie wir auf dem Titel seines Kräuterbuchs
lesen. Wo der Ort liegt, wann Carrichter geboren, wann
und wo er gestorben, finde ich nicht. Grato von Kraftheim i) beschuldigt
ihn der Unwissenheit in der Medicin, und giebt sogar
seiner Behandlung den Tod des Kaisers Ferdinand I. im Jahr
1564 schuld. Sein Freund Michael Toxites, der Herausgeber
semes Kräuterbuchs, nennt ihn in der Vorrede der zweiten Auflage
von 1577, die ich vor mir habe, Hofdoctor des Kaisers Maximilian
II., und erwähnt, er selbst hätte das Buch zuerst vor zwei
pag. 1030 handelt er noch weitlauftiger davon unter dem Namen Wasserb
l u t ohne ihm einen lateinischen Namen zu geben
^ I) CratonLs de Kraftheim consilia et epistolae medicinales lib, / , pay.
184 sq,, nach Ch. W. Kestners medicinischen Gelehrten-Lexicon, Seite 18Ü.
Buch XV. Kap. G. §. 66. 433
Jahren herausgegeben. Vermuthlich war daher Carrichter 1575
nicht melir am Leben. Das genannte Buch führt den Titel:
K r e u t t e r b u c h des Edlen und Hochgelehrten Herren Doctoris
B a r t h o l om ei C a r r i c h t e r s von Reckingen. Darin begriffen,
Under welchem zeichen Zodiaci, auch in Avelchem gradu ein
jedes kraut stehe, wie sie in leib und zu allen schaden zu
bereiten, und zu welclier zeit sie zu colligieren sein. Die
ander Editio. Strasburg 1577 in 8. — Ebenso nach Pritzel
die erste Ausgabe von 1575, mit dem Zusatz: vormals nie in
truck aussgangen. — Im Ganzen neun mal gedruckt,
lieber des Werkes Inhalt füge ich dem Titel nur noch hinzu,
dass die Pflanzen nach den zwölf Zeichen des Thierkreises geordnet
sind, dass der Verfasser kein Wort darüber verliert, warum
diese Pflanzen unter diesem, jene unter jenem Zeichen stehen,
diese bei zu-, jene bei abnehmendem Monde, diese vor Sonnenaufgang,
jene nach deren Untergang gesammelt werden soll, dass
manche Pflanzen zwei bis dreimal vorkommen, weil sie, wie schon
Paracelsus behauptete je nach der Constellation, unter der sie
gesammelt werden, verschiedene Wirkungen haben sollen, so wie
endlich dass nur wenige Pflanzen ganz ungenügend beschrieben
werden.
Seine übrigen Werke übergehe ich, weil ich sie nicht kenne.
Dass sie ganz gleicher Farbe sind, sagen sclion ihre Titel und
Hallers Urtheile über sie. Eins darunter, K r ä u t e r b u c h , darin
die Kräuter des deutschen Landes . . . beschrieben
u. s. w., soll zuerst 1576 unter dem Namen Phi lomusus Anonymus,
aber gleichfalls von Toxi tes herausgegeben, und erst
später 1673 unter Car r ichter s eignem Namen erschienen sein.
Nach Haller soll es Descriptiones satis fusae et novae, doch nur
wenige Pflanzen mit Abbildungen nach Tragus enthalten. — Ein
andres Werk, Buch von der Harmoney, Sympatliie un
A n t i p a t h i e der Kräuter , erschien unter seinem Namen erst
1686 herausgegeben von J. H. Cardilucius.
1) II all er hibliotheca hotanica /, pa/j, 3iG sq.
M e y e r , Gesch. d. Botanik. IV. 28
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