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kommt dem Körper nichts mehr zu, als das L eben, welches jene
fesselt, so dass sie sich erst beim Tode der Körper offenbaren
üas Grundprincip des Lebens ist die Luft, aber das Grundelement
des Pflanzenkörpers ist die Erde. Im Boden ist der Same aller
Pflanzen unsichtbar enthalten, und wird durch feuchte Wärme
zum Keimen Wachsen und Reifen gebracht. Was ihn aus der
Erde hervorzieht, ist die Anziehungskraft eines besondern jeder
besondern Pflanze entsprechenden Sterns. Denn jedes Kraut
ist nur ein irdischer Stern, so wie der Stern ein spiritualisch gewachsenes
Kraut. Wären diese Beziehungen bekannt, so würde
man die Sterne danach benennen, Stella Eosmarini, Absinthii u. s. w.,
und ein Herbarium würde daraus entstehen, edler als Gold und
Edelsteine. Bei der ursprünglichen Scheidung des grossen Aniadus
(der vertheilenden Kraft) erhielt jedes Gewächses Same seinen
eigenen Ort, dies Land Gras, jenes Klee, jenes Lavendel u. s. w.
Zwar liegen die unsichtbaren Samen aller Gewächse überall in der
Erde, doch die Verschiedenheit des Bodens wie des Himmels lässt
nicht überall jeden gedeihen. Man unterscheide aber den eigenen
Samen der Pflanzen, den die Erde hergiebt, und den gegebenen,
den der Mensch erndtet und säet. Korn, Weizen, Lilien''u. s. w!
wachsen nicht von selbst aus der Erde, wie Gras und allerlei Unkraut.
Das kommt daher, weil jene ursprünglich im Paradiese
einheimisch waren, von wo wir ihren Samen erhielten. Die Verschiedenheit
der Pflanzen beruht darauf, wie der Aniadus den
Sulphur Mercurius und das Sal in ihnen vertheilt hat. Doch besitzt
nach einer andern Stelle jedes Ding, also auch jede Pflanze,
einen eigenthümlichen Sulphur Mercurius und Sal. Und weil die
Erfahrung lehrt, dass die Pflanzen am besten wachsen, je öfter die
Erde durch Regen befeuchtet und durch die Sonne wieder getrocknet
wird, so soll sich niemand wundern, dass solches auch dem
Alchymisten durch mancherlei Lubibirung und Destillirung zu thun
möglich ist, dass er durch solches Cohobiren mitten im Winter
schön» grüne Kräuter Blumen und Erüchte in einer Flasche kann
aufwachsen lassen. Da das Leben der Pflanzen ein Liquor
t e r r a e ist, so sterben sie, wenn es ihnen an Erdreich und Wasser
Buch XV. Kap. ß. § 431
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fehlt; und was natürlichen Todes gestorben ist, kann der Mensch
nicht wieder beleben. Doch was er selbst zerbricht, das kann er
auch selbst wieder aufrichten., was er tödtet, wieder erwecken.
D i e R e s u s c i t a t i on des Holzes ist schwer, und nur mit grosser
Vorsicht und Geschicklichkeit zu bewirken, doch nicht unmöglich.
Das Holz wird zu Kohle gebrannt, ferner zu Asche, dann in eine
Flasche gethan und mit Resina Liquore und Oleität desselben
Baums bei gelinder Wärme zerlassen. Das giebt eine mucilaginose
Materie, worin die drei Principien des Wachsthums alles Holzes
Phlegma (Mercurius) Feiste (Fett, Sulphur) und Asche (Sal) enthalten
sind. Diese Mischung eine Zeit lang in Veni r e equino
(d. h. in Pferdedünger) puriflcirt, dann in fette Erde vergraben
oder darauf geschüttet, fängt wieder an zu grünen, und es wächst
ein junger Baum daraus hervor von weit edlerer Substanz als der
verbrannte war^). Ich theile diese Phantasie ganz mit, weil die
sooÖ- enannte P a l i n g^ e n e s i e d e r P f l a n z e n aus" ihrer Asche noch
lange Zelt nach Paracelsus eine grosse Rolle spielte, sogar als
Hauptbeweis für die Auferstehungslehre geltend gemacht ward,
und weil Kopp- ) versichert, der Erste, der diese vor ihm nur
vermuthungsweise ausgesprochene Idee verbreitet habe, sei Querc
e t a n u s (eigentlich Joseph du Chesne), Leibarzt des Königs
Heinrichs IV. von Frankreich, geboren 1521, gestorben 1609, und
einer der eifrigsten Anhänger des Paracelsus. — Die Eigenschaften
und Kräfte der Pflanzen erlernt man nicht aus Dioscorides oder
Macer, sondern aus der S i g n a t u r , womit die Natur jedes Gewächs
gezeichnet hat. Als Beispiele werden angeführt die rothen Flecken
auf den Blättern des Wasserblutswelches Wunden heilt, die
1) ParacelHus de natura vermiß Uber V^l de resuscitatione rerum nataralinm
am Ende, Oper, iom., 77, pag. 897.
2) Herr mann Kopp^ Geschic/iie der Chemie, vier Tkeile^ Braunschweig 18i3
— 1847 in Theil L S, III und II, S, 243.
3) Daneben steht der sonst unbekannte Name Kap h e na rip ar iura,
Der Name Wa s s e rblu t bezeichnet aber bei Andern Polygonum Persic
a r i a . Von dieser Pflanze handelt Paracelsus umständlich in seinem Herbarius
(Oper. 7, pag. 1008) als von dem wichtigsten aller VVundkräuter, und