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164 É u c h XIIL Kap. 4. §.21.
sogar zwei Personen, einen S imo n Genuensis als Verfasser der
Noten zum Matthäus, und unsern Simon Januensis, der auch Simon
Geniates a Cordo genannt wurde, als den Verfasser des Wörterbuchs.
Am weitesten aber verirrte sich S c h o e t t g e n in seiner
Fortsetzung von Fabricii bibliotheca latina mediae et infimae aetatis,
indem er nicht allein Merklins Irrthümer wiederholt^ sondern
ausserdem auch noch aus den beiden Titeln unsres Wörterbuchs,
Clavis sanationis, und Synonyma medicinae, zwei verschiedene
Werke macht, den letztgenannten Titel sogar in Synonyma
a l c h i m i a e entstellt, und endlich den Verfasser zum Subdiaconus
und Capellan des Papstes Nicolaus V. anstatt des IV. macht, wodurch
seine Lebenszeit gänzlich verändert wird. Ich würde dieser
alten, meist schon von Tiraboschi berichtigten Irrthümer nicht
gedenken, wenn nicht bald dieser, bald jener in den neuesten
Schriften wieder auftauchte. So unterscheidet z. B. noch Renzi
die Synonyma medicinae und die Clavis sanationis als zweierlei
Werke; ja er ist geneigt dem Verfasser noch ein drittes ähnliches
Werk spätem Alters zuzuschreiben aus dem einzigen Grunde, weil
in der Bibliotheca ßiccardiana eine Handschrift unter folgendem
Titel aufbewahrt werden soll: „Simon de J a n u a de Synonimis
et ponderibus; et collationes super Avicenna; et expositionum
Arabicorum quoad medicinam", ein Titel, der füglich seiner Clavis
sanationis ertheilt werden konnte.
Ausser seinem Wörterbuch lieferte Simon l a t e ini s che lieber-
S e t z u n g e n zweier arabischer Werke, beide, wie es auf
dem Titel heisst, interprete Abraam Judaeo Tortuosiensi,
also auf die gewöhnliche öfter bezeichnete Weise ohne eigene
Kenntniss des Arabischen, was auch sein "^VVorte bu-ch. ^ be^^ e s •
Das eine ist das Buch des Jüngern Serapion de Simplicibus
medicinis, worüber ich Band I I Seite 234 fF. ausführlich gesprochen;
das andere der dem Abul Qäsim Azzahräwi vielleicht irrthümlich
zugeschriebene Liber servitoris, ein fast in allen
Ausgaben der Opera Mesues mit abgedrucktes Apothekerbuch.
1) Renzi storia della medicina in Italia II pay. 167 sq.
Buch Xiri. Kap. 4. §. 2t. 165
Auch darin erkennt man, wie Simon der Ausbildung der Heilkunde
beinahe seine ganze Thätigkeit widmete. Endlich sollen sich in
der pariser Bibliothek noch einige handschriftliche Randglossen des
S i m o n de J anua zum Alexander latrosophista befinden, welche
Du Fresne im Verzeichniss der zu seinem Glossar der Latinität
des Mittelalters benutzten Schriftsteller anführt.
Bleiben wir beim Wö r t e r b u c h stehen, so müssen wir zwar
einräumen, dass es im Ganzen mehr grammatisch als naturwissenschaftlich
gehalten und voller Irrthümer ist, welche spöttelnd aufzudecken
die philologischen Mediciner des sechzehnten Jahrhunderts
sich angelegent sein Hessen; können jedoch nicht zugeben,
dass es ihm an e igne r Naturbeobachtung fehle. Des Verfassers
Zweck war, die wüste Nomenclatur der Medicin zu säubern
und zu erläutern; dazu dienten ihm seine Naturbeobachtungen nur
als Mittel, und nicht einmal als Hauptmittel; wichtiger war ihm die
Vergleichung griechischer arabischer lateinischer Schriftsteller und
der Namen, womit sie dieselben Dinge bezeichnet hatten. Und
Simon war der erste, der sich an diese Riesenarbeit wagte, woran
sich seine Nachfolger Jahrhunderte lang unablässig und meist mit
geringem Erfolg abmüheten. Wir würden daher einen ganz falschen
Maassstab anlegen, wollten wir bei ihm schon grosse Resultate und
die Entfaltung eines grossen Schatzes eigner Beobachtungen erwarten.
Für seine Zeit dürfen wir sein Werk als ein kühnes mit
verhältnissmässig grosser Sachkenntniss im Ganzen glücklich ausgeführtes
Unternehmen bezeichnen, trotz mancher verfehlter, mancher
uns gradezu lächerlich erscheinender Deutungen. Aber auch noch
jetzt behauptet es seinen Werth. Handelt es sich um das Verständniss
eines Pflanzennamens aus dem fünfzehnten oder'sechzehnten
Jahrhundert, so greift wohl jeder Botaniker zuerst zu seinem
Caspar ;Bauhin; gilt es ein noch älteres Synonym, so kenne ich
kein zuverlässigeres Hülfsmittel als die Clavis sanationis. Dies
günstige Urtheil durch einzelne Artikel bestätigen zu wollen, enthalte
ich mich. Ist doch kein Wörterbuch so schlecht, das nicht einige
gute, keins so gut, das nicht einige schlechte Artikel enthält; nur
ein öfterer Gebrauch giebt uns ein gegründetes Urtheil über seinen
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