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426 B u c h XV. Kap. 6. §. 65.
Siebenbürgen und Croatien. Dass er sich vorzüglicli bei Bergund
Hüttenwerken aufgehalten habe, wie van Helmont und Andere
versichern, bestätigen seine ausgezeichneten chemischen Kenntnisse
und Leistungen.
Im Jahr 1527 erhielt er eine Professur der Medicin zu Basel,
und eröffnete seine Vorlesungen gegen die alte Sitte in deutscher
S p r a c h e damit, dass er die Schriften des Avicenna verb
r a n n t e , und nicht die Schriften der Alten, sondern seine eigenen
interpretirte. Bald darauf entstanden Reibungen mit seinen Collegen,
die er sicher eben so wenig schonte wie Griechen und Araber.
Dazu kamen der Mangel an Anstand und die Trinksucht, deren
ihn sogar seine Anhänger beschuldigten. Paracelsus beschwerte
sich beim Magistrat über, seine Collegen, die er noch dazu des
Unterschleifs im Einverständniss mit den Apothekern verdächtigte.
Umsonst. Ein reicher Canonicus hatte ihm für seine Heilung von
einem schweren Leiden hundert Gulden versprochen; Paracelsus
stellte ihn her durch wenige Pillen; dafür, meinte der Genesene,
wären schon sechs Gulden ein reichlicher Lohn; Paracelsus verklagte
ihn, und der ßlchter verwies ihn auf die Taxe. Das war
dem Mann, der stets gegen den Eigennutz der Aerzte eifert, zu
arg, er ergoss sich in solche Schmähungen gegen den Richter,
dass er sich der Strafe der Beleidigung seiner Obrigkeit durch
die Flucht entzielien musste. Kaum zwei Jahr scheint er seine
Professur verwaltet zu haben. Vielleiclit war er auch der un^ewohnt
stetigen Lebensweise schon überdrüssig, denn von jetzt bis
an seinen Tod, über zehn Jahr lang, verweilte er nirgends wieder
auf die Dauer, sondern zog im ganzen südlichen Deutschland von
Ort zu Ort, bald über bittere Noth sich beklagend, bald eine
ehrenvolle Aufnahme rühmend, und doch weiter ziehend, bis er
1541 zu Salzburg in grosser Armuth die ewige Ruhe fand, Verhelrathet
war er nie, doch lebte er keusch, was zu der Sage mag
Anlass gegeben haben, der Biss eines Schweins hätte ihn schon
in früher Kindheit entmannt.
Ich enthielt mich der Anführung der Beweisstellen zu diesen
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Thatsachen. Die meisten sind bei Rixner und Öieber oder bei
Marx leicht zu finden. Nur für seine Ruhmredigkeit, von welcher
jene schweigen, darf ich den Beweis nicht schuldig bleiben. Mag
dazu folgende Stelle aus der Vorrede zu seinem Paragranum
(Oper. I, S-199) dienen, deren pöbelhafte Sprache man entschuldigen
wolle. Auch sie gehört ja zu des Mannes Bilde. Das ganze Werk
handelt von seinen sogenannten vier Säulen der Medicin, von der
Philosophie, Astronomie, Alchymie und — der Tugend. Von
ihnen sagt er: ^^Wie ich aber die Vier für mich nehme, also müsset
ihrs auch nehmen, und müsset Mi r nach, ich nicht euch nach;
ihr Mi r nach, Mi r nach, Avicenna, Galene, Rhasis, Montagnana,
Mesue etc.; Mi r nach, und nit ich euch nach, ihr von Paris, ihr
von Montpellier, ihr von Schwaben, ihr von Meissen, ihr von Cöln,
ihr von Wien und was an der Thonaw und Rheinstrom liegt, ihr
Insuln im Meer, du Italia, du Dalmatia, du Athenis, du Griech,
du Arabs, du Israelita, Mi r nach, und ich nicht euch nach. Eurer
wird keiner im hintersten Winkel bleiben, an den nicht die Hunde
seichen werden. Ich werd Monarcha, und Mei n wird die Monarchey
sein, und Ich führe die Monarchey, und gürte euch eure
Lenden. Wie gefällt euch Cacophrastus? (ein Spottname, den
man ihm gegeben). Diesen Dreck müsst ihr essen. Wie wird es
euch Cornuten anstehen, so nun Cacophrastus ein Fürst der Monarchey
sein wird, und ihr Calefactores werdet und Schlotfeger?
Wie dünkt euch, wenn Secta Theophrasti triumphiren wird, und
ihr werdet in mein Philosophey müssen, und euren Plinium Cacoplinium
heissen, und euren Aristotelem Cacoaristotelem heissen,
und Ich werd sie und euren Porphyrium, Albertum etc. in meinem
Dreck taufen mit sammt eurer Gevatterschaft?'' — Die Gebrüder
Grimm fragen in ihrem Wörterbuch unter Bombast: „woher
hatte Bombast von Hohenheim den Namen Bombast, und in welchem
Sinn?'' Es war ein Beiname derer von Hohenheim. Sollte
nicht das Wort seine neuere Bedeutung erst durch Paracelsus
bekommen haben? Frisch in seinem Wörterbuch von 1741 kennt
es noch nicht einmal.
Der Berichtigung bedarf auch, was Marx über den Kampf
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