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388 B u c h XV. Kap. 3. §. 53.
Schrift, nicht nur auf gewohnte Weise mit maassloser Grobheit,
sondern er ging so weit, seinem Gegner die jüdische Abkunft
vorzuwerfen, und ihn der Apostasie zu beschuldigen. Er mochte
Kecht haben, wenn er denselben weder für einen ächten Juden
noch ächten Christen erklärte; war das aber anders möglich unter
den Verhältnissen, unter denen Amatus die Taufe empfangen
hatte? und gehörte das Glaubensbekenntniss in den Streit über
einige Pflanzen des Dioskorides? Bei der sogenannten heiligen
Inquisition galten dergleichen Entschuldigungen nicht, sie verfolgte
den Unglücklichen, und ihre Verfolgung soll, seit 1555, also sch'on
zwei Jahre früher, als des Mattioli Apologia adversus Amathum
erschien, begonnen haben. Gleichwohl hat man den Mattioli im
Verdacht, der Urheber jener Verfolgung zu sein; und wer sein
tückisches Verfahren gegen Anguillara kennt, wird das nicht unwahrscheinlich
finden. Gesetzt aber dieser Verdacht wäre uno-eö
gründet, die Anklage von neuer Seite gegen den von Ort zu Ort
gehetzten Mann bleibt stets gleich gehässig. Amatus floh erst
nach Pesaro, weiter nach Ancona, und es gelang ihm glücklich
nach Salonichi zu entkommen^). Hier, unter türkischem Schutz,
fand er endlich die Sicherheit, welche ihm christlich sein wollende
Kegenten versagten. Hier, wo damals eine berühmte jüdische
Synagoge bestand, erklärte er sich öffentlich wieder zum Judenthum,
und schrieb seine Curat ionum medicinalium centuriae
S e p t e m , die erst einzeln, dann vereinigt erschienen. Seine lat
e i n i s c h e üebersetzung des Liber I Fen IV vom Canon
des Avicenna, aber nicht aus dem Arabischen, sondern aus
dem Hebräischen, nebst Commentar dazu, ging auf der Flucht
von Ancona in der Handschrift verloren. Auch soll er den Eutropius
ins Spanische übersetzt haben. Unbekannt sind die Zeit der
Ort und die Art seines Todes.
1) Morejon a. a. O, lässt ihn erst jetzt auf der Flucht nach Ferrara
kommen, dann nach Venedig, nach Ancona, und endlich über Pesare nach
Salonichi entkommen. Mir fehlen des Amatus Curationes medicinal es,
die darüber wahrscheinlich sichere Auskunft geben. Doch in Ferrara lebte
er jedenfalls früher.
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Ich kenne nur seine Enarrat iones, von denen ich unterandern
§. 38 schon mehrfachen Gebrauch machte. Sie empfehlen
sich durch ausgebreitete Gelehrsamkeit und lebhafte Darstellung.
Die Vertrautheit mit den Arabern und lateinischen Arabisten mag
er von Salamanca mitgebracht haben, in seinen griechischen Studien
lässt sich der Einfluss der Schule von Ferrara nicht verkennen,
und gern gesteht er, wie viel er seinem dortigen Aufenthalte verdankt.
Doch verehrte er auch schon zu Salamanca den Pint
i a n u s , einen in Italien gebildeten Philologen, dessen Observ
a t i o n e s in loca obscuriora Plinii noch jetzt geschätzt
werden, als seinen Lehrer. Auch an eignen Beobachtungen fehlt
es ihm nicht, eine beträchtliche Menge zum Theil seltener Pflanzen
hatte er schon in Spanien und später auf seinen Eeisen gesehen
und giebt ihre Fundorte genau an. Wenige beschreibt er, und
nicht zum besten. In der Deutung der Pflanzen der Alten geht
er oft etwas leichtfertig zu Werk, und darin bot er seinem Widersacher
nur zu viel Blossen dar. Doch hat er auch manches recht
gesehen, und wer bewegte sich jemals ohne zu straucheln auf
diesem schlüpfrigen Boden?
Nur mit wenigen Worten gedenke ich eines andern Spaniers
derselben Zeit, des Andres Laguna; denn ungern spreche ich
stets über einen Schriftsteller, von welchem ich nie eine Zeile
lesen konnte. Er ward 1499 zu Segovia geboren, ist also älter
als Amatus, indess erschien das einzige seiner vielen medicinischen
Werke, welches hierher gehört, seine mi t einem Commentar
b e g l e i t e t e spanische üebersetzung des Dioskorides,
erst 1555 zu Antwerpen in Folio, und seitdem öfter ausser- und
innerhalb Spaniens. Titel und Ausgabenverzeichniss sehe man
bei Pritzel unter Nr. 11537. Er soll sich nach Sprengel um die
Kritik des Textes verdient gemacht, und einen treíFlichen Codex
des Dioskorides benutzt haben. Naturbeobachter scheint er nicht
gewesen zu sein, wiewohl ihn Morejon M, der ungewöhnlich
ausführlich von ihm handelt, auch als Botaniker nicht genug zu
]) M u r c jo n hüloria bibliográfica de la medicina Española, iom I I , pa(j. 227 26Ò',
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