332 Buch XV. Kap. 1, §. 45. Buch XV. Kap. 1. §. 45. äB3
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vorräthig gehabt, fand Schmiedel noch über 1000 vor. Diese liess
er, bei grossmüthiger, pecuniärer Unterstützung von Trew, durch
den trefflichen nürnberger Künstler Sel igmann in Kupfer stechen
und diese Stiche mit den Farben der Originalzeichnungen coloriren.
Von den noch vorhandenen Holzschnitten liess er 198 auf XXII
Tafeln abdrucken, 176 andre jedoch, weil die Formen zu schlecht
waren, um Abdrücke zu gestatten, auf XX Tafeln in Kupferstich
mit möglichster Treue nachahmen. So erschien, was von Gesners
Nachlass noch vorhanden war, durch Schmiedel geordnet und mit
eignen Bemerkungen Abhandlungen Vorreden ausgestattet, in zwei
Foliobänden unter dem Titel: Conr ad! Gesner i opera botanica.
P. I II.i). Norimbergae 1751 — 1771. Sprengel giebt an
(Gesch d. Bot. I, S. 275), Gesner hätte auch Pflanzen in Kupfer
stechen lassen; aber davon findet sich weder im Nachlass noch in
geschichtlichen Daten etwas vor."
Es sind also nur die A b b i l d u n g e n , nicht der Text, wonach
wir Gesners botanische Leistungen in dem beabsichtigten grossen
Werke beurtheilen können. Ihr künstlerischer Werth ist ungleich,
einige sind mittelmässig, einige sogar schlecht, die meisten in der
That meisterhaft. Aber ihr Format ist klein, in der Eegel nicht
über 4 | pariser Zoll hoch, 2| breit, wodurch manche Unklarheit
entsteht, so dass sie sich als Gesammtbilder meines Erachtens mit
denen, welche Fuchs in den Folio-Ausgaben seines Werks geliefert,
nicht vergleichen lassen. Allein Einen Vorzug besitzen sie vor
allen frühem oder gleichzeitigen Pflanzenabbildungen, worin sich
1) Ich besitze leider nur den ersten Theil; daher ich zu einem fremden
Bericht meine Zuflucht nehmen musste. In dem ersten Theil befinden sich
A. eine Tafel in Kupfer gestochen und colorirt, B. die zwei und zwanzig
mit römischen Zahlen bezeichneten Tafeln in Holzschnitt, abgedruckt nach
Gesners hinterlassenen Formen, C. zwanzig Tafeln in Kupierstich, copirt
nach den mit der Feder auf Holz gezeichneten, aber noch nicht geschnittenen
Abbildungen. In der Kegel ist jedes Blatt in neun Felder getheilt, und enthält
eben so viele Figuren, die meisten Zoll hoch. Nur die auf der ersten
ungezählten und colorirten Tafel die Mitte einnehmende Swertia ist etwa
einen Fuss hoch, und wenige andre überschreiten das Normalmaass mehr
oder minder.
in der That ein bedeutender Fortschritt der Wissens
c h a f t bei Gesner zu erkennen giebt: neben der bald in natürlicher
Grösse, bald verkleinert dargestellten Pflanze liefert Gesner
fast überall die erten Analysen der Blumen und Früchte
die jemals gemacht wurden, zwar meist auch nur in natürlicher
Grösse, doch meint Treviranus bei einigen Tafeln des zweiten
Bandes der schmiedelschen Ausgabe, der mir fehlt, sogar schon
den Gebrauch vergrös sernder Gläser voraussetzen zu müssen.
Wie dem sei, alle frühern Botaniker hatten den Bau der
Blumen und Früchte fast ganz vernachlässigt, Gesnern gebührt
das Verdienst ihren Werth zuerst erkannt zu haben. Und wissen
wir auch nicht, welchen Gebrauch er von seinen Beobachtungen
derselben in dem beabsichtigten Werke gemacht haben würde, so
sehen wir doch aus seinen Briefen, welchen Wer t h er darauf
l e g t e , und wie er die Verwandtschaft der Pflanzen
d a r n a c h beurtheilte. So bittet er einmal einen Freund um
die Zeichnung einer Tulpenfrucht, „ita ut seminum etiam situs
in eo appareat. Sic enim soleo fructus ac semina plerisque picturis
meis addere, ut in tanto stirpium numero singula facilius
dignoscantur, et ipsae picturae descriptionum fere loco esse possint."
Ein anderes mal schreibt er demselben: „Ex his (sc. flore fructu
radice) potius quam foliis stirpium naturae et cognationes apparent.
His notis (a fructu semine et flore sumtis) Staphisagriam et
Consolidam regalem vulgo dictam Aconito ov(À(pvkovQ eìvai ßoxdvag
facile deprehendi 2). Einem andern Freunde, der ihm eine Moluccella
geschickt hatte, antwortet er: „Videtur ad Lamium vel Urti cam
mortuam quodammodo accedere, seminis tamen, unde ego maxime
cognationes stirpium judicare soleo, figura diiFert, utpote triquetri."
Das war es auch unstreitig, was ihm den Valerius Cordus, den
er nie gesehen, so lieb machte ; denn bei diesem fand er fast allein
wenigstens einige Pflanzen so beschrieben, wie er künftig alle be-
1) Gesneri epist. medico, fol. 107 h. Die folgende Stelle/oZ, 113 a. Die
dritte Jol. 65 b. Aehnliches findet man noch Jol. 63 h, 64 h, 84 b, und vielen
andern Stellen.
2) Ibidem foi. 93 a. b.
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