306 Buc;li XV. Kap. 1. §. 42. B u c h XV. Kap- 1. i 42. 307
einer langen Vorrede des Verfassers, noch ein dritter Theil mit
80 Kapiteln und 72 Holzschnitten hinzugefügt ist, und die Zahl
der numerirten Blätter 424 beträgt. Im Kapitel 11 der Vorrede
erklärt sich Bock selbst umständhch über die Abbildungen, und
sagt unterandern: „Zu diesem unserm Gewächs buch haben wir
ein Jungen Knaben, David K ande l genant, eins Burgers Sune zu
Strassburg zu uns gen Hornbach, durch Herrn Wendel Rihel dem
Buchdruckern erfordert, der selbig Jung-David hat alle Kreutter,
Stauden, Hecken unnd Beum, wie ich ihm die selben fürgelegt,
aufFs aller Einfaltigst, schlechst, und doch Warhafftigst, nichts darzu
noch darvon gethan, sonder wie ein jedes Gewächs an ihm
selber war, mit der Federn saüberlich abgerissen u. s. w." Noch
wird hervorgehoben, dass Kandel die Kunst ohne Meister von selbst
erlernt habe. Meisterstücke wie die Abbildungen bei Brunfels
oder gar bei Fuchs, auf den ich bald kommen werde, darf man
daher bei Bock nicht erwarten. Alle Abbildungen, wenn die Pflanzen
nicht sehr klein sind, haben dieselbe Höhe von Zoll, und
erscheinen daher oft unnatürlich abgekürzt, oft wunderlich verrenkt.
Auch die Zeichnung ist nicht überall zu loben, und ein grosser
Theil der Bilder besteht nur aus verkleinerten Copien der grossen
schönen Zeichnungen, welche Fuchs schon 1542 geliefert hatte.
Umsonst bemüht sich Du Petit ThouarsO unsern Bock von
diesem Plagiat zu reinigen, indem er meint seine Bilder müssten,
wenn gleich später bekannt gemacht, doch älter sein als die des
Fuchs, weil dieser selbst mit Lob von ihnen rede. Allein das ist
ein Missverständniss, Fuchs spricht in der Vorrede zu seiner
Historia stirpium nur von den naturgetreuen Beschreibungen
in der ersten bilderlossen Ausgabe von Bockas Kräuterbuch, und
bedient sich da, wie öfter, des Ausdrucks p inxi t statt descripsit.
Fuchs stand, wie er selbst erklärt, mit Bock in gar keiner Verbindung;
wie hätte er im Jahr 1542, als sein Werk erschien, Bocks
Bilder, die erst vier Jahr darauf erschienen, kritisiren können?
1) Du Petit Thon ars in Artikel Bock {Jerome) à^v Biographie universelle^
tom. /F, pag. 631.
Nur mit der zu seiner Zeit allgemeinen Sitte, fremde Abbildungen
ohne Scheu zu copiren, lässt sich Bock's und seines Verlegers
Verfahren, wenn nicht rechtfertigen, doch entschuldigen. Abgesehen
davon, gehören Bock's Abbildungen, die Originale sowohl als die
Copien, immer noch zu den bessern, und haben gewiss viel zur
Verbreitung der Pflanzenkunde beigetragen. Nur die Bäume des
dritten Theils präsentiren sich oft wie im Ortus sanitatis mit beinahe
vierkantiger Krone und riesigen, doch nicht deutlichen.
Blättern im Verhältnisszum zwerghaften Stamme.
Bocks Hauptverdienst beruht aber nicht, wie das seines Vorgängers
Brunfels, auf den Abbildungen, sondern vor allem auf den
B e s c h r e i b u n g e n , die er lieferte, die alle frühern Pflanzenbeschreibungen
übertreiFen, und oft die Natur wirklich, wie Fuchs
es nennt, malen. Ueber Blumen und Früchte geht auch er zwar
meist noch zu flüchtig hinweg, allein die Tracht der Pflanzen
schildert er meisterhaft. Grosse Sorgfalt verwendet er ferner auf
die Angabe des Vorkommens und der speciellen Fundorte
der Pflanzen. In dieser Hinsicht nähert sich sein Werk noch
mehr als das seines Vorgängers einer Flora im heutigen Sinne des
Worts. Auch nimmt er keine Pflanze auf, die er nicht
s e l b s t gesehen, von diesen aber „so vil der selben im Teutschen
land ihm zu handen gestossen," also ohne Rücksicht darauf, ob
sie von ältern Aerzten als Heilmittel empfohlen waren oder nicht«
Ueberau zeigt sich in ihm der eifrige Beobachter, der den Pflanzen
in freier Natur und, wo es nöthig schien, im Garten ihre Eigenheiten
ablauschte. „Den weissen Quendel, sagt er fol. 16 der
Ausgabe von 1551, habe ich gepflantzt, und ist im dritten jar braun
worden, wie der ander Quendel." Ganze Nächte brachte er oftmals
im Walde zu, um zu erforschen, ob Osmunda regalis Samen
trage oder nicht, weil sie der Sage nach in der Johannisnacht
Samen tragen sollte. Ja sogar ein Streben die Pf lanzen nach
i h r e r Verwandtschaft zu ordnen giebt sich bei ihm schon
zu erkennen, und in der Vorrede zur dritten Ausgabe Kapitel 14
e r k l ä r t er sich entschieden gegen die alphabetische
A n o r d n u n g , wodurch die ähnlichen Pf lanzen getrennt,
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