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346 Buch XV. Kap. 1. §. 47.
dem berühmten Leibarzt dreier auf einander gefolgter Kaiser, in
unangenehme Conflicte gerathen sein. So versichert Meerbeecki),
der den Crato des Geizes und der Heftigkeit beschuldigt An
emer andern Stelle bekennt er jedoch, dass auch Dodoens von
emer ubergrossen Empfindlichkeit nicht frei zu sprechen sei, und
dann em Grund seines Zerwürfnisses mit Crato liegen könne.
Crato's neuester Biograph, HenscheP), weiss von der ganzen
Sache nichts; er rühmt vielmehr dessen alle Zweige der Naturgeschichte
betreffenden Briefwechsel mit Dodoens, und findet die
auf der rhedingerschen Bibliothek zu Breslau im Original aufbewahrten
Briefe noch jetzt der Bekanntmachung werth. Crato's
Heftigkeit giebt er zu, aber vom Vorwurfe des Geizes reinigt er
ihn durch Thatsachen»). Jedenfalls verliess Dodoens Wien nicht
wegen seines Verhältnisses zu Crato, sondern aus Sorge für seinen
zu Mecheln hinterlassenen Grundbesitz, der in jenen kriegerischen
Zeiten viel Gefahr lief. Aber der niederländische Befreiungskrieg
wüthete damals grade in Brabant mit solcher Heftigkeit, dass sich
Dodoens auf seiner Rückreise vorerst in Köln halt zu machen
genöthigt sah. Hier Hess er Anfangs 1580 seine schon angeführte
Historia vitis, im folgenden Jahr ein paar medicinische Schriften
drucken, ging erst 1582 wieder nach Mecheln, was kurz zuvor
von den Nationaltruppen zum zweiten mal geplündert war, ordnete
dort seine Angelegenheiten, und begab sich darauf nach Antwerpen,
wo endlich im folgenden Jahre sein botanisches Hauptwerk erschien:
ß e m b e r t i Dodonaei Mechlinensis medici Caesarei stirpium
historiae pemptades sex sive libri XXX. Antverpiae, ex
ofFicina Christophori Plantini 1583, in fol.
Damit schliesst des Verfassers schriftstellerisch-botanische Laufbahn.
Zu einer zweiten vermehrten Auflage dieses Werks, die er
vorbereitet hatte, kam es erst über dreissig Jahr nach seinem
1) Meerbeeck l. c, pag. 54. Die folgende Stelle pag. 257.
2) A. W. E. Tlu Ben sc hei, Crato von Kraftheims Lehen und ärztliches
Wirken. Ohne Ort und Jahrszahl in 4. (vermuthHch Separatabdruck aus einer
Zeitschrift); Seite 51.
3) Daselbst Seite 21,
B u c h XV. Kap. 1. §.47. 347
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Tode, 16] 6. Im Jahr 1582 übernahm er eine ihm angetragene
medicinische Professur zu Leiden, gab noch ein paar seiner nicht
botanischen Schriften zum zweiten mal heraus, und starb im März
1585 im Alter von 68 Jahren.
Es ist nicht leicht, die Verdienste, welche sich Dodoens um
die Botanik erworben, richtig zu schätzen. Zwischen ihm und
zwei jüngeren Freunden und Landsmännern, Clusius und Lobel
i u s , von denen ich in den nächsten Paragraphen handeln werde,
herrschte eine so innige Freundschaft, dass sie einander gegenseitig
ihre Beobachtungen mittheilten, und deren Benutzung gestatteten.
Vor allem gilt das von den Abbildungen neuer Pflanzen, die sich
oft in den Werken zweier oder aller drei Freunde wiederholen.
Nichts war auch natürlicher, da alle drei denselben Verleger hatten.
„Non aestimavimus enim, sagt Dodoens, easdem icones (nisi forte
non satis recte expressas) iterum depingendas, ac duplici sumptu
Christophorum Plantinum, typographum diligentissimum, gravandum."
In ähnlicher Weise spricht sich Clusius aus mit dem
Zusatz, unter Freunden müsse alles gemeinschaftlich sein. Gleichwohl
ist eine grosse Anzahl von Abbildungen neu entdeckter oder
besser als zuvor dargestellter Pflanzen je Einem der drei Freunde
eigenthümlich, und nur bei denen, die sich bei verschiedenen
wiederholen, ist oft zweifelhaft, von wem sie herrühren, indem
sich ihre Werke der Zeitfolge der Erscheinung nach in einander
verschränken. In denen unsres Dodoens zeigt sich, seitdem Plantyn
die Besorgung übernommen, ein entschiedenes Fortschreiten. In
der Historia frumentorum mit 80 Holzschnitten findet man noch
etwa ein Dutzend der alten von Vanderloe besorgten Figuren, so
wie eine (Anblatum), welche Gesner zum Valerius Cordus gegeben
hatte; die übrigen sind neu und, wenn auch noch nicht so vorzüglich,
wie Du Petit Thouars meint, doch jenen gesnerschen dreist an
die Seite zu stellen Die zwei Jahr später erschienene Historia
florum enthält 112 Abbildungen, fast alle neu und, wie Treviranus
\) Du Petit Thouars in àQv Biographie universelle^ vol, XI, pag. 403, ira
Arlikel Do do née.
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