168 Buch Xlll. Kap. 4. §.22. B u c h XIIL Kap. 4. 22. 169
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uns Tri themius in seinem Catalogue scriptorum ecclesiasticorum,
in den sich so mancher Profanscribent verirrte. Ich wiederhole
es vollständig, weil es von vielen neuern Literarhistorikern
übersehen ward. „Matthaeus Sylvaticus patria M an tu anus,
genere nobilis, arte et professione medicus, in qua facúltate suo tempore
prae caeteris multis et doctus habebatur et expertus, ingenio
subtilis et clarus eloquio. Scrip sit in ea scientia non contemnenda
Volumina, quibus nomen suum ad posteritatis notitiam deduxit. E
quibus ego tantum vidi opus insigne ad Kupertum Siciliae regem et
medicum de omnibus simplicibus medicinis et earum proprietatibus,
quod praenotavit Pandecta Hb. I, Aaron graece, arabice (die
Anfangsworte von cap, 1). De caeteris nihil vidi. Ciaruit sub
Ludovico Lnperatore 4. Anno domini 1320."
Um die Ehre seiner Geburtsstätte streiten sich Mantua, Mailand
und Salerno. Für Mai land spricht nichts, als dass in den
Jahren 1367 und 1388 ein Arzt und Doctor der Künste namens
M a t t h ä u s Sylvaticus in den dortigen Urkunden vorkommt.
Der unsrige kann das aber nicht sein, wenn er nicht, wie sich
gleich zeigen wird, ein Alter von weit über hundert Jahr erreicht haben
soll. Mantua's Anspruch gründet sich auf das nicht unglaubhafte,
aber ganz isolirte Zeugniss des Trithemius. Von einer zu
S a l e r n o von ihm gemachten Beobachtung, so wie von seinem
eignen dortigen Garten, erzählt er selbst in den beiden Kapiteln
116 Bruculus und 197 Culcasia seines Wörterbuchs; und in zwei
von Renzi 2) beigebrachten Urkunden wird er als Zeuge aufgeführt,
in der von 1337 mit den Worten: „Matthaeus Silvaticus
S a l e r n i t a n u s Doctor in Physica," in" der andern von 1342 mit
den Worten: „Ma t tha eus Si lvat icus de S a l e rno Miles et Eegis
phisicus." Daraus ergiebt sich, dass er, wie ihn auch Trithemius
nennt, höheren Standes (miles), zu Salerno ansässig, öffentlicher Lehrer
und in königlichen Diensten war ; ob er auch, wie Renzi damit be-
1) In der Frankfurter Ausgabe der Opei-a Trithemii vol. / , pag. 31S,
und in Fahricii hiblioth^ ecchsiast. cap, 565,
2) Renzi collectio SaUrnitana I, pag. 342.
wiesen zu haben meint, daselbst geboren, bleibt immer noch zweifelhaft,
und kümmert uns wenig.
Ganz unbekannt sind das Jahr seiner Geburt und das Alter,
was er erreichte. Seine im Kapitel Bruculus mitgetheilte Beobachtung
machte er im Jahr 1297, und diese Zeitbestimmung, die
einzige, welche der Verfasser über sich selbst giebt, ist um so zuverlässiger,
weil sie in der ersten Ausgabe der Pandekten nicht
mit Zahlen, sondern mit Buchstaben vollständig ausgeschrieben
steht; man darf vermuthen, dass Matthäus damals mindestens 20
Jahr zählte. Aus der zuletzt angeführten Urkunde bei Renzi folgt
auch, dass er nicht vor 1342, also nicht, wie einige Neuere ohne
Angabe ihrer Quelle behaupten, schon 1340 gestorben sein. Ob
er aber älter geworden, wissen wir nicht. Wäre Hallers Behauptung
richtig, dass schon P e t ru s de Abano in seinem Buche de
V e n e n i s die Pandekten citire, so Hesse sich die Erscheinung
derselben bis auf wenige Jahre sehr genau feststellen; sie müsste
zwischen 1309 und 1316 faHen. Denn König Robert von SiciHen,
welchem die Pandectae medicinae gewidmet sind, gelangte 1309
zur Regierung, und 1316 starb Petrus de Abano. Allein Hallers
Ausdruck ist ungenau, unter den wenigen Schriftstellern, welche
Petrus in jenem Buche selbst citirt, kommt weder Matthäus Sylvaticus
noch der Titel seines Werkes vor; erst hinter dem letzten
Kapitel, welches vom Bezoar handelt, lassen unsre Ausgaben noch
einen Anhang folgen mit der Ueberschrift: „de lapide Bedegar
ex Pandect is, " wörtHch aus den Pandekten abgeschrieben. Das
ist ganz gegen Peters Art, der keineswegs zu den Compilatoren
gerechnet werden darf. Unstreitig veranlasste die Verwandtschaft
des Gegenstandes einen seiner Abschreiber zu dem Zusatz, der
in unsre Ausgaben ilberging, und ursprüngHch vielleicht nur eine
leere Seite der Handschrift ausfüHen sollte. Auch in dem grössern
Werke des Petrus de Abano, im Conci l iator differentiarum
philosophorum et praecipue medicorum, suchte ich vergebens nach
einem Citat der Pandekten. Sehen wir uns nach andern Nachrich-
1) Hall er hiblioth. botanica I, pag. 223 unter Petrus de Apono.
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