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26 B u c h X r i . Kap. 1. §.2,
Erzbischof so vertrauten und in allen wissenschaftlichen Fällen zu
Rathe gezogenen Mannes: so scheint es wirklich unglaublich, dass
ein solcher nicht Antheil an der Errichtung des Plans zum kölnischen
1248 angefangenen Doms gehabt, und auch hier, wie zu
Rom die Gelehrten bei dem Bau der St. Peterskirche, in der Angabe
sowohl der theologischen und philosophischen Symbolik, als
auch in der architektonischen Musik dieses Tempels grossen Beistand
geleistet habe. Man erwäge nur, wie oft die Anwendung
biblischer und theologischer Kenntnisse bei diesem Gebäude vorkommen,
welche man auch bei dem geschicktesten praktischen
Baumeister nicht suchen darf. Zudem war die Baukunst dem Albertus
nicht fremd. Gewiss ist es, dass er den hohen und grossen
Chor seiner Klosterkirche, in einem mit dem Domchore verwandtem
Style hat erbauen lassen; gewiss ist es auch, dass er den
Plan dazu verfertigt hat. Vincentius Justinianus schrieb im XVI.
Jahrhundert also: Albert als der geschickteste Architekt Hess den
Chor der Predigerkirche zu Köln, ganz nach den Regeln der Baukunst
in der Gestalt, Avie sie jetzt zu sehen, aufführen. Eine alte
Handschrift in der Bibliothek der heil Sabina zu Rom sagt: Albert
Hess auf seine Kosten in dem kölnischen Kloster den Chor
bauen, in welchem das Lob Gottes gesungen wird, und er gab
den Bauleuten den Plan zum Baue nach der wahren Messkunst
eingerichtet. Auch die kölnische Chronik scheint im Sinne der
Yorbenannten Autoren zu schreiben: he wart umb synre groisser
Kunst wille genoempt der groisse Albert . . . Jnd he dede meysterlich
buwen den choir nu zer zyt is." — Das sicherste Zeugniss
aber giebt uns Alberts eigenes Testament, welches Mone vor
kurzem in einer münchener Handschrift wieder aufzufinden das
Glück hatte Darin heisst es: „Cum sit omnibus manifestum,
et non possit in dubiuni aliquatenus devenire, me posse in rebus
temporalibus propria possidere, ratione exemptionis ab ordine a
B u c h XIL Kap. 1. 2. 27
summo pontifice mihi factae, et pro voluntatis meae arbitrio possessa,
prout mihi placuerit, dispensare: cogitavi et statuì de rebus
nieis vivens sanus et incolumis ordinare etc." Nach dieser Einleitung
verordnet er: „Quia igitur fratres domus Colomensis, apud
quos mansi et docui pro majori tempore vitae meae, erga me promeruerunt
beneficiis et obsequiis pluribus et diversis, ut ipsorum
affectum pariter et officium merito prosequi debeam speciali gratia
et favore, quapropter etiam apud ipsos eligo sepulturam, universa,
quae habeo, do et lego conventui memorato, ipsa tripharie diviàendo:
scilicet libros meos universes librariae commum, ornamentamea
omnia sacristiae, aurum vero et argentum et gemmas quae
possunt in argentum commutari, ad perficiendum chorum domus
ejusdem, quem ego de pecunia mea fundavi et a tundo
e r e x i ; nec volo, quod ad usus alios convertantur etc."
Dürfen wir annehmen, dass Albert dies Testament kurz vor
seinem, den 15. November 1280 erfolgten Tode geschrieben, so
liec^t auch darin eine Widerlegung der oft wenigstens halb glaubig
nadierzählten Fabel, er wäre durch besondere Gunst der Mutter
Maria die drei letzten Jahre seines Lebens hindurch stumptsinnio
gewesen, um in Vergessenheit aller Philosophie desto sicherer
selig zu werden. Den ersten Keim dieser Sage findet Echard
in Valleoleti's Erzählung, wie Albert einst bei einem Vortrage vor
einer zahlreichen Versammlung, von seinem sonst so treuen Gedächtniss
einige mal verlassen, und in Verwirrung gerathen den
Entschluss gefasst und sogleich ausgesprochen habe, fernerhin keine
Vorträge mehr halten zu wollen. Dieselbe Geschichte erzahlt
Petrus^'nur mit dem Unterschiede, dass er Alberten selbst die Erklärung
aller der Wunder, welche die Mutter Maria von semer
Kindheit an und jetzt aufs neue an ihm vollbracht habe, in den
Mund legt. So entstellte der Eifer seiner eigenen Verehrer nach
und nach den klaren Strom seines Lebens.
ff:
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1) Abgedruckt aus dem Cod. lat. Monac, nr. 438-i von 1385, in den
münchener gelehrten Anzeigen, 1850, nr, 5, Seite 45 ff., welche mir Herr
von Martius sogleich mitzutheilen die Güte hatte.