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302 Buch XV. Kap. 1. §. 4L Buch XV. Kap. 1. §. 42. 303
Stadt. Und so dürfen wir dieses, gleich den meisten folgenden
Kräuterbüchern, der breitern Anlage ungeachtet, zunächst als
eine deutsche Provincialflora betrachten.
Zum Schluss des Paragraphen noch ein paar Worte über ein
Werk unter dem Titel:
In Dioscoridis historiam herbarum certissima adaptatio, cum
earundem iconum nomenclaturis Graecis Latinis Germanicis.
Der Kreuter rechte wahrhafftige Contrafactur, erkanntuüssz,
und Nammen, Kryechisch, Lateinisch und Teutsch, nach der
Beschreibung Dioscoridis. Absit pruina segeti. Divi Caroli
V Privilegio ad Quinquennium. Anno Christi 1543. Argentorati
Joannes Schottus aere perennius dedit. in fol.
Ohne Vorrede und ohne Text enthält das Buch, ausser den
griechischen lateinischen und deutschen Pflanzennamen, bis pag*
220 nichts als einen Wiederabdruck der in des Brunfels Werk
vorkommenden Pflanzenabbildungen, und ein Citat des Dioskorides
zu jeder derselben. Dann folgen von pag. 221 bis 312 die dreierlei
Namen und in deutscher Sprache auch die Beschreibungen des
Dioskorides von solchen Pflanzen, die Brunfels nicht abgebildet
hatte, jede etwa drei Zoll von der andern abstehend, damit die
Besitzer des Buchs, wie ausdrücklich gesagt wird^ die Pflanzen,
welche sie kennen lernten, sich selbst hineinzeichnen könnten.
Doch sind pag. 307 vom Herausgeber selbst schon zwei Holzschnitte
eingetragen, Pag. 313 bis 371 ist ganz so behandelt wie der erste
Theil des Buchs, enthält aber viele bei Brunfels noch nicht vorkommende
Pflanzen, so wie diejenigen, wozu Brunfels keinen
Namen im Dioskorides zu finden wusste. Dann folgen zwei
Register der lateinischen und deutschen Namen. In letzteren steht
bei jeder Pflanze in besondern Rubriken die Zeit ihrer Blüthe,
die beste Zeit, sie als Heilmittel zu sammeln, und die sogenannte
Complexion. Auf der Rückseite des letzten Blatts steht ein Gärtner
im Obstgarten, der einen Birnbaum mit in die Seiten gestemmten
Armen wohlgefällig prüfend betrachtet. Bei der Paginirung sind
pag. 108 bis III und 244 bis 299 ausgelassen, wie schon Trew
uach Untersuchung zweier Exemplare bemerkt, und ich bei dem
meinigen bestätigt finde.
Man pflegt auch dies Buch dem O t t o Brunfels zuzueignen,
Seo^uier schreibt es dagegen dem Leonhard Fuchs zu. Mir
scheint es eine Speculation des Buchhändler Schott zu sein, der
die vorhandenen Formen ohne den Beistand eines namhaften Gelehrten
nochmals benutzen wollte. Man muss aber zugeben, dass
sich die meisten Abdrücke noch gut genug ausnehmen, dass viele
Bilder hinzugefügt sind, die sich in keiner Ausgabe des Brunfels
finden, und dass sich dieselben in der Zeichnung mit denen des
Brunfels wohl vergleichen lassen. Vielleicht waren sie, von Weyditz
verfertigt, ursprünglich noch für Otto's Werk bestimmt, und blieben
nach seinem zu frühen Tode unbenutzt.
§. 42.
H i e r o n y m u s Bock.
Des Brunfels würdiger Nachfolger, und durch ihn selbst zur
Bekanntmachung Seines lange zurückgehaltenen Werks veranlasst,
Avär Hieronymus Bock oder, wie er sich, wenn er lateinisch
schrieb, zu nennen pflegte, Tragus. Ueber seinen Lebenslauf
hat uns Melchior Adam schätzenswerthe Nachrichten ¡Ti e^eben,
indem er vornehmlich die ihm gewidmete Leichenrede des Heinrich
F a b r i c i u s , die jetzt schwer möchte zu finden sein, benutzte.
Hieronymus ward 1498 zu Heiderbach im Zweibrückschen
geboren. Seine Aeltern, in massigem Wohlstände, gaben ihm eine
gute Erziehung, und bestimmten ihn für das Kloster, Dem wiederstrebte
jedoch der lebhafte Jüngling, den wir bald auch als
Protestanten werden kennen lernen, so lange, bis er mit Unterstützung
von Verwandten auf eine nicht genannte Universität
geschickt ward, wo er Humaniora Theologie und vor allem Medicin
studirte. Nach beendigten Universitätsstudien ging er nach
Zweibrücken, und erhielt durch die Gunst des dort residirenden
Pfalzgrafen Ludewig eine Schullehrerstelle nebst der Aufsicht über
den fürstlichen Garten, den er mit vielen Pflanzen bereicherte.
Vom Jahr 1523 bis 1532 blieb er in dieser Stellung, verheirathete