422 B u c h XV. Kap, 5. §. 64.
s c h . e d e n e n Geschlechts der Pflanzen (ÎI sistema del diverso
sesso ddle piante)." Ich schrieb die Worte ab, weil ich
starken Verdacht hep, dass sie es sind, worauf sich sowohl Monti
liessen. Tira^oscb ist genauer, er citirt Discussionum peripateti^
corum vol. II, hb. V, sub finem. Da zählt Patrizî dieiLcen
naturwissenschaftlichen Behauptungen des Aristoteles auf, welche
schon von seinen Vorgängern ausgesprochen waren, unterandern •
„ f e m i n am quoque et marem inter plantas reperiri." Ich
z w e L T t e i ; . f " weitläuftigem Werk eine
zweite Stelle aufzufinden, worin er seine eigne Meinung über die
Geschlechthchkeit der Pflanzen ausspräche; ich finde keine, und
der Ausdruck Sistema, dessen sich Tiraboschi, Monti und ¿enzi,
wiewohl jeder in einer ganz verschiedenen Bedeutung bedienen
erhöht meinen eben ausgesprochenen Verdacht
^ Auf gleiche Weise liess sich Morejon i) täuschen, wenn er
nicht allem dem Andr é s Laguna, dessen Commentar zum Dioskorides
1543 erschien, sondern auch schon dem G abr i e l Alfonso
de Herrera der sein aus den Alten, vornehn.lîch den
Geoponiken compilirtes Werk de la A g r i c u l t u r a 1520 herauso-ab
eme grössere Kenntniss der Sexualität der Pflanzen, als die Ahea'
besassen. zuschreibt. In seiner chronologischen Aufzählung der
Fortsehnte, welche die Naturwissenschaften im sechzehnten Jahrhundert
m Spanien gemacht, rühmt er von H e r r e r a ' s Werk
darm spreche der Verfasser „vom Sexualsystem der Pflanzen^;
und gleich darauf wo er von Laguna spricht, sagt er; „hätte
L i n n é seme Werke gelesen, so würde er gefunden haben, dass
d i e s e r Spanier das Sexual sys tem kannte, welches er sich
so unverdienter Weise zugeeignet.- Später, in Laguna's Biographie
lesen wir nochmals: „Gleichfalls spricht er vom Sexualsysfem
der Pflanzen, wenn nicht in bestimmten Ausdrücken, d^ch in
hinreichenden, um erkennen zu lassen, dass ihm das Alterthum
]) Mor ej on historia bibliográfica de la mldicina Española II, pao, 86, und
pag. 265, wo er von Laguna besonders handelt.
B u c h XV. Kap. 6. §.65. 423
dieser Beobachtung nicht unbekannt war." Es ist auffallend, dass
sicli Morejon gleicLialls in allen drei Stellen des unpassenden Ausdrucks
S e x u a l sys t ein statt Sexualität bedient. Kenzi's Werk kann
er nicht gekannt haben, es ist jünger als das seinige. Sollte Ihm
Monti bekannt gewesen sein? oder sollte auch ihn Tiraboschi verleitet
haben? Die Sache selbst bedarf keiner Erörterung mehr.
Nirgends schiessen sonst gute Schützen ärgere Böcke als auf der
Prioritätsjagd.
Sechstes Kapitel.
D i e myst ischen Botaniker zur Zeit der deuts
c h e n Väter der Pflanzenkunde.
§. 65.
T h e o p h r a s t u s von Hohenhei m genannt Paracelsus.
Nicht das Heer obscuver Obscuranten des Zeitalters führe ich
meinen Lesern vor. An solchen hat es nie gefehlt, so wie ihnen
nie an gläubigen Verehrern; die Wissenschaft schreitet achtlos an
ihnen vorüber"^ Aber auch wahrhaft geniale Männer verirren sich
bisweilen in die dunklen Regionen der Mystik und selbst des
Aberglaubens, und wähnen im Gefühl ihrer Ueberlegenhelt über
das gewöhnliche Maas unsrer Einsicht und Thatkraít die ewigen
Grenzen der Menschheit überschreiten zu können. Von ihnen
gehen in der Wissenschaft wie im Leben oft grosse Wirkungen
L s . Schwache Köpfe verwirren sie wohl gar bis zur Verrükthelt,
begabtere Naturen rütteln sie auf aus dem Schlendrian ausgetretener
Bahnen, durchbrechen verjährte Vorurthelle, und erreichen oft
glücklich, was den Vorgängern für unerreichbar galt.
Ein Mann der Art war T h e o p h r a s t u s von Hohenheim
oder auch Theophr a s tus Paracelsus, wie er sich selbst bald
so bald so zu unterzeichnen pflegte. In Documenten soll er unter
dem Namen P h i l i p p von Hohenhe i m vorkommen. Auf dem
Titel der Gesamrntausgabe seiner Werke nennt ihn der Herausgeber
wie folgt:
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