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438 B u c h XV. Kap. 6. §. 68.
zu machen pflegt. Auch an Abbildungen der beschriebenen Pflanzen
fehlt es nicht, doch lässt sich an ihnen weder die Zeichnung
noch der Holzschnitt loben, noch das Format, eine Ellipse mit
drei Zoll im längern Durchmesser, die nur verkrüppelte Darstellungen
gestattete. Die mystischen Inschriften der breiten Randverzierungen,
mit denen jedes Bild Zoll hoch und vierkantig,
dünkten dem Verfasser wichtiger als die natürliche Gestalt der
Pflanzen,
§. 68.
G i a m b a t t i s t a Porta.
Zum Schluss, nach einer Keihe trüber nordischer Nebelog estalten,
denen gegenüber es der Phantasie unheimlich, dem Verstände
unerträglich wird, noch eine verwandte und doch gar verschiedene
Erscheinung, einen rastlos strebsamen, ahnungsreichen und die
Natur emsig belauschenden, tief gelehrten und doch alles mit
heiterer Leichtigkeit behandelnden Neapolitaner, der zwar auch,
auf einem Irrpf'ade begriffen, der Wissenschaft nicht so viel geleistet
hat, wie sein Talent versprach, doch manches Bemerkenswerthe,
manches höchst Wichtige, was erst eine spätere Zeit klar
entwickeln konnte, wenigstens aus der Ferne schon angedeutet hat.
Zu Neapel geboren, einer reichen alt adligen Familie angehorig,
genoss G i amb a t t i s t a P o r t a einer sorgfältigen Erziehung,
und entwickelte sich ungemein früh. Von seiner Magi a natur
a l i s erschienen die vier ersten Bücher schon 1558, das vollständige
Werk in zwanzig Büchern 1589. In der Vorrede dazu, die
kein Datum führt, also, wenn sich der Druck verzögert haben
sollte, leicht noch etwas früher geschrieben sein kann, erklärt er
sich für einen Fünfziger, und versichert jene ersten Bücher vor
35 Jahren im Alter von kaum 15 Jahren geschrieben zu haben.
Daraus ergiebt sich, dass er spätestens 1539 (nicht erst gegen
1550, wie man hie und da liest) geboren war, und jene vier ersten
Bücher bereits 1554 vollendet hattet). Gleichwohl erregte diese
1) In gleicher Weise sucht Tirahoschitom. VJl^part, l,pag. 444 Porta's
Geburtsjahr und erstes schriftstelleriches Auftreten zu bestimmen. Allein
B u c h XV. Kap. 6. §. 68. 439
erste Schrift solches Aufsehen, dass sie nicht nur in Antwerpen
nachgedruckt, sondern auch ins Italiänische, Französiche, Spanische
und, wie er selbst hinzufügt, sogar ins Arabische übersetzt ward.
Nach Herausgabe jener ersten Arbeit machte Porta Reisen durch
Italien Frankreich und Spanien, und kam dabei, indem sein Ruf
ihm vorausging, mit vielen der gelehrtesten und bedeutendsten
Männer des Zeitalters in Berührung. Wie lange er auf diesen
Reisen zubrachte, ist ungewiss; weil jedoch seine nächste Schrift,
d e furtivis l i terarum notis, vulgo de ziferis, wieder zu
Neapel 1563 herauskam, so lässt sich vermuthen, dass er um diese
Zeit bereits zurückgekehrt war. Seitdem führte er meist ein stilles
der Wissenschaft gewidmetes Leben in seiner Vaterstadt, sammelte
in seiner städtischen Wohnung ein Museum von Naturmerkwürdigkeiten
und physikalischen, besonders optischen Apparaten, unterhielt
auf seiner Villa einen an seltenen Pflanzen reichen Garten,
und gab immer neue Werke heraus. Doch machte er in Italien
noch mehrere Reisen. Zwei seiner Briefe an den Cardinal Luigi
d ' E s t e sind der erste 1579 aus Neapel, der zweite 1580 aus
Venedig datirt, und kurz vor des Cardinais Tode im Jahr 1586
lebte er eine Zeitlang in dessen vertrautem Umgange zu Rom.
Eine zweite römische Reise setzt Tiraboschi ins Jahr 1610. Porta
hatte in seinem Hause zu Neapel eine A c ademi a de' Segreti
gestiftet, eine Gesellschaft, zu der man sich den Zutritt durch
nützliche Entdeckungen in der Medicin oder Physik eröfFnete."
Dieser Name, in Verbindung mit seinen auf Natur- und Kunstgeheimnisse
bezüglichen Schriften, erregte die Aufmerksamkeit der
Kirche; Pabst Paul V. (nicht III., wie in der Biographie universelle
steht) citirte ihn daher zur Prüfung seiner Rechtgläubigkeit
nach Rom, sprach ihn zwar frei, warnte ihn jedoch, sich nicht ferner
mit verfänglichen Wissenschaften zu befassen, und unterdrückte
seine Akademie. Dafür entschädigten ihn die römischen Gelehrten
die erste Ausgabe der vier ersten Bücher der Magia naturalis von 1558, die
ausserordentlich selten sein soll, war ihm entgangen, er kannte sogar nur die
zweite antwerpener von 1561, wodurch seine Angaben etwas Schwankendes
bekommen haben.