52 B u c h X I L Kap. 1. §.4. B u c h XIL Kap. 1/ §. 4 53
und bemerke nur, dass dabei Himmel und Erde, Sonne Mond und
Sterne zu Hülfe gerufen werden. Es ist die alte, sich stets wiederholende
Verwechselung entfernter Analogien mit Ursache und
Wirkung, Dafür entschädigen uns alsbald wieder zwei sehr richtige
Beobachtungen: erstlich, dass die Bäume in dichten schattigen
Wäldern höher schlanker und minder ästig werden; und zweitens,
dass an kalten oder schattigen Standorten das Holz der Bäume
härter, ihre Kohle klingender wird. Als Ursache beider Erscheinungen
betrachtet Albert aber die Wärme, wir bekanntlich das
Licht,
Cap. 6, De naturali et communi colore plantarum.
— Die normale Farbe der äussern Pflanzentheile ist die grüne,
die der innern die weisse. Ausnahmen macht oft die Kinde, so
wie das Holz mancher Bäume. Die etwas verworrene Farbentheorie,
woraus diese Pilanzenfarben abgeleitet werden, übergehe ich. Sie
wiederholt sich Lib. IV, tract. HI, cap. 4 noch einmal.
T r a c t a t u s sec u n d u s,
in quo quaeruntur ea, quae naturaliter conveniunt
p l a n t i s secundum ea, quae faciuntad fructificationem
vel generationem ipsarum.
Hiermit geht Albert über von den integrirenden zu den accid
e n t e l l e n wesentlichen Pflanzentheilen, den Blättern,
Blüthen, Früchten und Samen. Accidentell sind sie nach seiner
Vorstellung, weil sie nicht so lange dauern wie das Individuum;
doch wesentlich, weil sie der Fortpflanzung, also der Erhaltung
der Art dienen.
Cap. 1. De dicendis in hoc tractatu, et de natura
f o l i o r u m , — Durch sie reinigt sich die Pflanze vom Ueberfluss
nicht recht assimilirter wässriger Feuchte; doch weil die Natur
sinnreich und erflndsam ist, so bedient sie sich dieses Auswurfs
zugleich zum Schutz der Früchte. Daher finden sich Blätter fast
immer in der Nähe der Frucht, bald dicht unter dem Stiel (cotyledo,
bedeutet bei Albert durchgängig Pedunculus) der Frucht^ wie h^l
der Birne, dem Apfel u. s. w., seltener d e r F r u c h t gegenüber, wie
beim Weinstock (pedunculis foliis oppositis, nach unsrer Termmoloffie),
bald über derselben, wie beim Veilchen.
Cap 2 De figu.ra foliorum tam in magni s plantis
quam in parvis, et quare quaedam folia habent coop
e r i m e n t a , et quaedam non. - Was hier über Molyns
i s der Blätter im Vergleich mit der P epans i s der Fruchte^)
gesagt wird, übergehe ich. Pflanzen, deren Blätter weit von der
W z e l abstehen, also die holzigen, erzeugen ihre Blätter bedeckt
von einem Schlauch (in folliculo, d. i. unter Knospen schuppen),
indem die Natur das mehr Erdige der Blattmaterie, wie 'bei den
Thieren die Klauen, unbedeckt lässt. Bei den krautartigen Pflanzen
stehen dagegen die Blätter unbedeckt auf der Wurzel oder
dem Stengel. - - Die Feuchte begünstigt die Ausbreitung, die Warme
die Zuspitzung der Blätter; das ist der Grund der gewöhnhchen
Blattform. Das Adernetz entsteht dadurch, dass sich das Erdig-
Trockne mit dem Wässrig-Feuchten nicht gehörig mischt. Streckt
sich nun eine Vene, so dehnt sich zugleich der Blattrand aus, und
es entstehen lappige Blätter. Doch nicht alle Blätter gehen m
Spitzen aus, besonders nicht die schwimmenden Blätter, wie die
des Nenuphar, wegen überwiegender Feuchte, oder die des Buxbaums,
in denen das Wässrige mit dem Erdigen besser gemischt
ist Siegt in einigen die kalte Feuchte, so entsteht anstatt der
Zuspitzung sogar eine Ausrandung am obern Ende, wie beim Klee,
der Melilote und andern. Es giebt auch dreigabelige und in drei
Blättchen getheilte Blätter; sehr selten sind zweigabelige oder in
zwei Blättchen getheilte. Geordnet sind sie bei den Kräutern
meist so, dass j e zwei einander gegenüber stehen u. s. w.
Cap 3. De spissitudine et tenuitate et latitudine
f o l i o r um et strictura. — Wie im v o r i g e n Kapitel der Umriss,
so wird in diesem die Dicke und Zartheit, Breite und Schmäle
verschiedener Blätter auf die Elementarqualitäten zurückgeführt,
was ich übergehe. Bemerkt wird noch, dass die Bäume meist
1) Vergl, I, Seite 104 und 105 in meiner Anmerkung,
'I
•! 'III
> »