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300 Buch XV. Kap. 1. i 41.
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Strassburg erschienene Ausgabe, die ich nicht kenne, führt den
Titel:
Contrafayt Kreuterbuch u. s. w., durch Otho Brunnfels
newlich beschrieben, 1532 in fol. — und
Ander Teyl des teutschen contrafayten Kreuterbuchs. Durch
Doctor Otth. Brunn fei SS zusammen verordnet und beschriben,
1537 in fol.
Nach Trew enthält der erste von Otto Brunfels selbst besorgte
Theil 176 Abbildungen, wovon 4 zweimal vorkommen, der zweite
aus des Verfassers Nachlass von Michael Herr herausgegebene
98, also beide zusammen 36 Abbildungen mehr als die lateinische
Ausgabe, unter denen 32 neue sind. In den Corollarien, womit
der dritte Theil der lateinischen Ausgabe beginnt, bezieht sich
Otto mehrmals auf die Berichtigungen und Bereicherungen des
ersten Theils durch die deutsche Ausgabe. Leider sind beide
Ausgaben jetzt so selten, dass wohl nur wenige Botaniker, wie
einst Trew, beide neben einander besitzen.
Des Werkes Text hat geringen Werth; er besteht, wie die
meisten frühern Werke der Art, aus zusammengereiheten Bruchstücken
älterer Schriftsteller, und empfielt sich nur dadurch, dass
er auch schon Auszüge aus den neuern Italiänern, Marcellus
V e r g i l i u s , Leonicenus und Col lenut ius giebt, und sich im
dritten Theil sogar auf Zeitgenossen, auf Euricius Cordus',
der ihn vielfach angegriffen, Graf Hermann von Neuenarund
H i e r o n y m u s Bock, hier nur Hieronymus Herbarius
genannt, bezieht. Auch konnte es nicht fehlen, dass Otto Brunfels,
stets bemüht die Pflanzen seiner Heimath im Dioskorides nachzuweisen,
wiewohl er oft ehrlich gesteht, es sei ihm noch nicht
gelungen, in vielfache Irrthümer verfiel, deren einige er selbst im
dritten Theil nach Cordus berichtigt, indess er andere fest hält,
oder ganz unberührt lässt. Sprengel möchte sie alle auf des
Verlegers Eilfertigkeit schieben, wodurch freilich manche Pflanzenabbildung
mit einem unrichtigen Namen bezeichnet, und an die
unrechte Stelle gesetzt ward. Allein in vielen Fällen passt diese
Entschuldigung nicht. In den meisten lässt sich aber die falsche
B u c h XV. Kap. 1. §. 41. 301
Nomenclatur durch die trefflichen Abbildungen leicht berichtigen.
Auf ihnen beruht des Werkes uranfänglicher und dauernder
Werth. Nur etwa ein Dutzend Abbildungen gegen das Ende des
dritten Theils, kaum zwei Zoll hoch, verrathen durch ihre Kleinheit
und unsichere Zeichnung die Hand eines andern Künstlers,
der wohl erst nach Otto's Tode einige Lücken ausfüllte. Einige
andre, wie die zweimal vorkommende der Eberwurz, scheinen nach
Zeichnungen gefertigt zu sein, welche Otto, ich weiss nicht woher,
erhalten hatte; denn er gesteht die Pflanzen selbst niemals gesehen
zu haben. Die grosse Mehrzahl der Abbildungen schreibt die
Natur in einfachen sichern Umrissen so treu ab, dass sie sich gar
nicht verkennen lässt. Mit Recht nennt Brunfels daher sein ganzes
Werk H e r b a r u m vivae eicones; denn die Bilder, nicht der
Text, sind die Hauptsache; und in der Zueignung des ersten
Theils an den strassburger Senat sagt er: „Ceterum de herbarii
nostri ratione hoc velut in compendio habitóte: prlmum nihil aliud
nos spectasse in toto hoc opere, quam ut publico omnium bono
herbariae jamjam collapsae porrigeremus subsidiarias manus, eamque
prope extinctam in lucem revocaremus. Quod quia non alia
ratione fieri posse animadvertimus, quam abolitis prioribus ac yeteribus
herbariis, atque de novo vivis et acupict i s imaginibus
e d i t i s , deinde solidis ac firmis descriptionibus ex priscis et autenticis
authoribus prolatis: utrumque tentavimus atque curayimus."
So richtig fühlte er die eine Hälfte des Bedürfnisses der Zeit, und
half ihm ab. Sein Werk würde noch weit mehr Epoche gemacht
haben, hätte er auch des Bedürfnisses andre Hälfte erkannt, den
neuen Bildern n e u eBe s c h r e i b u n g e n hinzugefügt, und wäre ihm
gelungen, die Natur mit Worten so treu wiederzugeben, wie das
mit dem Griffel seinem Zeichner Johann Weyditz gelang.
Seltenheiten muss man freilich bei Brunfels noch nicht erwarten.
Es sind, abgesehen von einigen gewöhnlichen cultivirten und einigen
ihm von auswärts mitgetheilten Pflanzen, unterandernauch des Harzes,
die gemeinen Pflanzen des linken Rheinufers und der
Gegend um Strassburg, damals noch einer ächt deutschen
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