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Alter, und wie lange er darauf noch lebte, ist unbekannt; doch
soll eine neuenburger Handschrift seines Werks bis ins vierzehnte
Jahrhundert hinaufreichen. Dass er ein Mann geisthchen Standes,
doch freier Gesinnung war, ergiebt sich wieder aus zahlreichen
von Choulant gesammelten Stellen seines Werks.
Er selbst stellt sich in der Einleitung fast zu bescheiden nicht
als Verfasser, sondern nur als Uebersetzer eines Buches aus dem
Lateinischen dar, woran „ein hochgelerter man bey funfzehen
jaren colligiret und gearbeyt, und hat für sich genommen die hernach
genannten göttlich und natürlich lerer poeten und ander bewährt
doctores der arzney u. s. w." Nicht sehen bezieht er sich auch
auf „unser buch zu latein" oder bloss „unser buch." Es
fragt sich, wer war der Verfasser des Originals? Konrad selbst
sagt darübel', er zweifle, „ob magnus Albertus das buch hab
gemacht zu latein oder nit," er müsste es denn in seiner Jugend
geschrieben" haben. Mit vollem Recht theilt Choulant diesen Zweifel,
und räth auf das ihm unzugänghche, dem Albertus öfter zugeschriebene
Werk des T h oma s Canti p r a t a n u s de naturis
r e r u m . Dass er das Richtige getroffen, beweist eine Vergleichung
meiner Abschrift der drei botanischen Bücher dieses noch ungedruckten
Werks mit den entsprechenden zwei Büchern Konrads
vollständig. Aus diesem seinem Vorbilde nahm Konrad auch einen
grossen Theil der moralischen und theologischen Betrachtungen,
welche Choulant für sein Eigenthum hielt.
T h o m a s handelt von den Pflanzen in drei Büchern, lib. X
de arboribus communibus, lib. XI de arb. aromaticis, lib. XII de
herbis aromaticis; Konrad in zwei Büchern, Buch IX von den
Bäumen, Buch X von den Kräutern, aber im neunten Buch handelt
er: „des ersten von g emeyne n bäumen, darnach von wols
c h m e c k e n d e n und gar edlen bäumen." Also bei beiden
dieselbe Eintheilung, und beide schicken jeder der drei Abtheilungen
dieselbe allgemeine Einleitung voraus, und handeln meist von
denselben Pflanzen auf dieselbe Weise. Aber frei behandelt Konrad
sein Original, er lässt aus kürzt ab erweitert und erläutert, widerspricht
auch zuweilen; ganze Kapitel übergeht er, und liefert dafür
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andere von Pflanzen, die ihm wichtiger dünken, in weit grösserer
Zahl. Nach der Ausgabe von 1482 hat
von gemeinen Bäumen Thomas 51, Konrad 54,
von aromatischen ,, 32, „ 28,
von Kräutern ,, v 88^ • - ' - - •' • I ' • -
im Ganzen „ 114, „ 170.
Die Ausgabe von 1499 hat in jeder Abtheilung einen Artikel mehr,
und zwar die Kapitel vom Kriechbaum, Prinus, von dem
H o l t z Cass, Cassia ligna (sie!) und von der Hobwurtz,
Aristologia (scheint entstellt aus Hohlwurz). Ob sie unächt sind,
oder ob der Drukker vom Jahr 1482 sie aus Unachtsamkeit ausgelassen
hat, lässt sich ohne Vergleichung der ersten Ausgabe
nicht entscheiden. Im Vergleich mit seinem „Buch zu latein"
hat Konrad selbst ausgelassen in der ersten Abtheilung 9, in der
zweiten 5, in der dritten 2, im Ganzen 16 Pflanzen. Hinzugefügt
hat er in der ersten Abtheilung 13, in der zweiten nur 1 Pflanze,
die übrigen sämmtlich in der dritten Abtheilung, die bei ihm übqr
die Hälfte vermehrt ist. Woher er diese Zusätze, die doch schwerhch
sein Eigenthum sind, genommen, konnte ich nicht ermitteln.
All seine aus andern ältern Schriftstellern längst bekannten Pflanzen
aufzuzählen, wäre überflüssig. Als Probe der Behandlung
gebe ich lieber das erste einleitende Kapitel des Buchs von den
Kräutern, und zwar zur Vergleichung sowohl nach Thomas wie
auch nach Konrad. Orthographie und Interpunction erlaube ich
mir zu leichterm Verständniss ein wenig zu modernisiren.
( T h o m a e de Cant iprato) de n a tur i s rerum, über XII,
d e herbis aromaticis.
Primo generaliter dicendum est de herbis. Habet enim maximam
quaestionem, qualiter nascantur herbae sine praejacenti materia
vel semine. Solvi autem potest sie: terra in suis singulis operibus,
quae sensui subjacet humano, quatuor elementa cum suis
qualitatibus continet; unde certum est, quod terra ista composita
est, quamvis eam simplicem falsa assignatione vocamus. Nullus
enim veram et simplicem terram vel aquam tetigit, purum ignem
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