: Ifl
.i ? f-
•,; Ji
I
1
irl
i
I
I 'i
5t II
i f
- Ii
f
326 B u c h XV. Kap. 1. §. 45.
wird gerühmt. Als sich 1564 jene Epidemie, die man damals die
Pest nannte, auch über Zürich verbreitete, ahnte er zwar seinen
nahen Tod, doch weit entfernt sich wie Fuchs der Ansteckung
durch die Flucht zu entziehen, entwickelte er eine verdoppelte
praktisch-medicinische Thätigkeit, und machte seine Beobachtungen
über die Krankheit durch den Druck bekannt. Er entging ihr.
Als sie aber im Herbst 1565 wiederkehrte, und er ihr mit gleicher
Energie entgegentrat, und ihr manches Opfer entriss, raiFte sie ihn
selbst im neun und vierzigsten Jahre seines noch so viel verheissenden
Lebens dahin.
Das kleine Brustbild Gesners, was Schmiedel, der ein grosses
Oelbild von ihm kannte, seiner Biographie vorangestellt i), verräth
überaus edle Formen; und wie er, vielleicht ohne es zu wissen,
für sich einnahm, das zeigt schon die Menge der Freunde, die
sich ihm anschloss, von denen keiner ihm wieder abfiel, die Menge
der Gönner, die sich in der frühern Periode der Dürftigkeit seiner
annahmen. Sogar mit hoiFährtigen Männern, wie mit Leonhard
F u c h s , der noch dazu in ihm einen Nebenbuhler für seine Historia
stirpium fürchtete, mit M e l c h i o r Guilandinus und And
r e a Mat t iol i , zweien der zanksüchtigsten Gelehrten seiner Zeit,
die sich beide gar anmassend gegen ihn benommen hatten, wusste
Gesner durch seine Offenheit und Milde, wenn nicht immer ein
ganz ungetrübtes, doch auf die Dauer ein leidliches Verhältniss
zu bewahren. Aber der schönste Zug seines Charakters ist die
von aller Selbstsucht freie Lauterkeit seiner Absichten. Auf der
Rückseite des Titels seiner Bibliotheca universalis liest man die
Worte:
Non mihi, sed studiis communibus ista paravi.
Sic vos non vobis melliiicatis apes.
Und nie war ein Selbstlob begründeter, ja bezeichnend in viel
weiterem Umfange, als es gemeint war. Seine schriftstellerischen
1) Auch schon über der Vorrede sieht man drei Brustbilder in Medaillon,
rechts wieder Gesner, links Joachi m Camerarius den Jüngern, iti
der Mitte Tre w. Allein hier zeigt Gesners Bild, wiewohl es mehr ausgeführt
ist, doch weniger Ausdruck als das vor der Vita Gesneri.
B u c h XV. Kap. 1. §. 45. 327
Arbeiten lassen sich füglich in solche eintheilen, auf welche jenes
Distichon nur in so fern passt, als er stets, auch in der frühem
Zeit, als er noch des Geldes wegen zu schreiben genothigt war,
rein wissenschaftliche Interessen verfolgte; und in solche, iur die
es noch eine ganz andre Bedeutung gewinnt. Denn unablässig
war er bemüht die Werke Anderer zu Gunsten Anderer herauszugeben.
Er vollendete sie, wenn sie noch unfertig waren, oder
versah sie mit Anmerkungen, mit inhaltreichen Vorreden oder
stutzte sie auf andre Weise zu, um sie in einer des Verfassers
würdigen Gestalt an's Licht treten zu lassen, und stellte seme
eignen Unternehmungen dagegen zurück. So behandelte er, wie
wir bereits sahen, den schriftstellerischen Nachlass des Valerius
C o r d u s , der seinen Nachruhm ihm allein verdankt; so vollendete
und verbesserte er seines Freundes Moibanus kaum halbfertige
Recension der Euporista des Dioskorides i), dedicirte das Werk
dem Magistrat der Stadt Augsburg, der Moibanus gedient hatte,
mit einer dringenden Empfehlung der in Dürftigkeit hinterlassenen
Waisen des Verfassers, und liess ihnen das Honorar auszahlen,
was er für das Buch empfing; so schrieb er, dem ihm befreundeten
Buchhändler Wendel i n Rihelius zu gefallen, eme noch
immer werthvolle Vorrede zu dessen lateinischer Ausgabe des
T r a g u s , „in qua enumerantur, qui de plantis quovis
modo in hunc usque diem aliquid literis prodiderunt;
und so noch manches andre.
Von Gesners eignen Werken liegen die meisten ausserhalb
1) Ich gebe hier ein'^n kleinen Nachtrag zu Band II, Seite 110^ meines
Werks. Dort wagte ich die Aechthei t der Euporista gegen Sprengel
in Schutz zu nehmen. Jetzt ersehe ich aus Gesners Vorrede zu den Euporisten
und dem ihr vorangehenden Schreiben Gassers, dass sowohl Moibanus
wie Gesner selbst das Werk anfangs auch für unächt hielten sich jedoch
süäter von seiner Aechtheit überzeugten. Beide begründen ihr Urtheü durch
specielte Nachweisungen, welche Saracenus, indem er dieselbe Memung
aussprach, nur summarisch wiederholte, und welche Sprengel, der d.e
Euporista für untergeschoben erklärt, ganz ignorirt. Seme Emwurfe sind
meist dieselben, welche Gesner früher machte, später aber wegen der uberwiegenden
Gegengründe wieder verwarf.