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B u c h XIL Kap. 1. §. 2. B u c h XII. Kap. 1. §.2. 15
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ZU P a d u a (nicht Pavia, wie man hin und wieder, sogar auch bei
Jourdain, irrthümlich liest), der mii 1222 gegründeten, schnell und
kräftig aufblühenden Rechtsschule, die so viele vornehme Deutsche
anlockte, und ihnen als bevorzugter Nation sogar besondre Privilegien
ertheilte. Dass Albert zuvor wirklich auch Paris besucht
habe, ist eine von Joh. Heinr . H e i s t e r ersonnene, von Echard i)
nicht unwahrscheinhch gefundene Hypothese, die durch nichts unterstützt
wird als dadurch, dass viele Theologen dahin gingen, und
daher voraussetzt, was erst zu beweisen wäre, dass Albert von
Haus aus zur Theologie bestimmt gewesen. Wir finden ihn ferner
zu Padua in Begleitung eines Oheims, der sich seinem Eintritt in
den Orden der Dominicaner längere Zeit hindurch hartnäckig widersetzte.
Auch das bestärkt mich in meiner Vermuthung.
Schon hier scheint indess sein Geist die naturwissens
c h a f t l i c h phi losophi sche Ei c h tu n g angenommen und die
e n t h u s i a s t i s c h e Neigung zum Aristoteles gefasst zu
haben, die ihn später so gross machten 2); und man bilde sich
nicht ein, dass es auf der jungen Rechtsschule an Hülfsmitteln
und Vorbildern dazu gebrach. Denn wenn gleich Scholaren und
Baccalaureen der freien Künste daselbst vor 1262 nicht vorkommen
3), so folgt daraus nicht, dass sie noch nicht existirten, sondern
nur, dass sie noch keine von der juristischen abgesonderte
Corporation oder Universität nach damaligem Sprachgebrauch bildeten,
sondern noch der juristischen Universität zugerechnet wurden.
Albert selbst nennt Padua eine Stadt, worin das Studium
der Wissenschaf t s e i t l a n g e r Zei t geblüht habe'»). Er selbst
1) Echard pag. 163 mit Bezugnahme auf Jo. Henr. Heister syntagma
svffraganeorum Coloniensium. Cohniae 1641 in 8. Ich kenne dies Werk nicht,
tibi Alherti nostri aetatem et acta varios in annos digesta melioribus conjeciuris ad
legitimam satis chronologiam revocat, wie Echard sagt.
2) Dasselbe vermuthet aus andern Gründen schon Tennemann, Geschichte
der Philosophie Vlll, S. 485.
3) Savigny, Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter III, S. 276 j f .
der zweiten Ausgabe von 1834,
4) Albertus Magnus de natura locorum tractat, III, cap, 2 (opp, V, pag.
286): „in qua multo tempore viguit Studium literarum.^'' Etwas anders lautet
theilt uns sogar drei naturwissenschaftliche Beobachtungen mit,
welche er die eine ohne nähere Ortsbezeichnung in der Lombardei,
die zweite in Padua, die dritte bei einem Aufenthalt in dem benachbarten
Venedig machte. Aus der Lombardei beschreibt er
ein lange anhaltendes weit verbreitetes Erdbeben i). Aus Padua
erzählt er von einem Brunnen, worin zwei Männer, die nach einander
hinabstiegen, erstickten, und von dem ein dritter, der sich
nur überlehnte, um nach den andern zu sehen, betäubt ward 2).
In Venedig fand man beim Zersägen eines Marmorblocks eine
Zeichnung im Stein wie ein gekröntes langbärtiges Menschenhaupt.
Nur die Mitte der Stirn erstreckte sich zu hoch nach oben. Ihn
fragte man nach der Ursache dieses Phänomens, er musste also
schon in einem gewissen Ruf als Naturforscher stehen. Er antwortete,
der Stein habe sich aus coagulirtem Dampf gebildet, w-elcher
in der Mitte durch übermässige Hitze zu hoch empor getrieben
sei 3). Diese Antwort, deren Werth auf sich beruhen mag, schmeckt
so unverkennbar nach peripatetischer Naturdeutung, dass ich daraus
schon um diese Zeit auf Alberts Bekanntschaft mit ächten
oder unächten aristotelischen Schriften schliessen möchte, vielleicht
mit den Meteoren, vielleicht auch nur mit des Nikolaos, damals
noch für aristotelisch gehaltener Schrift von den Pflanzen, deren
zweites Buch gelegentlich auch von der Steinbildung handelt. Ja
was noch mehr, schon Petrus de Prussia, der in Albert hauptsächlich
nur den Theologen und Heiligen bewundert, versichert
gleichwohl, nach kurzem Aufenthalt zu Padua hätte Albert all
seine Zeitgenossen, d. h. Mitschüler, durch seine Studien so weit
übertrofFen, dass man ihn schlechthin den Philosophen zu
nennen pflegte.
Bei dieser Geistesrichtung konnte ihn das Studium der Rechte
dieselbe Stelle bei Petrus de Prussia cap. 2, pag. 81: „in qua flornit Studium
ante parvum tempus. Vermuthlich citirte er sie nach dem Gedächtniss.
1) Alberti Magni meteoros. Hb. I I I , tractat. II, cap. 9 (opp. vol. II,
pag. 95).
2) Ibidem cap. 12 (pag. 97,)
3) Ejus dem de mineralibus Hb, I I , tractat I I I , cap. 1 (opp. ibidem pag, 238),