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394 B u c h XV. Kap. 3. §. 56.
Auf die Entwickelung der Botanik überhaupt scheint er indess
wenig Einfluss ausgeübt zu haben. Mir war es nicht vergönnt
das Werk kennen zu lernen, welches, obgleich in Deutschland
gedruckt, in Folge englischer Bibliomanie schon früh äusserst selten
und unverhältnissmässig kostbar geworden ist. Die beiden ersten
Theile sollen in alphabetischer Ordnung die Pflanzen der Alten
und deren Deutung enthalten, der dritte die neuerlich entdeckten
besonders der beiden Indien.
Erst zehn Jahr später 1578 erschien wieder A n ieuwe herb
a l l or history of plants etc. von H e n r y Lyte, doch kein neues
Werk, sondern eine Uebersetzung des frühern von Dodoens,
und nicht einmal-nach dem Original, sondern nach des Clusius
f r a n z ö s i s c h e r Ueber setzung ins Englische übersetzt, wenn
auch mit wenigen unbedeutenden Zusätzen. Für die allgemeine
Geschichte der Botanik hat dies Werk mithin keinen Werth.
Auf Lyte folgte in England als Schriftsteller über specielle
Botanik unmittelbar de l 'Obel , von welchem ich schon unter den
Niederländern sprach; und damit stehen wir schon an der Grenze
unsrer Periode.
§• 56
J a c q u e s Dalechamps.
Von de l'Ecluses und de l'Obel, die sich als französische
Schriftsteller betrachten Messen, sprach ich schon bei den Niederländern;
von einigen französischen Reisenden, welche die Pflanzenkunde
bereicherten, werde ich im folgenden Kapitel sprechen; und
so wäre aus Frankreich für diese Periode genau genommen kein
einigermaassen bedeutender Schriftsteller über specielle Botanik
anzuführen. Denn D a l e c h amp s Werk erschien, obgleich lange
vorbereitet, erst drei Jahr nach dem des Cesalpini, womit wir die
neue Periode eröffnen wollen. Doch erlaube ich mir den kleinen
Anachronismus, schon hier davon zu sprechen, weil kein Werk
sich besser zum Abschluss unsrer Periode eignet, indem es alles
von allen Nationen für Botanik darin Geleistete ziemlich vollständig
B u c h XV. Kap. 3. §. 56. 395
noch einmal zusammenfasst, doch Cesalpini noch keinen Einfluss
darauf übte.
Des Dalechamps Lebenslauf ist sehr einfach. Im Jahr lold
zu Caen geboren, studirte er zu Montpellier unter Rondeletius
Medicin, promovirte 1547, Hess sich 1552 als praktischer Arzt in
Lyon nieder, und verharrte in dieser Stellung bis an seinen Tod
im Jahr 1588. Mehr Philologe als beobachtender Naturforscher,
wiewohl es ihm an einer ausgebreiteten medicinisch naturwissenschaftlichen
Gelehrsamkeit nicht fehlte, und wir ihm sogar manche
neue Entdeckung verdanken, beschäftigte er sich vorzugsweise mit
den Werken der Alten. Er übersetzte den A the n ä o s, verbesserte
gelegentlich dessen Text^), und lieferte eine schätzbare Recension
des P l i n i u s nach sechs Handschriften und den wichtigsten ältern
Ausgaben. Auch eine anonyme Ausgabe des C a e l i u s Aurelianus
von 1566 schreibt man ihm zu, kleinerer den Paulos Aeginetes
und den Galenos betreffender Arbeiten nicht zu gedenken.
Was ihm aber hier seinen Platz giebt, ist die sogenannte
H i s t o r i a plantarum Lugdunens i s , wie man sie zu citiren
pflegt. Ihr voller Titel lautet:
H i s t o r i a generalis plantarum, in libros XVIII per certas
classes artificiose digesta, Haec plusquam mille imaginibus
plantarum locupletior superioribus, omnes propemodum, quae
ab antiquis scriptoribus Graecis Latinis Arabibus nominantur:
nec non eas, quae in Orientis atque Occidentis partibus ante
seculum nostrum incognitis repertae fuerunt, tibi exhibet.
Habes etiam earundem plantarum peculiaria diversis nationibus
nomina: habes amplas descriptiones, e quibus singularum
genus, formam, ubi crescant et quo tempore vigeant, nativum
temperamentum, vires denique in medicina proprias cognosces.
1) Nach Du Petit Thouar^ im Artikel Dalechamps der Biographie universelle
tom. X, pag. ài3 soll er den Text des Athenäos nebst Commentar und
Uebersetzung zu Lyon 1552 in fol. herausgegeben haben. Ich finde diese
Ausgabe weder beiFabricius noch bei den neuernBibliographen. Meines Wissens
erschien die Uebersetzung ohne den Text Liigduni 1Ô83 in fol, und später in
den Ausgaben des Casoubonus.
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